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«Gute Voraussetzungen für den Aktienmarkt»

«Die grossen Technologieunternehmen sind nicht überbewertet, werden aber von zu vielen Investoren gehalten.»

Herr Bauman, der amerikanische Aktienmarkt notiert auf einem Allzeithoch. Hat er noch Potenzial? - Die Zinsen bleiben bis auf weiteres auf diesem niedrigen Niveau. Ein grosser Teil der Valoren ist günstig bewertet, und die Anleger sind skeptisch. Für den Aktienmarkt sind das gute Voraussetzungen.

US-Unternehmen stecken allerdings in einer Gewinnrezession. -

In gewissen Marktsegmenten stimmt das. Gleichzeitig befinden sich aber bestimmte Segmente in einem Bärenmarkt. Die Entwicklung der grossen Technologie- und einiger Konsumunternehmen hat verschleiert, dass sich der breite Markt im vergangenen Jahr in einem Bärenmarkt befand. Die Sektoren Gesundheit, Energie und Medien sind weit von den Höchstständen entfernt. Darum haben wir unsere Cash-Quote in den vergangenen zwölf Monaten abgebaut.

Welche Medienunternehmen finden Sie spannend? - Die Medienlandschaft befindet sich im Wandel – besonders die Art, wie Inhalte konsumiert werden. Vom Kabelanschluss über Satellitenempfang bis zum Streaming über das Internet gibt es diverse Distributionskanäle. Darum setzen wir auf die Unternehmen, die Inhalte produzieren und über alle Kanäle verteilen.

Was für Namen sind das? - Wir halten beispielsweise AMC Networks und Discovery Communications. Sie profitieren unabhängig davon, ob die Inhalte über Netflix, Hulu oder andere Streamingdienste konsumiert werden.

Warum AMC Networks? - Acht der zwanzig meistgeschauten Serien auf Netflix stammen von AMC Networks. Darum haben wir die Titel im Portfolio.

Die Aktien aus der Medienbranche sind momentan nicht gerade gesucht. - Schwache Wachstumszahlen der Abonnements von Disney haben eine Flucht aus dem Sektor ausgelöst. Investoren haben Aktien von Medienunternehmen abgestossen, ohne zu differenzieren. Derzeit wird zuerst verkauft und dann gefragt. Für langfristige Investoren birgt ein solches Marktumfeld gute Kaufgelegenheiten.

Fast ein Drittel Ihres US Aggressive Growth Fund ist in Biotech investiert. Darunter hat die Performance gelitten. -

Wir investierten in den Sektor, als er noch in den Kinderschuhen steckte. In Genentech sind wir 1983 eingestiegen. Positionen wie Amgen und Biogen halten wir seit über zwei Jahrzehnten. Wir sind Investoren mit einem sehr langen Zeithorizont.

Worunter leidet der Biotech-Sektor? - Die Unsicherheit bezüglich der Präsidentschaftswahl in den USA lastet auf dem Sektor. Die Marktteilnehmer fürchten eine stärkere Preisregulierung. Auch deshalb sind die Bewertungen so niedrig wie selten zuvor. Amgen werden zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 gehandelt, Biogen zu einem von 15. Damit sind sie attraktiver als der breite Markt. Als Obamacare 2008 vorgestellt wurde, gab es einen ähnlich breiten Ausverkauf in Gesundheitstiteln. Das stellte sich nachträglich als eine gute Kaufgelegenheit heraus. Bei einigen Valoren, die wir seit langem halten und die günstig sind, haben wir in den vergangenen Monaten zugekauft.

Haben Sie neben den etablierten Branchenschwergewichten auch jüngere Unternehmen im Portfolio? - Wir haben etwa zwanzig kleine Positionen, die zusammen 1% des Portfolios ausmachen. Diese Unternehmen haben das Potenzial, die nächste Amgen oder Biogen zu werden. Diese kleinen Gesellschaften verbrennen aber noch Geld und sind darum sehr riskant. Die Top-Ten-Titel im Fund dagegen generieren Cash und sind attraktiv bewertet.

