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Swiss Re-Ökonomen erwarten kräftigen Prämienanstieg

Zürich (awp) - Nach dem Rückgang im vergangenen Jahr erholen sich die weltweiten Versicherungsprämien schnell von der Coronakrise. Die Ökonomen des Swiss Re Institute erwarten ein kräftiges Wachstum in den kommenden Jahren.

Bis zum nächsten Sommer dürften die weltweiten Prämien eine neue Rekordhöhe von über 7 Billionen Dollar erreichen, teilte das Institut des Rückversicherers am Mittwoch in seiner neuesten Sigma-Studie mit. Die wäre früher als von der Swiss Re noch im vergangenen Juli geschätzt. Damals hatten die Experten erst für Ende 2022 ein Überschreiten der Marke von 7 Billionen vorausgesagt.

Im laufenden Jahr dürften die Versicherungsprämien rund um den Globus teuerungsbereinigt (real) um 3,4 Prozent klettern und damit das Niveau des Vor-Coronajahrs 2019 um 8 Prozent übertreffen. Im nächsten Jahr sagen die Experten ein Plus von 3,3 Prozent und für 2023 einen Anstieg um 3,1 Prozent voraus.

"Das ist ein guter Ausblick", sagte Swiss Re-Chefökonom Jérôme Haegeli in einer Online-Medienkonferenz. Im Coronajahr 2020 waren die kumulierten Prämieneinnahmen gemäss früheren Angaben noch um 1,3 Prozent gesunken.

Pandemie und Katastrophen treiben Sicherheitsbedürfnis

Gründe für die deutliche Erholung seien das wachsende Risikobewusstsein, die zunehmende Nachfrage nach Risikoschutz und die steigenden Prämien in den gewerblichen Sparten der Nichtlebenversicherung angesichts der vielen Katastrophen und der Pandemie. Zudem verleihe der kräftige Konjunkturaufschwung nach dem Coronaschock Schub. Im laufenden Jahr rechnen die Ökonomen mit einem kräftigen Aufschwung des globalen Bruttoinlandprodukts (BIP) um 5,6 Prozent. Aber der Grossteil der Erholung liege hinter uns, sagte Haegeli.

In den nächsten beiden Jahren dürfte die Weltwirtschaft von den massiv gestiegenen Engeriepreisen, den Lieferengpässen und der anziehenden Inflation gebremst werden. Das Konjunkturwachstum werde sich im nächsten Jahr auf 4,1 Prozent und im übernächsten Jahr auf 3,0 Prozent abschwächen.

Am kräftigsten dürften die Versicherungsprämien in den nächsten beiden Jahren in China sprudeln, wo sie schätzungsweise um je rund 7 Prozent klettern werden. Auch in den Schwellenländern wird ein Plus von rund 5 Prozent und mehr erwartet. Moderater dürfte das Wachstum in den Industriestaaten Europas und im Mittleren Osten ausfallen (je +2,0) und in Nordamerika (+2,5% für nächstes Jahr und +2,2% für übernächstes Jahr).

2021 vierthöchstes Jahr der Geschichte

Das Wachstum werde getragen sowohl von der Nichtlebenversicherung als auch von der Lebenversicherung. 2021 sei das viertteuerste Jahr für die Assekuranzbranche mit versicherten Schäden von über 100 Milliarden Dollar, sagte Haegeli. Die Überschwemmungen durch die Hochwasser in Europa, den USA und China seien die prominentesten Sekundärschadenereignisse in diesem Jahr.

Haupttreiber von sekundären Gefahren wie beispielsweise Fluten, Bränden, Hitze- oder Kältewellen sei der Klimawandel. Dies treibe die Preise in der Sach-Katastrophenversicherung nach oben.

In der Lebensversicherung dürften die Prämien in den nächsten beiden Jahren um knapp 3 Prozent klettern, was deutlich über dem langjährigen Schnitt von 1 Prozent liege. Allerdings schlägt die Pandemie hier durch: Die anhaltende Übersterblichkeit in den USA seit Ausbruch der Seuche treibt die Todesfallleistungen hoch.

In Lateinamerika, das besonders stark von Corona getroffen ist, seien die Leistungsansprüchen an die Lebensversicherer beispiellos in die Höhe geschnellt. In Brasilien haben sich die ausbezahlten Leistungen in der Lebensversicherung zeitweise mehr als verdoppelt. 15 Prozent aller Coronatoten hätten eine Lebensversicherung gehabt, die nun zahlen müsse, erklärte die Swiss Re.

Und in Mexiko sei die Pandemie mit versicherten Schäden in Höhe von 2,5 Milliarden seit Beginn der Seuche für die lokale Versicherungswirtschaft das teuerste Ereignis überhaupt. Die Pandemie übertrifft damit sogar noch den Schaden von 2,4 Milliarden Dollar durch den Hurrikan "Wilma" im Jahr 2005.

jb/uh