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Wird Aberdeen erneut die Krone gewinnen?

Die Aktien von Aberdeen haben im vergangenen Jahr 73% zugelegt: Martin Gilbert, CEO von Aberdeen Asset Management.

Anlagegelder verwalten sie beide, Man Group und Aberdeen Asset Management. Und sie haben beide einen starken Bezug zur Schweiz, mit dem zweiten Hauptsitz in Pfäffikon (Man) und einer starken Kundenbasis aus der Übernahme einer Geschäftssparte der Credit Suisse (Aberdeen). Doch die britischen Fondsgesellschaften bieten unterschiedliche Produkte an. Man Group ist spezialisiert auf Hedge Funds, Aberdeen verwaltet herkömmliche Anlagefonds in allen Anlageklassen. In den letzten fünf Jahren war Aberdeens Ansatz erfolgreicher als der von Man. Das hat sich in den Aktienkursen niedergeschlagen. Jetzt, da die Aberdeen-Aktien mit 73% Kursgewinn wieder ein Spitzenjahr hinter sich haben und die Man-Group-Titel erneut verloren (–34%), fragt sich, ob 2013 die Vorzeichen drehen.

Wendepunkt Finanzkrise

Die Hedge-Fund-Gruppe Man Group ist seit der Finanzkrise in der Defensive. Davor hatte sie massenhaft Geld verdient mit dem Trendfolgefonds AHL sowie Funds of Hedge Funds, bei denen der Anlagefonds in zahlreiche Einzelfonds investiert. Die Performance der Fonds stimmte, Hedge Funds waren gefragt, und die Gebühren waren lukrativ. Seit der Finanzkrise haben es Hedge Funds schwieriger, sich zu verkaufen. Nur noch spezialisierte Anleger interessieren sich für sie.

Man Group ist in gewissem Sinn Opfer des eigenen Erfolgs. Der mithilfe von Computermodellen investierende Fonds AHL wurde zum dominanten Gewinnlieferanten. Doch seit 2008 hapert es mit der Rendite. Das färbt auf die Gruppe ab. Gemäss Schätzung des Brokers Numis stammen rund 70% des Gewinns von AHL. Schwierig ist die Lage ebenso in der Sparte Funds of Hedge Funds, die inzwischen FRM heisst, wo sich nach einer langen Zeit von Abflüssen (fast kontinuierlich seit 2008) eine Trendwende erst noch abzeichnen muss. Ohne die Übernahme von FRM im letzten Sommer und GLG vor zwei Jahren wäre die Gewinnkraft von Man Group, die sich direkt von den verwalteten Vermögen ableitet, noch weitaus geringer.

Mangelnde Nachfrage nach Hedge Funds und die Verbreiterung der Einnahmenquellen, diese Probleme wird CEO Emmanuel Roman, der Ende Februar übernimmt, erben. Er war bislang operativer Chef (COO) und ist mit GLG zum Konzern gestossen. Seit der Ernennung sind die Aktien 20% gestiegen, die Erwartungen an ihn sind entsprechend hoch. Eine vor Wochenfrist angekündigte Initiative von GLG, das Angebot mit festverzinslichen Fonds zu ergänzen, dürfte von ihm ausgeheckt worden sein. Weitere könnten folgen. Solche Wachstumsinitiativen brauchen Zeit. Potenzielle Investoren verlangen oft eine Renditeserie von mindestens drei Jahren.

Credit Suisse wird sich ärgern

Aberdeen Asset Management dagegen ist für 2013 gut gerüstet. Dank mehreren Akquisitionen ist der Anbieter breit aufgestellt und kann nun aus dem Vollen schöpfen. Bei zahlreichen Investmentbanken stehen die Aktien auf der Empfehlungsliste, denn die jüngsten Zahlen und die Aussichten für den Finanzmarkt sprechen für Aberdeen. Das wird Credit Suisse ärgern. Sie hätte ihren Anteil an Aberdeen deutlich teurer verkaufen können. Die CS war nach dem Verkauf des Europageschäfts an Aberdeen 2009 bis letzten Sommer bedeutende Aktionärin.

Die Stärke des schottischen Fondshauses sind Aktien und Schwellenländeranlagen. Beide dürften 2013 aktuell bleiben. Der Global-Emerging-Markets-Aktienfonds von Aberdeen schaffte es 2012 zum Beispiel auf Platz drei unter den meist­verkauften Fonds in Europa. Und Anleger investieren wieder mehr in Aktien. Dieser Trend zeichnete sich bereits in der zweiten Jahreshälfte 2012 ab und hat sich in den ersten Wochen des neuen Jahres bestätigt. Was sich besonders gut trifft: Aktien und Emerging Markets sind zwei Themen, wo die Margen deutlich höher sind als in durchschnittlichen Obligationenfonds.

Im Geschäft mit Festverzinslichen hat Aberdeen mehr Mühe. Seit über viereinhalb Jahren fliesst aus Obligationenfonds netto Geld ab, und das in einer Zeit, in der Zinsprodukte hoch im Kurs standen. Die Trendwende lässt weiter auf sich warten; im letzten Jahr wurde das Team neu auf­gestellt, was zu Unsicherheiten unter Investoren und Beraterfirmen geführt hat. Nicht betroffen davon sind die höher­margigen Obligationenfonds mit Fokus Asien und Emerging Markets.

Aktionäre werden zudem die Dividendenpolitik zu schätzen wissen. Martin Gilbert, Gründer und CEO von Aberdeen, hat sich zu einer progressiven Dividendenpolitik bekannt. Im letzten Geschäftsjahr (bis Ende September) ist die Dividende um 28% gestiegen. Im selben Stil wird es nicht weitergehen, aber immer trotzdem: Aberdeen ist eine Cash-Maschine und schuldenfrei; wer, wenn nicht die Aktionäre, soll etwas davon abkriegen.

Den direkten Vergleich mit Man Group gewinnt derzeit Aberdeen als die Gesellschaft, bei der sich Aktionäre einen Anlageerfolg mit weniger Risiken erhoffen können. Die Titel sind zwar schon stattlich bewertet, aber nicht übertrieben. Die Man-Group-Valoren sind auf der anderen Seite erst per 2014 günstig ­bewertet, aber weder Wachstum noch eine Neubewertung sind derzeit absehbar.

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