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Nordkoreas Charme-Offensive stösst auf Misstrauen

Demonstration für eine koreanische Wiedervereinigung in Seoul am Samstag.

Es ist ein Paukenschlag: Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA hat am Samstag bekannt gegeben, dass das Land keine Atomwaffen und Interkontinentalraketen mehr testen wolle. Es ist ein deutliches Zugeständnis vor dem historischen Gipfel am Freitag, für den Kim Jong-un als erster nordkoreanischer Führer die Grenze in den Süden überschreiten wird.

Die Entwicklung in Richtung Entspannung zwischen den zwei Ländern, die sich formell immer noch im Kriegszustand befinden, ist rasant. Noch im November wurde an der Grenzlinie geschossen. Ein nordkoreanischer Soldat hatte sich in den Süden abgesetzt, auf ihn hatten seine Kameraden gezielt.

Einmalige Charmeoffensive

Vor der Teilnahme an der Winterolympiade in Pyeongchang hatte Nordkorea mit einer einmaligen Charmeoffensive begonnen. Der Süden hat die Chance zu einer Annäherung gerne angenommen. Südkoreanische Musiker – selbst eine Kpop-Band – durften Anfang April im Norden auftreten.

Nordkorea hat erklärt, ein Test von Atomwaffen sei nicht mehr notwendig, da man ihre Entwicklung «erfolgreich abgeschlossen» habe. Schon Mitte April wurde bekannt, dass Nordkorea nicht mehr auf den Abzug der US-Soldaten von der koreanischen Halbinsel bestehe. Und das diesen Monat laufende Manöver zwischen Südkorea und den Amerikanern – das durch den Lärm von Düsenjets auch den Bewohnern von Seoul immer wieder präsent wird – wurde anders als sonst durch den Norden nicht verurteilt.

Schmerzhafte Sanktionen

Die Regierung in Pjöngjang hat mit den Entspannungsbemühungen wohl vor allem wirtschaftliche Interessen im Sinn. Die Vereinten Nationen haben zuletzt Anfang März die Sanktionen für den Handel mit Nordkorea deutlich verschärft. Zuletzt hat gemäss Beobachtern auch China diese Beschränkungen konsequenter umgesetzt. Nach Augenzeugenberichten wird Treibstoff knapp, Fabriken müssen schliessen. Mit einem Friedensvertrag mit dem Süden könnten wohl auch die Sanktionen bald Geschichte sein.

Doch die bisherige Symbolpolitik des Nordens kann nicht alle überzeugen. Das Misstrauen im Süden ist angesichts von immer wieder gescheiterten Annäherungsversuchen gross. Am Wochenende gab es in der Innenstadt von Seoul Demonstrationen für und gegen die Annäherung.

Präsident in der Kritik

Südkoreas Präsidenten Moon Jae-in, Kind von nordkoreanischen Flüchtlingen, wird Naivität im Umgang mit dem Norden unterstellt. Manche politischen Gegner bezeichnen ihn gar als verdeckten Kommunisten.

Der Vorsitzende der oppositionellen Freiheitspartei, Hong Joon-pyo, schrieb auf seiner Facebook-Seite: Die Regierung Moon verhalte sich, als habe der Norden schon den Abbau der Atomwaffen angekündigt. Aber man solle vorsichtig bleiben – er erinnert an das Jahr 2008, als die Hoffnung auf einen nordkoreanischen Atomwaffenabbau schon einmal enttäuscht wurde.

Doch selbst die Anhänger von Moon Jae-in glauben kaum, dass sich Nordkorea bald grundsätzlich wandeln wird. Ein Friedensvertrag und die Aufhebung der Sanktionen könnten das Regime im Norden festigen. Und damit eine Öffnung Nordkoreas und schlussendlich eine Wiedervereinigung noch illusorischer erscheinen lassen.