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Der Investmentbanker vor der Mattscheibe

Ein edler Fernseher von Loewe in edlem Ambiente. Den deutschen TV-Hersteller hat das nicht davor gerettet, von einer Krise in die nächste zu stürzen.

Gerade mal zwei Fernsehhersteller sind in Deutschland noch verblieben. Technisat, ein Familienunternehmen, bekannt für unkonventionelle Managementmethoden – und Loewe. Der Premiumhersteller schlittert seit einer Dekade von Krise zu Krise. «Einspruch», sagt Mark Hüsges, 45 Jahre alt, Investor bei Stargate Capital, Eigentümer von Loewe seit vergangenem Jahr – und seither CEO des Unternehmens.

«Loewe hatte hervorragende Zeiten, aber zuletzt gab es Fehler im Produktportfolio.» Die seien ausgemerzt, erklärt er. Jetzt will er die nächste Wachstumsphase einläuten. Wie schafft er das in einem Markt, der zuletzt um ein Fünftel eingebrochen ist?

Die Rettung aus Japan

Loewe steht für ein Stück Fernsehgeschichte. Gegründet wird das Unternehmen als Radiohersteller 1923, zunächst in Berlin. Sechs Jahre später wird der erste TV-Apparat produziert. Im Zweiten Weltkrieg zieht die Gesellschaft ins fränkische Kronach, wo sie noch heute ihren Hauptsitz hat. 2004 dann die Krise: Loewe hat den Trend zu Flachbildfernsehern verschlafen. Die japanische Sharp kommt als Retter. 2012 der nächste Schlag: Mit einem Umsatz von 250 Mio. € erwirtschaftet Loewe einen Verlust von 45 Mio. €. Dieses Mal schlägt die Rettung fehl. Im Sommer 2013 geht Loewe in die Insolvenz. Lange wird gesucht: Anfang 2014 unterschreibt Hüsges mit seinem Partner Boris Levin. Die Gesellschaft wird von der Börse genommen. Für einen «oberen einstelligen Millionenbetrag» gehört Loewe nun ihnen.

Der TV-Produzent Loewe sei nun nicht mehr in der Krise, betont Hüsges: «Wir sehen uns als Wachstumsunternehmen.» Schon in der Phase der Insolvenz seien wichtige Weichen gestellt worden. Rund 100 Mitarbeiter mussten gehen. Aktuell zählt das Unternehmen 480 Angestellte, 300 von ihnen in Kronach, davon wiederum 100 in der Entwicklung und 100 in der Produktion. Das Label «Made in Germany» sei kein «Marketing-Gag»: «Wir leben das», so Hüsges. Das funktioniert allerdings auch und gerade wegen einer Kooperation mit der chinesischen Hisense, beim Einkauf von Displays etwa, um Grössenvorteile zu nutzen.

Doch wie kann Loewe zulegen in einem Segment, dominiert von Asiaten, in dem zudem ein gnadenloser Preiskrieg herrscht? Im zweiten Quartal brach der Markt gemäss dem Marktforschungsinstitut GfK 17% ein. Impulse fehlen. Die Ausgangsbasis für Loewe sei eben niedriger, argumentiert Hüsges, da würde Zuwachs leichter fallen. Zudem sieht sich das Unternehmen in der Nische mit hochwertigen und hochpreisigen TV-Geräten. «Deutschland und die Schweiz sind unsere Kernmärkte», sagt er – schweigt aber zu Zahlen. Für 2015 solle ein Profit anfallen, «auch weil wir nicht unendlich Gelder zur Verfügung haben»

Erfolgsgeschichte Stargate

Der ehemalige Investmentbanker finanziert den Umschwung bei Loewe aus eigener Tasche. Hinter Stargate Capital, gegründet 2007, stehen keine Fonds, nur er und sein Partner Levin. Hüsges hat Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten in Tübingen und North Carolina studiert. 1996 ging er zur UBS in Frankfurt, anschliessend wechselte er zur CSFB nach London. Im Jahr 2000 kam er ins Wagniskapitalgeschäft. Dort lernte er Levin kennen, zusammen brachten sie Stargate an den Start. Die mittelständischen Unternehmen Gehring, Bleichert und Beissbarth werden als Erfolgsgeschichte auf der Web-Seite aufgelistet. Alle wurden erfolgreich verkauft. Zwei bis vier Jahre haben sich die Stargate-Manager dort für den Turnaround engagiert.

Für Loewe gebe es noch keine Exit-Strategie, sagt Hüsges. «Wirklich nicht.» Man sei offen für den Einstieg von Partnern.  Auch einen neuerlichen Börsengang will er nicht ausschliessen. Schliesslich hat er 1999 bei CSFB am ersten Listing der Franken mitgearbeitet. «Aber im Moment benötigen wir die unternehmerische Kontrolle», sagt er. «Wir müssen schnell entscheiden können.» Etwa, was den Ausbau des Portfolios angeht, neben dem volatilen TV-Geschäft. «Audio oder die Vernetzung des Hauses – dort können wir uns in Zukunft mehr Lösungen vorstellen.»

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