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Krönung einer Lebensaufgabe

Juan-Carlos Torres, CEO der 260-jährigen Uhrenmanufaktur Vacheron Constantin.

Der Anruf kam morgens um 8 Uhr vor genau zehn Jahren, und das Gespräch musste niemand bereuen. Richemont-CEO Norbert Platt bot Juan-Carlos Torres an, die Führung von Vacheron Constantin zu übernehmen. In der Folge beschleunigte die ehrwürdige Manufaktur – vor 260 Jahren in Genf gegründet und nie dazu gezwungen, den Betrieb stillzulegen – die Rückeroberung ihrer alten Spitzenposition in der Haute Horlogerie dramatisch.

Zum 260. Geburtstag legt die Manufaktur eine Uhr mit weltweit bislang nicht erreichten Extremleistungen vor. Das auf Kundenwunsch entstandene Einzelstück glänzt mit 57 Komplikationen, darunter einem ewigen jüdischen Kalender und einem Chronographen Rattrapante mit zwei – noch dazu retrograd angeordneten – Schleppzeigern.

Acht Jahre für ein Einzelstück

Acht Jahre lang tüftelten drei Spitzenuhrmacher aus dem Atelier Cabinotiers, der Spezialabteilung für die individuellen Kundenwünsche, bis das geniale Einzelstück endlich parat war. Es hat keinen Namen und begnügt sich mit einer schlichten Referenznummer (57260). Wohl für 57 Komplikationen und 260 Jahre.

Damit hat die Exzellenzmanufaktur definitiv ihren Spitzenplatz in der Genfer Haute Horlogerie zurückerobert. Juan-Carlos Torres hat ein Ziel erreicht, an das noch vor zehn Jahren niemand ernsthaft geglaubt hätte. Jahrzehntelang lasteten schwere Sorgen auf dem Traditionshaus. Der Untergang schien zeitweise wahrscheinlicher als die Renaissance, und niemand wusste es besser als der erzsympathische Mann mit dem kurz getrimmten Schnurrbart, der als Hilfsbuchhalter angefangen hatte.

Der Einstieg

Als der junge Aide comptable am 3. Januar 1981 zum Dienst im alten Stammsitz am Quai de l’Ile antrat, lernte er als Erstes, dass Büromaterial nur «montags und mittwochs von 8 bis 8.30 Uhr abgegeben wurde. Ich erhielt einen Block, drei Bleistifte und einen grünen Radiergummi. Es gab eine Caran-d’Ache-Spitzmaschine für die ganze Etage draussen auf dem Gang. Ein neuer Bleistift war nur erhältlich nach Vorlage des abgespitzten alten. Wir waren drei Personen in der Finanzbuchhaltung, verloren uns aber auf einer Fläche von 300 Quadratmetern.»

24 Jahre später wurde der gebürtige Katalane der neue Chef. Das Richemont-Management hatte Torres’ Arbeit bei der Integration nach der Übernahme 1996 beobachtet und sich von seinen Leistungen überzeugen können.

Er kannte das Haus wie kein zweiter, hatte alle Abteilung mit Ausnahme der Uhrmacherei durchlaufen, war mit Ein- und Verkauf ebenso vertraut wie mit dem Personalwesen. Dazu kannte er dank nächtelanger Fachsimpeleien mit den alten treuen Uhrmachern die epische Vacheron-Constantin-Geschichte und die exzellente Handwerksethik in- und auswendig. Dass er nicht die Harvard Business School absolviert oder doch wenigstens in St. Gallen studiert hatte, nahm man dafür in Kauf.

Es war eine für Richemont lukrative Wahl. Die Durchschnittspreise bei Vacheron Constantin kletterten noch etwas schneller als bislang gewohnt, und auch die Nachfrage zog kräftig an.

Nerven behalten

Für das Vacheron-Urgestein sprach aber auch, dass er in der Finanzkrise 2008 die Nerven behielt und niemanden vor die Tür stellte. Juan Carlos Torres ist eben auch ein Mann mit grossen menschlichen Qualitäten. Es fiele ihm nie ein, morgens um zwei einen Mitarbeiter anzurufen, nur weil ihm gerade eine vermeintlich geniale Idee kam.

Tritt «Charlie», wie er meist genannt wird, offiziell für Vacheron Constantin auf, berichtet er gerne, dass ihm seine Mitarbeiter gesagt hätten, was er zu tun habe. Er ist eben wirklich souverän und alles andere als egoman.

Persönlich pflegt er keine übertriebenen Ansprüche. Etwas Rotwein und eine Schwäche für Vintage Cars. Womit Juan-Carlos «Charlie» Torres auch in dieser Beziehung bestens zu Vacheron Constantin passt.

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