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Der Buchhalter im Rohstoffsturm

Gross in Erscheinung trat Ivan Glasenberg 2011, als Glencore an die Börse ging.

Wie die Rohstoffhändler über ihren Job sprachen, habe ihn elektrisiert. Das pflegt Ivan Glasenberg (58) zu sagen auf die Frage, warum er Rohstoffhändler wurde. Gelernt hat der gebürtige Südafrikaner Buchhaltung an der Universität von Witwatersrand. Er arbeitete einige Jahre als Revisor in Büros von Rohstoffhändlern und heuerte 27-jährig bei Glencore an, das damals noch Marc Rich + Co. hiess.

Getroffen hat er Marc Rich die ersten Jahre nicht. Auch weil er ausser in Südafrika noch in Australien sowie in Hong-kong arbeitete. Erstmals traf er den Erfinder des Spotmarkts im Erdölhandel Anfang der Neunzigerjahre, als Glasenberg Chef des Kohlehandels wurde und sich in der Schweiz niederliess.

Nach internen Machtkämpfen übernahm 1993 das damalige Management den Anteil von Marc Rich von 51% am Unternehmen und nannte es neu Glencore, abgeleitet von Global Energy Commodity and Resources. Der neue CEO und Verwaltungsratspräsident, Willy Strothotte, nahm Ivan Glasenberg unter seine Fittiche, baute ihn zum CEO auf und übergab ihm die Führung 2002.

Teilt gerne aus

Gross in Erscheinung trat Ivan Glasenberg 2011, als Glencore an die Börse ging. Aufgrund seiner Beteiligung von 15,4% an Glencore musste der in Rüschlikon wohnhafte 320 Mio. Fr. an Steuern bezahlen. Er betont gern, dass er beim Initial Public Offering (IPO) keine einzige Aktien verkauft hat. Mit der Kapitalaufnahme füllte das Unternehmen die Kriegskasse und stemmte 2013 die Übernahme des Bergbauunternehmens Xstrata. Nach dem gewonnenen Machtkampf gegen den damaligen CEO von Xstrata, Mick Davis, blieb Glasenberg Chef von Glencore.

Bekannt ist Glasenberg dafür, dass er gerne austeilt. Er nennt die Rohstoff­industrie die «dümmste Branche» und äussert sich gerne abschätzig über die Konkurrenz. Diese hätte keine Ahnung von Angebot und Nachfrage. Er als gelernter Buchhalter verstehe das, die Mineningenieure, die oftmals an der Spitze der anderen Rohstoffunternehmen stehen, hingegen nicht – so seine Aussage. Wer austeilt, muss aber auch einstecken. Glasenberg sagte, dass aktuell niemand den Rohstoffmarkt China verstehen könne. Darauf konterte Andrew Mackenzie, der Chef des Bergbauunternehmens BHP Billiton, dass sie es nicht unmöglich fänden, China zu verstehen.

Nun steht Glasenberg vor seiner schwersten Prüfung. Der Markt machte sich Sorgen über die Überlebensfähigkeit des Konzerns. Als Folge verloren die Aktien an einem Tag fast 30% an Wert, und das Unternehmen war gezwungen, in einem Statement die finanzielle Stabilität zu unterstreichen. Nur Wochen zuvor hatte das Unternehmen aufgrund der niedrigen Rohstoffpreise frisches Eigenkapital aufgenommen sowie eine Dividendenkürzung und den Verkauf von Beteiligungen angekündigt. Zum Verhängnis wurde Glasenberg, dass er die Bilanz von Glencore möglichst stark ausreizt. Der Anteil an Fremdkapital an der Bilanz ist hoch und die Qualität nur knapp kreditwürdig.

Aktien weniger Wert

Seit dem IPO haben die Aktien von Glencore 83% an Wert verloren. Als gröss­ter Aktionär mit aktuell 8,4% leidet darunter auch Glasenberg. Dass das Unternehmen nicht nur in solchen Momenten an erster Stelle kommt, hat er oft betont. Laut dem Chef gibt es bei Glencore keine «Work-Life-Balance». Wer beim Rohstoffunternehmen anfange, müsse laut dem zweifachen Familienvater nicht damit rechnen, die Kinder ins Bett bringen zu können.

Wenig überraschend, dass weder Tochter noch Sohn dem Vater zu Glencore gefolgt sind. Die Tochter arbeitet bei Estée Lauder in New York, und der Sohn versucht sich als DJ. Rückzugsmöglichkeit hat Glasenberg, der unterdessen den roten Pass hat, in St. Moritz, wo er am exklusiven Suvretta-Hang eine Villa gekauft hat. Trotz seines Reichtums hat er die Bodenhaftung nicht verloren. Auf seiner Visitenkarte ist weder sein ­Titel vermerkt, noch muss er sich von ­einem Fahrer chauffieren lassen.

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