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Roche-CEO: «Mega-Merger undenkbar»

«Letztlich wird die Gesellschaft innovative Produkte honorieren», ist Severin Schwan zuversichtlich.

Roche-CEO Severin Schwan sieht den Pharmamarkt am Anfang einer «wissenschaftlichen Revolution», wie er am Dienstagabend in Frankfurt erklärte. Vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW) sagte er, erst seit einigen Jahren sei dank der Genforschung nachvollziehbar, was in Krankheiten «schieflaufe». Daraus liessen sich wichtige Schlüsse für die Medikamentenentwicklung ziehen. Viel verspricht er sich von der neuen Generation der Immuntherapien, die den Krebs durch die Aktivierung des körpereigenen Immunsystems bekämpfen sollen.

Was die Kostenfrage betreffe, sei dies auszuhandeln. «Letztlich wird die Gesellschaft innovative Produkte honorieren», ist der österreichische Manager zuversichtlich. Grosse Bedeutung misst er dabei auch der Digitalisierung des Gesundheitswesens bei. Es gebe einen «unglaublichen Schatz an Daten», der bisher nicht genutzt werde. «A la longue» werde es darum auch zu Partnerschaften etwa mit Unternehmen wie Apple oder Google kommen. Heute sehe aber noch keiner so klar, in welche Richtung dies gehen werde.

Vorteil eines stabilen Aktionariats

Angesprochen auf die Frage, inwieweit Roche an der laufenden Fusions- und Übernahmewelle im Pharmasektor mitmachen wolle, schloss Schwan grosse Schritte erneut aus. «Es ist völlig undenkbar, in Mega-Merger hineinzugehen», sagte er, womit er unter anderem auch auf die immer wiederkehrenden Spekulationen anspielte, Grossaktionär Novartis (33,3%) könnte an einem Zusammenschluss interessiert sein. Damit würde zerstört, was Roche ausmache, sagte der Manager. Um Innovationen zu schaffen, spiele Grösse keine zentrale Rolle. Selektive Akquisitionen in Bereichen, die das bestehende Geschäft fördern oder ausbauen, schloss er jedoch – wie er auch gegenüber FuW bereits ausgeführt hatte – nicht aus.

Schwan betonte zudem, der dominante Einfluss der Nachkommen der Gründerfamilien Oeri und Hoffmann im Aktionariat sei dabei von Vorteil. Zusammen halten die Nachkommen 50,1% der Stimmrechte. Ihr Ziel sei, das Unternehmen in guter Verfassung an die nächste Generation weitergeben zu können, sagte Schwan. Das stabile Aktionariat ermögliche es Roche, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und nicht auf kurzfristige Entscheide angewiesen zu sein.

«Ich halte es für einen riesigen strategischen Vorteil, das Richtige tun zu können», sagte Schwan. In der Pharmabranche sei langfristiges Denken nötig. «Die gute finanzielle Verfassung geht auf Entscheidungen meines Vor-Vorgängers zurück», fügte er hinzu und nannte explizit die 1990 eingegangene Beteiligung am US-Biotech-Konzern Genentech, die Roche zunächst «zwölf bis dreizehn Jahre durchgefüttert» habe, bis sich der finanzielle Erfolg einstellte. Auch die Entwicklung der PCR-Technologie sei lange verlustreich gewesen.

Kritik an Standortbedingungen in Europa

Dabei übte er leise Kritik an den Standortbedingungen. Die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative drohe «prohibitive Rahmenbedingungen» zu schaffen. Schwan ergänzte, er sei aber zuversichtlich, dass es der Schweiz gelinge, eine pragmatische Lösung mit der EU zu finden.

Punkto Deutschland monierte er, dass es zwar in einigen Teilbereichen exzellente Institutionen gebe, wie die Max-Planck-Institute oder das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Die Bildung von Clustern werde aber vernachlässigt. So würden mit dem Giesskannenprinzip Fördermittel verteilt, statt sie konzentriert einzusetzen: «Alles abdecken zu wollen, ist Gift und schafft Mittelmass.»

Anders als Europa betreibe zudem China Industriepolitik und wolle gezielt eine Life-Science-Branche aufbauen. Europäische Politiker hätten die Gesundheitsbranche vor einiger Zeit aber wieder als Wirtschaftsfaktor entdeckt. Und nachdem die US-Aufsichtsbehörde FDA ein schnelleres Zulassungsverfahren eingeführt hat, das auf einem sehr frühen Austausch von Informationen basiert, sieht Schwan auch in Europa Anstrengungen, den Zulassungsprozess zu beschleunigen.

Aus Sicht eines forschenden Unternehmens fand der CEO schliesslich lobende Worte für die Cluster in der Bay Area in Kalifornien und Boston/New York (USA) sowie London/Cambridge/Oxford (Grossbritannien). In der Schweiz sei die Region Basel/Nordwestschweiz zusammen mit der ETH nennenswert.

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