Brugg AG (awp/sda) - Die Schweizer AKW müssen neue Sicherheitsnachweise zu einem Extremhochwasser abliefern. Das hat die Atomaufsichtsbehörde Ensi verfügt. Eine Studie des Bundes ergab, dass die Areale der Anlagen bei einem Extremhochwasser teils meterhoch überflutet würden.
Den Sicherheitsnachweis erbringen müssen die an der Aare gelegenen AKW Beznau AG, Gösgen SO und Mühleberg BE sowie das Paul Scherrer Institut (PSI) und das Zwischenlager Zwilag in Würenlingen AG. Das teilte das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) am Freitag auf seiner Website mit.
Auch das am Rhein gelegene AKW Leibstadt AG ist gemäss Ensi aufgrund der Übertragbarkeit der Erkenntnisse aus der Studie dazu angehalten, die Gefährdung neu zu beurteilen. Die Nachweise müsse bis Ende des nächsten Jahres bei der Atomaufsicht eingereicht werden.
Die Studie "Extremhochwasser an der Aare" hatte der Bund im Februar vorgestellt. Es geht in der Studie um ein Extremhochwasser, das durchschnittlich alle 100'000 Jahre vorkommt.
Zwölf Mal mehr Abfluss in der Aare
Im Extremfall sind gemäss der durchgeführten Simulation vor der Aaremündung in den Rhein Spitzenabflüsse von mehr als 7000 Kubikmeter pro Sekunde möglich. Das entspricht dem Zwölffachen des mittleren Abflusses.
Die Studie rechnete die Folgen von Rutschungen, Verstopfungen bei Brücken durch Schwemmholz, Ufererosionen, das Brechen von Dämmen oder menschliches Versagen bei der Bedienung der Wehranlagen mit in die Gefährdungsanalyse ein.
AKW-Gelände bei Extremhochwasser geflutet
Bei einem 100'000-jährlichen Hochwasser stünden die AKW Beznau und Gösgen rund 1,1 Meter unter Wasser. Auch das Gelände des abgeschalteten AKW Mühleberg würde bei einem extrem seltenen Hochwasser knapp einen Meter hoch überflutet.
Gemäss Ensi beherrschen die Kernanlagen die in der Studie ausgewiesenen Überflutungshöhen für ein 10'000-jährliches Hochwasser. Die Studie zeige jedoch, dass morphologische Prozesse bei einem Extremereignis eine grössere Rolle spielten, als bisher angenommen. Dabei gehe es vor allem um den Schutz vor Terrainveränderungen und letztlich um den Uferschutz.