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SNB-Mindestkurs kommt unter Druck

Die Massnahmen der EZB schwächen den Euro und drücken den Wechselkurs zum Franken nach unten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt ihren Leitzins überraschend auf das Rekordtief von 0,05%. Der Einlagenzins fällt ebenfalls zehn Basispunkte auf –0,2%. ( Lesen Sie mehr dazu hier. )

Die Massnahmen schwächen den Euro und drücken den Wechselkurs zum Franken nach unten. Er ist am Donnerstagnachmittag auf 1.2054 Fr./€ gesunken und befindet sich gefährlich nahe an der Untergrenze der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

Abwärtsdruck am Terminmarkt

Bereits seit Anfang August hat sich der Kurs stetig abwärts bewegt, von 1.2177 Fr./€ auf das Tief von 1.2049 Fr./€ Ende Monat. Ursache dafür war der schwache Euro, angesichts der Konjunkturschwäche und der geringen Inflation in der Währungsunion. Der Zinsvorteil des Euros zum Franken ist dahingeschmolzen, besonders gut sichtbar ist das am Vergleich der Renditen fünfjähriger Staatsanleihen ( lesen Sie hier mehr zum Thema ). Ein spekulativer Angriff gegen den SNB-Mindestkurs war hingegen nicht ersichtlich.

Allerdings hat Saxo Bank am Dienstag erklärt, am Devisenmarkt hätten sich grössere Verkaufspositionen (Short) gebildet, «die ein grosses Risiko darstellen könnten, sollte die Untergrenze bei 1.2000 brechen». Dies würde «sicherlich ein schnelle, kräftige Aufwertung des Frankens zur Folge haben». Um diesem potenziellen Risiko Rechnung zu tragen, hat Saxo Bank die erforderliche Sicherheitsleistung (Margin) für Termingeschäfte in Franken erhöht.

Kurstaucher vermeiden

Sollte der Kurs auf 1.1999 Fr./€ fallen, sei in der Tat mit einer schnellen Aufwertung des Frankens respektive einem Fall des Wechselkurses zu rechnen, bestätigen Devisenhändler. Schon seit längerem seien Optionen ausstehend, die auf diesem Niveau ausgelöst würden (Ausübungspreis, Strike), was «eine Lawine auslösen könnte», wie es ein Händler formuliert.

Gleichwohl gehen die meisten Beobachter davon aus, dass die Nationalbank den Mindestkurs erfolgreich verteidigen wird – Präsident Thomas Jordan hat diese Absicht jüngst erneut bekräftigt. Zum Abwehrdispositiv gibt die SNB keine Auskunft, sie will sich nicht in die Karten blicken lassen. Es ist davon auszugehen, dass sie zahlreiche Aufträge (Orders) ausstehend hat, die eine zu starke Abwärtsbewegung des Wechselkurses parieren würden.

Ist die Grenze wasserdicht?

Devisen werden allerdings nicht an einer Börse gehandelt, sondern dezentral, direkt zwischen Marktteilnehmern. Das erschwert es der SNB, die Grenze wasserdicht zu halten. Ein Lehrstück waren sicherlich die vereinzelten Kurstaucher unter 1.20 Fr./€ an Ostern 2012. Im darauffolgenden Sommer flammte die Eurokrise auf, und der Druck auf den Wechselkurs wurde enorm. Er klebte monatelang an der Untergrenze, sprang aber dank Interventionen der SNB nie darunter.

Währungs-Clinch zwischen SNB und EZB

Noch im vergangenen Juni hatte es ausgesehen, als ob es im Währungs-Clinch zwischen der SNB und der EZB zwei Gewinner gäbe. Die Nationalbank wünscht einen starken Euro, damit sie den Mindestkurs nicht verteidigen und dazu weitere Fremdwährungsreserven anhäufen muss. Die EZB will einen schwachen Euro: Das begünstigt Exporteure und damit das Wirtschaftswachstum, zudem steigen die Importpreise und drücken die ausserordentlich tiefe Inflation nach oben.

Druck auf den Mindestkurs wurde ab Anfang Mai befürchtet, als Mario Draghi Massnahmen zur weiteren Lockerung der Geldpolitik in Aussicht stellte. Doch die Besorgnis war unbegründet. Wie gewünscht wertete sich der Euro zum Dollar ab, und ebenso wunschgemäss handelte er zum Franken fast unverändert. Beide Notenbanken dürften zufrieden gewesen sein. Jetzt kommt die SNB in Bedrängnis.