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Lehman-Pleite: Den Sturm besiegt

George Walker denkt mit Sorgen und Erleichterung zugleich an den 15. September 2008 zurück. Als heute vor sieben Jahren die Investmentbank Lehman Brothers kollabierte, erlebte der Chef von Neuberger Berman den Monstersturm im Finanzsektor hautnah mit. Lehman hatte die traditionsreiche Vermögensverwaltungsgesellschaft 2003 übernommen, weshalb der Zusammenbruch des Mutterhauses auch ihre Existenz gefährdete.

«Diese Zeit war unglaublich schwierig für uns», erinnert sich Walker. Kunden fürchteten um ihr Vermögen und Mitarbeitende um ihren Arbeitsplatz. «Wir sind deshalb sehr stolz darauf, dass wir diese Phase unbeschadet überstehen konnten und fast keine Investoren verloren hatten», sagt er während eines Gesprächs am Hauptsitz in Midtown Manhattan. «Heute stehen wir besser da als je zuvor», fügt er hinzu.

Zum Vorteil kam Walker, dass er das Finanzgeschäft im Blut hat. Mit seinem zurückhaltenden Naturell scheinen ihm Fragen zur Familiengeschichte zwar eher unangenehm. An Wallstreet ist der Name Walker jedoch seit Jahrzehnten ein fester Begriff.

Boxen und Banking

Als Bankier war bereits sein Urgrossvater tätig. Der passionierte Golfer und Boxer, der sich im Bundesstaat Missouri den Amateurtitel in der Schwergewichtsklasse erkämpfte, leitete das Investmenthaus W.A. Harriman & Co. Es wurde später in Brown Brothers Harriman umfirmiert und ist heute die grösste Privatbank der USA.

In seinen Fussstapfen folgte Walkers Grossvater, der Anfang der Sechzigerjahre den Baseballclub New York Mets mitbegründete. Sein Vater leitete das Brokerhaus Stifel, Nicolaus & Co., versuchte sich später als Politiker und leitete von 2003 bis 2006 die amerikanische US-Botschaft in Ungarn. Es erstaunt daher kaum, dass es auch den Sohn in die Finanzbranche zog.

In St. Louis aufgewachsen, absolvierte George Walker zunächst ein Grundstudium in europäischer Geschichte und Ökonomie an der University of Pennsylvania. Dort machte er dann an der renommierten Wharton School einen Abschluss in Finanzwirtschaft. Seine berufliche Karriere begann er beim Investmenthaus Goldman Sachs, das ihn 1998 zum Partner machte.

Im Epizentrum der Finanzkrise

Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung übernahm Walker 2006 die Leitung des Vermögensverwaltungsgeschäfts von Lehman Brothers. Er konnte damals nicht ahnen, dass er bereits zwei Jahre später ins Epizentrum der Finanzkrise geraten würde.

1939 gegründet, galt Neuberger Berman als Perle im Portfolio der Wallstreet-Bank. Das Geschäft geriet deshalb rasch ins Visier des Private-Equity-Hauses Bain Capital, als es nach dem Bankrott von Lehman um die Veräusserung der Konkursmasse ging.

Kurz bevor der Verkauf an Bain unter Dach und Fach war, lancierten Walker und sein Managementteam ein Gegenangebot. Er und seine Partner übernahmen 51% an Neuberger Berman, während der restliche Anteil zunächst in der Nachlassgesellschaft von Lehman verblieb und über die nächsten Jahre tranchenweise an die neuen Mehrheitseigner überführt wurde.

Ende 2014 hat Walker den letzten Check für die Transaktion ausgestellt, womit das Kapitel Lehman in der Firmengeschichte endgültig abgeschlossen ist. Der letzte Vertreter der Nachlassgesellschaft ist im Frühling aus dem Verwaltungsrat ausgetreten und hat seinen Sitz für MetLife-Chef Steven Kandarian frei gemacht.

Chancen in China

Im Rückblick hat sich der Deal als Glücksfall erwiesen, zählt Neuberger Berman heute doch zu den Topadressen in der US-Vermögensverwaltung. Die Investmentboutique bewirtschaftet über 250 Mrd. $ an Kundengeldern und hat ihre Präsenz rund um den Globus ausgebaut. Dazu zählt auch eine Niederlassung in Zürich.

«Wir engagieren uns selektiv in unterbewerteten Aktien sowie Bonds und sind ebenfalls im Private-Equity-Bereich tätig», beschreibt Walker die Anlagephilosophie. Dabei wagt sich das Unternehmen auch in Bereiche wie Emerging Markets, Hochzinsanleihen und alternative Anlagen vor.

Gegenwärtig sieht Walker beispielsweise Chancen in China: «Die Schwankungen im chinesischen Aktienmarkt werden zwar gross bleiben», räumt er ein. «Der Ausverkauf eröffnet aber auch attraktive Möglichkeiten zum Einstieg in Unternehmen mit robustem Wachstum, deren Aktien während der Panikverkäufe gelitten haben.»

Mit Interesse verfolgt der 46-Jährige, der mit seiner Frau und drei Kindern im New Yorker Stadtteil Greenwich Village lebt, zudem, was sich derzeit in der politischen Landschaft abspielt. Als Cousin zweiten Grades des republikanischen Präsidentschaftsanwärters Jeb Bush steht für ihn ausser Frage, wer der beste Kandidat für den Job im Weissen Haus ist.

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