Sponsored Blogs / M&G Bondvigilantes

Ist China wirklich ein Währungsmanipulant?

Claudia Calich

Gestern Abend bezeichnete das US-Finanzministerium China als Währungsmanipulant. Dies ist in der Vergangenheit bereits einige Male passiert, zuletzt 1994. China steht zwar seit einiger Zeit (neben mehreren anderen Ländern) auf der Beobachtungsliste des US-Finanzministeriums, doch der letzte im Mai veröffentlichte Bericht des US-Finanzministeriums bezichtigte China nicht der Manipulation. Somit stellt sich die Frage, was sich zwischen damals und heute geändert hat.

Die Kriterien basieren auf der nachfolgenden Tabelle. Eines der Probleme bei den Kriterien ist, dass sie sich auf die nominal grössten bilateralen Handelsdefizite konzentrieren. Dies reduziert die Notwendigkeit, bilaterale Ungleichgewichte für Volkswirtschaften zu kontrollieren, die viel kleiner sind und bei denen der Überschuss hoch (in Prozent der Wirtschaftsleistung), aber nominal gering sein kann. Ein Beispiel ist Israel, eine kleine Volkswirtschaft, die einen höheren Überschuss in Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts erzielt hat als einige andere Länder auf der Überwachungsliste (siehe unseren vorherigen Blog-Beitrag). Das bedeutet auch, dass eine kleine offene Volkswirtschaft wie Thailand knapp unter den willkürlichen Grenzwert von 20 Milliarden US-Dollar fallen würde, wohingegen Indien, eine grössere geschlossene Volkswirtschaft, die Schwelle knapp überschreiten würde.

Nach den jüngsten Schätzungen des US-Finanzministeriums (China veröffentlicht diese Daten nicht) hat China während eines grossen Teils des letzten Jahres nicht wesentlich in die Währung eingegriffen. Wenn überhaupt, dann verkaufte China USD-Reserven, um eine schnellere Abwertung in den Jahren 2015/2016 zu verhindern, als das Land die Kapitalkontrollen weiter verschärfte. Auf Basis von Daten der People Bank of China (PBoC) glauben wir nicht, dass das Reich der Mitte seitdem wesentlich interveniert hat, um seine Währung zu schwächen. Der Renminbi hat jetzt aber den Rubikon von 7 überschritten.

Das US-Finanzministerium ist der Ansicht, dass Chinas Reserven „den üblichen Massstab für die Angemessenheit der Reserven überschreiten“. Das mag für ein Land mit Kapitalverkehrskontrollen zutreffen, aber da China bestrebt ist, seine Kapitalbilanz schrittweise zu öffnen, scheint das Niveau nicht übertrieben zu sein. Die Reserven sind seit 2017 mit 3,1 Billionen US-Dollar relativ stabil, so dass die nachfolgenden Berechnungen des IWF nach wie vor gültig sind.

Bei den oben beschriebenen Kriterien scheint sich seit Mai nichts geändert zu haben, ausser dass sich der Handelskrieg zwischen den beiden Ländern verschärft hat. China erzielt seit einiger Zeit grosse bilaterale Handelsüberschüsse mit den USA und die Vorwürfe der USA in Bezug auf Protektionismus und staatliche Subventionen sind berechtigt, aber nichts Neues.

Nach der jüngsten Ankündigung der USA, Zölle in Höhe von 10% auf zusätzliche chinesische Waren im Wert von 300 Milliarden US-Dollar zu erheben, gestattete die PBoC dem Renminbi, die genau beobachtete Schwelle von 7 zu überschreiten, aber die Abwertung entsprach in etwa der anderer asiatischer Währungen. Wenn überhaupt, hatte der Renminbi bis vor kurzem weniger abgewertet als die Nachbarwährungen, was die PBoC bei der Festlegung ihres täglichen Kursniveaus genau überwacht.

Und was schliessen wir daraus? Die Daten allein rechtfertigen nicht, warum China jetzt der Manipulation bezichtigt wurde, im Gegensatz zu Mai oder Oktober, wenn der nächste Bericht des US-Finanzministeriums veröffentlicht werden soll. Der Handelskrieg eskaliert weiter und das Timing hängt viel stärker damit zusammen, als es die Daten vermuten lassen. Es ist noch nicht vorbei. Bleiben Sie dran.