Was sind das für Unternehmen, die sich noch in der Entwicklungsphase befinden? -

Es sind alles sehr forschungsintensive Gesellschaften. In den Bereichen Gentherapie und Stoffwechsel von Krebszellen sehen wir grosses Potenzial. Doch viele der Unternehmen in der Entwicklungsphase scheitern. Die möglichen Renditen sind zwar ausserordentlich gross, die Risiken aber ebenfalls. Häufig werden diese kleinen Unternehmen auch von etablierten Gesellschaften aufgekauft.

Investieren Sie auch in kleine Unternehmen ausserhalb des Gesundheitssektors? - Nur in wenige. Wir haben angefangen, grössere Positionen in Technologieunternehmen aufzubauen, wie etwa Twitter.

Wird Twitter übernommen wie LinkedIn? - Ich hoffe nicht. Es würde mich ärgern, wenn das Unternehmen mit einem Aufschlag von 50% akquiriert würde. Ich glaube, Twitter ist ein Vielfaches dessen wert, was der Markt wahrnimmt. Das erinnert mich an Facebook vor drei Jahren, als keiner die Titel haben wollte. Niemand will heute Twitter. Die Bilanz ist aber solide und allein schon die Marke ein Mehrfaches der Marktkapitalisierung wert.

Fällt es Ihnen schwerer, im Umfeld von niedrigem Wachstum attraktive Wachstumsaktien zu finden? - Es ist sicher nicht einfacher geworden. Es gibt allerdings immer noch Wachstumsunternehmen in den USA. Interessanterweise sind sie oftmals günstiger bewertet als der Gesamtmarkt. Gesellschaften im Bereich der Datenspeicherung verzeichnen etwa ein starkes Wachstum – wie Seagate und Western Digital. In anderen Sektoren sind die Bewertungen unterdessen ziemlich sportlich, beispielsweise im Bereich Konsumgüter oder Versorger.

Welche Sektoren sind noch günstig? - Relativ günstig sind die Gesundheitsbranche, der Energiesektor und einige Technologieunternehmen abgesehen von den grossen Namen wie Google oder Amazon.

Sind die grossen Technologieunternehmen überbewertet? - Sie sind nicht überbewertet, aber werden von zu vielen Investoren gehalten. Viele aktive Growth-Fonds haben die gleichen zehn grössten Positionen. Sie orientieren sich wie passive Produkte am Vergleichsindex. Wenn alle das Gleiche kaufen, ist das kein gutes Zeichen. Es ist zwar keine Blase wie Ende der Neunzigerjahre. Doch wenn alle gleichzeitig abstossen wollen, wird es böse enden. Die Idee, dass passives Investieren risikolos ist, ist falsch.

Haben die grossen Technologieunternehmen noch Wachstumspotenzial? - Der Markt funktioniert nach dem Gesetz der grossen Zahlen. Für ein Unternehmen mit 10 Mrd. $ Marktwert ist es einfacher zu expandieren als für eine Gesellschaft mit 500 Mrd. $. Das gilt besonders für die Technologiebranche, die sehr kompetitiv und zyklisch ist. Wir präferieren den Biotech-Sektor, wo Patente Exklusivität bieten.

In welchen anderen Bereichen sehen Sie Anlageopportunitäten? - Im Energiesektor. Ich denke da beispielsweise an Anadarko Petroleum. Das ist ein breit diversifiziertes Unternehmen mit einem guten Management und wertvollen Assets. Selbst im aktuellen Umfeld mit niedrigem Erdölpreis hat es profitabel gearbeitet. Bis die Krise in der Ölbranche überstanden ist, wird es noch eine Reihe von Pleiten geben. Besonders im ersten Quartal haben wir unsere Positionen im Energiebereich stark ausgebaut, selektiv auch im Rohstoffbereich. Dort sind wir in Freeport-McMoRan eingestiegen.