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Sika wird schlagartig moderner

Sika bleibt unabhängig.

Sika wird unabhängig. Der Schweizer Hersteller von Bauchemie hat den Versuch des französischen Riesen Saint-Gobain (SGO), eine Kontrollmehrheit zu übernehmen, nach dreieinhalbjährigem Kampf abgewehrt. Die Sika-Erbenfamilie Burkard verabschiedet sich gleichzeitig als Anteilseignerin. Die Parteien beenden zudem sämtliche Gerichtsverfahren. Gewinner sind vor allem die Publikumsaktionäre. Die Valoren von Sika reagierten am Freitag mit einem Kurssprung von fast 10% auf 8200 Fr.

Der Ende 2014 eingefädelte ursprüngliche Deal, in dem die Familie Burkard ihr indirekt gehaltenes Sika-Paket von 17% des Kapitals und 53% der Stimmen an SGO veräussern wollte, ist obsolet. Die Mehrheit des Verwaltungsrats und das komplette Management von Sika störten sich von Anfang daran, dass SGO mit einer Kapitalminderheit die Stimmenmehrheit erhalten und Sika voll konsolidieren würde. Letzteres wäre aus Sicht des VR problematisch gewesen, weil SGO in manchen Bereichen Kunde und Wettbewerber sei, was Interessenkonflikte hervorrufen könnte. SGO wiederum wollte diese Risiken durch spezielle Vereinbarungen aus dem Weg räumen.

«Potenzial besser freisetzen»

VR-Präsident Paul Hälg, der damalige CEO Jan Jenisch und Mitstreiter kritisierten am ursprünglichen Deal zudem, dass die Burkards die Transaktion hinter ihrem Rücken eingefädelt hatten. Die opponierenden VR-Mitglieder und das Management hatten in dem Kampf institutionelle Investoren, Stimmrechtsberater und die privaten Anleger stets hinter sich. Denn während die Familie eine Prämie von 80% hätte kassieren sollen, wären die freien Aktionäre leer ausgegangen.

Der VR blockierte die Transaktion seitdem, indem er die Vinkulierungsbestimmung auf die Burkard-Gesellschaft SWH anwendete und so seine Abwahl verhinderte. Dieses Vorgehen wurde juristisch angefochten. Ein Urteil des Kantonsgerichts Zug stand seit mehr als einem Jahr aus. Die erste Instanz hatte zuvor zugunsten des Sika-VR entschieden. Es sah aber immer danach aus, dass der Fall an das Bundesgericht weitergezogen würde, was nochmals viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Die Streithähne sind dem nun mit ihrer Einigung zuvorgekommen.

VR-Präsident Hälg und Paul Schuler, CEO seit 2017, strahlten an der Medien- und Analystenkonferenz vom Freitag nun um die Wette. «Wir haben alle unsere Ziele erreicht», verkündete Hälg mit breitem Lächeln. Der dreieinhalbjährige Kampf sei es wert gewesen, resümierte er. CEO Schuler sagte, Sika könne jetzt ihr grosses Wachstumspotenzial noch viel besser freisetzen.

Die Vereinbarung sieht mehrere Schritte vor. SGO erwirbt zwar von der SWH das Sika-Aktienpaket. Allerdings veräussert der französische Konzern einen Teil dieser Sika-Aktien (6,97%) an Sika. Zudem wird Sika eine Einheitsaktie schaffen, sodass SGO keine Mehrheit halten wird, sondern die Stimmkraft der Kapitalkraft von 10,75% entspricht. Sika wird für SGO daher zu einem finanziellen Engagement. Frühestens nach zwei Jahren kann SGO die restlichen Titel veräussern, muss sie aber zunächst Sika anbieten. Dass SGO nicht sofort komplett aussteigt, hat gemäss Unternehmensangaben steuerliche Gründe.

SGO wird auch nicht im VR vertreten sein. Finanziell hat sich das Ganze gelohnt. Pierre André Chalendar, VRP und CEO des französischen Mischkonzerns, erklärte gemäss Pressetext: «Wir realisieren einen Nettogewinn von mehr als 600 Mio. € und behalten einen Minderheitsanteil an einem grossartigen Unternehmen.» SGO ist ausserdem darauf bedacht, mit Sika nun wieder Kooperationsmöglichkeiten, beispielsweise in Sachen Innovationen, auszuloten und umzusetzen.

Die Familie Burkard hat ebenfalls ein gutes Geschäft gemacht. Statt 2,75 Mrd. Fr. erhält sie nun 3,22 Mrd. Fr. für ihr Paket. Allerdings hat sie ihr ursprüngliches Vorhaben, Sika mit einem industriellen Grossaktionär zu versehen, nicht erreicht.

Familie steigt komplett aus

Die Familie hält keine Anteile mehr an Sika. Die Verwaltungsräte, die auf ihrer Seite standen, verlassen das Gremium. Es handelt sich dabei um Urs Burkard, Jürgen Tinggren und Willi Leimer. An Bord bleiben VRP Paul Hälg, Frits van Dijk, Monika Ribar, Daniel Sauter, Ulrich Suter und Christoph Tobler. Der Verwaltungsrat werde «zu gegebener Zeit mit neuen Mitgliedern verstärkt», teilte Sika dazu mit.

Die Vereinbarung sieht weiter vor, dass die Bestimmung der 5%-Vinkulierung (Stimmrechtsbegrenzung) aufgehoben wird, ebenso wie die Opting-out-Klausel (Befreiung von der Pflicht zu einem öffentlichen Übernahmeangebot ab einem bestimmten Stimmenanteil). Hauptelement der Vereinbarung (ohne das sie gar nicht möglich gewesen wäre) ist die Schaffung der Einheitsaktie. Die nichtkotierten Namenaktien mit Nennwert 0.10 Fr. werden in kotierte Inhaber mit Nennwert 0.60 Fr. gewandelt. Das räumt die Ungleichbehandlung der Aktionäre aus dem Weg.

Sika kann die 2 Mrd. Fr. für den Kauf der knapp 7% eigenen Titel locker stemmen. Das Verhältnis von Nettoschulden zu Ebitda werde nur kurzfristig auf rund 2 steigen, sagte CEO Schuler. Dieser Wert ist für Sika angesichts des Potenzials kein Problem. Schuler erklärte, Sika werde weiterhin Akquisitionsmöglichkeiten nutzen, im Volumen von bis zu 500 Mio. Fr.

Die Aktien von Sika sind auch nach dem Kurssprung vom Freitag kaufenswert. Sie sind allerdings sehr hoch bewertet (Kurs-Gewinn-Verhältnis 2018: 28), was weitere Kurssprünge auf kurzfristige Sicht nicht erwarten lässt. Mit langfristiger Optik haben sich die Chancen auf eine zum Gesamtmarkt überdurchschnittlich guten Entwicklung in der neuen Konstellation aber erhöht.

Die komplette Historie zu Sika finden Sie hier. »

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