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Coronavirus - Reaktionen: Von Entscheid mit Augenmass bis Regierungsversagen

(Zusammenfassung)

Bern (awp/sda) - Die vom Bundesrat am Freitag beschlossenen strengeren Corona-Massnahmen stossen weitgehend auf Zustimmung. Ein erneuter Lockdown soll unbedingt vermieden werden. Mehrere Votanten loben das Augenmass der Regierung. Die Grüne Partei hingegen spricht von Regierungsversagen.

Die Mitte-Partei erachtet die Massnahmen als notwendig. Die Kantone sollten ihren Handlungsspielraum weiter nutzen und ihre Verantwortung in der Pandemie wahrnehmen. Der konsequente Einsatz des Covid-Zertifikats sei die logische Folge. Um den Zugang zum Zertifikat möglichst einfach sicherzustellen, braucht es aus Sicht der Mitte aber auch rasch wieder Gratistests. Letzteres möchte auch die SVP.

Für die Grünliberalen sind die vom Bundesrat beschlossene Ausweitung der Zertifikats- und Maskenpflicht sowie die Homeoffice-Empfehlung angesichts der "Zahlen und offenen Fragen zu Omikron richtig". "Wir müssen wachsam bleiben und impfen/boostern was das Zeug hält", twitterte Parteipräsident Jürg Grossen. Auch die SP und die FDP setzen auf die Booster-Impfung und begrüssen das Handeln des Bundesrates.

Die Grünen betiteln den Entscheid des Bundesrates hingegen als Regierungsversagen. Es drohten düstere Aussichten für die kommenden Wochen. Mitverantwortlich für den Entscheid des Bundesrates seien auch die Kantone, twitterte Parteipräsident Balthasar Glättli am Freitag. "Obwohl erste Intensivstationen bereits voll ausgelastet sind und Deutschland die Schweiz als Hochrisikoland einstuft, ringt sich der Bundesrat nicht einmal zu einer Homeoffice-Pflicht oder zu einer Testpflicht an den Schulen durch."

Vorsicht walten lassen

Für den Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV) beweist der Bundesrat mit dem Verzicht auf eine Homeoffice-Pflicht und den Anpassungen der Einreiseregeln Augenmass. Am wichtigsten sei jetzt aber ein vorsichtiges Verhalten in der ganzen Bevölkerung; damit soll ein weiterer Lockdown verhindert werden.

Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse stösst ins gleiche Horn, die Landesregierung trage der schwierigen Corona-Pandemie-Situation Rechnung, ohne über das Ziel hinauszuschiessen. Die Unternehmen erhielten die Möglichkeit, situationsgerecht auf eine 2G-Regelung (geimpft - genesen) umzustellen, um damit weitergehende Einschränkungen zu vermeiden.

Zufrieden mit dem Verzicht auf eine Homeoffice-Pflicht ist ebenfalls der Schweizerische Gewerbeverband (SGV). Auch der Arbeitnehmenden-Dachverband Travailsuisse begrüsst die "moderaten" Corona-Massnahmen an Arbeitsplätzen.

Löhne sichern

Auch Gastrosuisse bewertet die Entscheide des Bundesrats als "Massnahmen mit Augenmass". Viele Betriebe würden sich aber nach wie vor in ihrer Existenz bedroht fühlen, es brauche dringend neue Entschädigungslösungen.

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) verlangt angesichts der unsicheren Lage in Dienstleistungsbranchen die Sicherung der Löhne und der Arbeitsplätze. Die wirtschaftlichen Corona-Schutzmassnahmen in der Kurzarbeit oder beim Erwerbsersatz seien entscheidend.

Für den Schweizer Tourismus-Verband (ST) geht die Ausweitung der Testpflicht auf alle Einreisenden zu weit. Der Verzicht auf Reisequarantäne wird hingegen positiv bewertet. Der Verband habe aber Verständnis dafür, dass in der aktuell kritischen Lage und dem Auftreten der neuen Covid-Variante Omikron wieder vermehrt Schutzmassnahmen ergriffen werden müssten.

Kein Flickenteppich

Der Verein Schweizer Bar und Club Kommission (SBCK) ist erleichtert, dass die "Argumente des Nachtlebens angehört worden sind". Tanzveranstaltungen könnten auch mit 2G - ohne Maske und sitzendem Konsumieren - durchgeführt werden. Ein kantonaler Flickenteppich sei zu verhindern.

Die Gewerkschaft des Service public (VPOD) betont die Wichtigkeit des Präsenzunterrichts in den Schulen. Im Gegensatz zum Bundesrat ist die Gewerkschaft für obligatorische repetitive Tests als Mittel zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Die Gewerkschaft betonte zudem ebenfalls, dass ein Flickenteppich zwischen den Kantonen und einzelnen Schulen und Bildungsinstitutionen vermieden werden soll.