Im Jahr 2007 engagierte sich der russische Investor Victor Vekselberg mit einem Anteil von 13% an Züblin Immobilien. Der durchschnittliche Einstiegskurs lag über 12 Fr. je Titel. Sieben Jahre später, das Immobilienportfolio ist durch Abwertungen und Verkäufe von 1,6 Mrd. auf 800 Mio. Fr. geschrumpft, notierten Züblin Namen um 1.70 Fr. (lesen Sie dazu auch den FuW-Artikel Züblin im Verwertungsmodus ).

Jetzt ist der russische Bär erwacht. In einer lang erwarteten, aber doch überraschenden Aktion übernahm die von Vekselberg kontrollierte Lamesa 8,2 Mio. Titel der Aktionärsgruppe Bruin und Forum European Realty Income. Der Preis wurde nicht bekanntgegeben. Lamesa hält damit 33,02% aller Aktien von Züblin und liegt knapp unter der Quote von 33 1/3% für ein Pflichtangebot an die Publikumsaktionäre. Rolf Schatzmann, Sprecher von Lamesa, erklärt gegenüber FuW, dass die Beteiligung an Züblin Immobilien nicht erhöht wird. Es werde kein Pflichtangebot geben. Die Gesellschaft soll nicht vollständig übernommen, «sondern auf eine gesunde operative Basis» gestellt werden.

Neuer VR und neues Management

Als Erstes verlangt Lamesa vom Züblin-Verwaltungsrat die Einberufung einer ausserordentlichen Generalversammlung, um einen neuen Präsidenten des Verwaltungsrats zu wählen. Gelegenheit dazu hat sie am Dienstagmorgen an der ordentlichen GV. Lamesa wird mit den neu erworbenen Aktien noch nicht stimmberechtigt sein. Bereits hat Pierre N. Rossier, amtierender Präsident des Verwaltungsrats, angekündigt, sich an der GV nicht mehr zur Wahl zu stellen. Andrew N. Walker, Vertreter der Forum-Gruppe, tritt per sofort aus dem VR zurück. CEO Bruno Schefer hat vertragskonform auf Ende Juli gekündigt, um, wie er sagt, «einen geordneten Neuanfang zu ermöglichen».

Die a.o. Generalversammlung soll nach Auskunft von Schatzmann so schnell wie möglich stattfinden. Vorgeschlagen wird als neuer Präsident des VR Iosif Bakaleynik. Der Wirtschaftswissenschaftler und Absolvent der Harvard Business School ist Berater von Victor Vekselberg. Der künftige Verwaltungsrat soll aus mehrheitlich unabhängigen Mitgliedern bestehen, was den bestehenden Publikumsaktionären signalisieren soll, ihre Beteiligungen aufrechtzuerhalten. Die Namen der VR-Kandidaten sind noch nicht bekannt.

Züblin hat vor Monatsfrist nach einem weiteren Verlustjahr angekündigt, das gesamte Schweizer Portfolio im Marktwert von 186,9 Mio. Fr. mit einem Jahresmietertrag von 7,4 Mio. Fr. zu verkaufen. Der Erlös sollte zur vorzeitigen Rückzahlung einer Anleihe mit Laufzeit bis 2015 eingesetzt werden, von der noch 55 Mio. Fr. ausstehend sind. Die Transaktionen sollten in der zweiten Jahreshälfte 2014 abgeschlossen sein. Diese Strategie dürfte jetzt obsolet sein. Lamesa hatte zwar, wie Schatzmann gestand, bisher keine Gelegenheit, Einblick in die Bücher zu nehmen. Erst wenn die Due Diligence vollzogen sei, werde daher über die weitere Strategie entschieden.

Bereit für Turnaround

Die wird in der Weiterführung als Schweizer Immobiliengesellschaft bestehen. Die Vermögenswerte und die Geschäftstätigkeit sollen zusammen mit einem teilweise neuen Management neu strukturiert werden. Langfristig habe Lamesa die Absicht, Züblin als international agierende Immobilieninvestmentgesellschaft zu positionieren, die in der Schweiz und ganz Europa hochwertige kommerzielle Liegenschaften halte.

Züblin Namen eröffneten am Dienstag mit einem Kurssprung von 15%. Zu knapp 2 Fr. notieren sie mit einem Abschlag von rund einem Drittel unter dem rechnerischen Buchwert von 3 Fr. je Aktie. Bestehende Aktionäre sollten die Titel halten. Ein Neuengagement ist eine Spekulation auf einen erfolgreichen Turnaround.

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