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Lockern ist nicht gleich lockern

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat wieder einmal alle überrascht. Die Euphorie über eine absehbare monetäre Lockerung, die EZB-Chef Mario Draghi in Jackson Hole gezündet hatte, flaute vor dem monatlichen Treffen des Zentralbankrats ab. Die EZB könne noch gar nichts beschliessen, wendeten Beobachter ein. Am Donnerstag hat sie das Gegenteil bewiesen: eine Zinssenkung, ein Kaufprogramm für ABS-Papiere und Pfandbriefe ab Oktober, zusätzlich zur Liquiditätsspritze an Banken für neue Unternehmenskredite, die in Kürze startet.

Die Reaktion war entsprechend: Kursgewinne an den Börsen und niedrigere Notierungen des Euros. Ganz so, wie die EZB es sich wünscht. Mario Draghi versteht es, die Finanzmärkte für seine Politik zu begeistern.

Schwieriger dürfte es sein, das Publikum davon zu überzeugen, dass die Massnahmen das Optimum darstellen. Sie sind ein innovativer und mutiger Schritt, um die Stagnation zu überwinden. Euroland soll nicht mit Liquidität geflutet werden, sondern die EZB mischt sich in die Kreditallokation der Banken an Unternehmen und Privathaushalte ein. Sie hat die Instrumente so geschneidert, dass sie nur hierfür taugen. In der Überzeugung, dass nur auf diese Weise das neu geschöpfte Geld dort ankommt, wo es ankommen soll: in der Realwirtschaft. Die EZB spricht von Credit Easing, einer  Lockerung der Kreditbedingungen. Bis das wirkt, wird aber viel Zeit vergehen.

Die euphorische Reaktion auf das Treffen ist indes der Erwartung geschuldet, dass die EZB am Ende doch noch quantitativ lockert, also rasch und grosszügig Staatsanleihen kauft und damit eine zu Ende gehende Rally am Bondmarkt neu entfacht. Draghi liess am Donnerstag durchblicken, dass er auch dazu bereit sei.