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Die EZB holt zum nächsten Schlag aus

EZB-Präsident Mario Draghi hat mit dem heutigen Zinsentscheid für eine Überraschung gesorgt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) überraschte am Donnerstag die Märkte. Ihr Vorsitzender, Mario Draghi, gab eine breit angelegte geldpolitische Lockerung bekannt.

Ab Oktober wird sie Asset Backed Securities (ABS) aufkaufen. Einzelheiten dazu sollen an der nächsten Sitzung Anfang Oktober definiert werden. Aber so viel steht schon heute fest: Unter das Kaufprogramm fallen ausstehende und neu zu emittierende Papiere. Es umfasst ABS, die mit Immobilien unterlegt sind. Draghi erwähnte Residential Mortgage Backed Securities (RMBS), also mit Wohnhypotheken besicherte ABS. Ausserdem will die EZB auch ABS ankaufen, die durch Kredite von Banken an Unternehmen der Realwirtschaft unterlegt sind. Die schon vor Monaten in Aussicht gestellte Förderung von Kreditverbriefungen wird nun also tatsächlich in Kraft treten.

Im Oktober kehrt die EZB darüber hinaus zu einer früheren Massnahme zurück: Sie wird Covered Bonds (Pfandbriefe etc.) erwerben. Draghi sprach vor den Medien von einem breit angelegten Kaufprogramm. Aber wie im Fall der ABS scheute er sich, ein Volumen zu schätzen. Die Aufkäufe scheinen also unbegrenzt angelegt zu sein.

Zinsen am untersten Ende angelangt

Als dritte Massnahme entschied die EZB, alle drei von ihr gesteuerten Leitzinsen um 0,1 Prozentpunkte zu senken. Sogar der Einlagensatz, zu dem Banken überschüssige Gelder über Nacht bei der EZB parken können und den sie im Juni erstmals unter null gesetzt hatte, wurde tiefer ins Minus reduziert: Er beträgt fortan –0,2%. Den zentralen geldpolitischen Satz (Hauptrefinanzierungssatz) senkt sie auf 0,05%. Der Spitzensatz für Notfinanzierungen durch die EZB liegt neu auf 0,3%.

Draghi erklärte, dass die Zinsen damit ihr tiefstmögliches Niveau erreicht hätten. Banken sollten sich darüber im Klaren sein: Noch niedrigere Sätze seien nicht zu erwarten. Damit will die EZB verhindern, dass Banken günstigere Konditionen abwarten und sich nicht an den Langfristtendern TLTRO beteiligen, die die EZB in zwei Wochen starten wird. Banken können sich von der EZB Geld ausleihen, falls sie es als Kredite an kleine und mittlere Unternehmen weiterverkaufen.

Der Euro schwächte sich umgehend ab. Er verlor rund 1% zum Dollar und notierte kurz unter 1.30 $/€. Das entsprach wohl auch der Absicht der Zentralbanker. Sie wünschen eine konkurrenzfähigere Währung, um der lahmenden Konjunktur der Eurozone neuen Schub zu verleihen. Wie hoch der Wechselkurs derzeit auf der Prioritätenliste der EZB steht, lässt sich aus der Inflationsprognose des Instituts ablesen. Draghi zitierte ihn explizit als Bestimmungsfaktor für die Preisentwicklung. Die EZB werde ihn genau beobachten.

Ein Kompromiss im Rat

Die mutigen Massnahmen, die selbst der Markt so nicht erwartet hatte, beschloss der EZB-Rat aber nicht einstimmig. Man habe mit einer komfortablen Mehrheit entschieden, sagte Draghi. Einige Zentralbankchefs hätten den Kaufprogrammen nicht zugestimmt, andere hätten sogar noch weiter reichende Akquisitionen vorgeschlagen. Zu denken ist an QE: einen Aufkauf von Staatsanleihen beispielsweise. Am Ende spiegelt der Beschluss den Mittelweg.

Draghi verwendete viel Zeit darauf, die nun beschlossenen Massnahmen nicht als quantitative Lockerung zu bezeichnen. Im Vordergrund stehe die Erleichterung der Kreditbedingungen in der Eurozone. Es gehe nicht darum, nur Geld zu schöpfen.

Prognosen nach unten korrigiert

Die Wachstumsprognosen für die Eurozone revidierte die EZB nach unten: 2014 und 2015 wird das Bruttoinlandprodukt nur noch 0,9 resp. 1.6% zulegen. Die Prognose für 2016 – ein Wirtschaftswachstum von 1,9% – behielt sie dagegen bei.

Die durchschnittliche Inflation für 2014 setzte die EZB mit 0,6% ebenfalls tiefer als an der letzten Quartalsveröffentlichung. Für 2015 und 2016 geht sie indes weiterhin von 1,1 resp. 1,4% Teuerung aus.