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Spotify fordert Plattenlabel heraus

Eminem ist einer der erfolgreichsten Künstler, dessen Alben von Universal veröffentlicht werden.

Zwischen Spotify und den Plattenlabels kommt es zum Showdown. Denn der Musikstreamingdienst hat die Labels verärgert. Klammheimlich hat er Künstlern die Möglichkeit eröffnet, Musik direkt auf Spotify anzubieten. Das bestätigte CEO Daniel Ek an der Präsentation der Quartalszahlen im Juli, nachdem Medien darüber berichtet hatten. Mit diesem Schritt stellt Spotify die Daseinsberechtigung der Majors infrage, besteht ihre Aufgabe doch darin, Musik an den Mann zu bringen.

Egal ob Eminem, Lady Gaga oder Madonna, sie alle haben einen Vertrag bei einem der grossen Labels Universal, Sony oder Warner. Diese kümmern sich darum, dass die Musik ihrer Schützlinge auf den richtigen Kanälen gespielt wird, um den Verkauf von Tonträgern und Konzertbilletten anzukurbeln. Das Geschäftsmodell des Mittelmanns gerät aber immer mehr unter Druck. Erstens haben Andere die Funktion der Promotoren übernommen, und zweitens harzt der CD-Verkauf.

Die klare Nummer Eins

Der globale Umsatz mit physischen Tonträgern sinkt gemäss dem Branchenverband IFPI seit 2001 ohne Unterbruch. Starkes Wachstum zeigt hingegen das Streaminggeschäft. Seit 2010 befindet sich das jährliche Umsatzplus im zweistelligen Prozentbereich. Im vergangenen Jahr erzielte die Musikindustrie erstmals mehr Geld mit Streaming als mit dem Verkauf von Tonträgern. Streamingdienste sind heute das, was früher Radiostationen und Plattenläden waren.

Grösster Profiteur von diesem Trend ist Spotify. Das Unternehmen, das seit April in New York kotiert ist, ist die Nummer Eins im Streaminggeschäft. Das schwedische Unternehmen hat weltweit 83 Mio. zahlende Kunden. Hinzu kommen noch 100 Mio. Personen, die den mit Werbung unterbrochenen Gratisdienst benutzen. Nummer zwei ist Apple. Das soll laut dem Spotify-CFO so bleiben. Barry McCarthy erläuterte am Investorentag im Frühjahr, dass Spotify weiter wachsen werde, «auf Kosten der Profitabilität». Denn unter dem Strich resultierte 2017 ein Verlust von 1,4 Mrd. $. Einen Gewinn erwarten die Analysten erst 2020.

Einen wichtigen Schritt in Richtung Profitabilität hat Spotify dank neuen Verträgen mit den drei grössten Plattenlabels 2016 und 2017 gemacht. Den Umsatzanteil, den Spotify Universal & Co. weiterleitet, konnte um mehre Prozentpunkte reduziert werden. Entsprechend stieg die Bruttomarge 2017 sieben Prozentpunkte auf 21%. Laut McCarthy «handelten die Plattenlabels im Eigeninteresse, um die Profitabilität von Spotify zu verbessern, da das Unternehmen für die Musikindustrie immer wichtiger wird».

Es ist aber unwahrscheinlich, dass die Labels während der nächsten Ausmarchung des Verteilschlüssels 2019 wieder so nachsichtig sind. Wie das Branchenportal Music Business Worldwide berichtete, zeigten sich Vertreter der Labels wenig begeistert von Spotifys Vorstoss, Musik von Künstlern direkt zu lizenzieren. Auch Ek weiss, dass dies ein heikles Thema ist. «Dass wir die Musik direkt lizenzieren, macht uns nicht zu einem Label. Wir wollen kein Label werden und besitzen keine Rechte an der Musik», versuchte der Spotify-CEO zu beruhigen. Ob diese Beschwichtigung reicht, wird sich zeigen.

Am kürzeren Hebel

Für Musiker ist die direkte Lizenzierung bei Spotify attraktiv. Denn im Gegensatz zum gängigen Plattenvertrag behalten sie die Rechte an der Musik und müssen die Einnahmen nicht mit einem Label teilen. Auch für Spotify ist der Umsatzanteil grösser. Doch die Gesellschaft sitzt im Vergleich zu den Majors am kürzeren Hebel. Gemäss einer Analyse der Grossbank UBS stammen von fünf auf Spotify gestreamten Liedern vier aus der Schmiede von Sony, Universal oder Warner.

Zudem ist die Hälfte der Musik, die auf Spotify gespielt wird, über drei Jahre alt. Beispielsweise gehört «Wonderwall» von Oasis auch 23 Jahre nach Veröffentlichung zu den 200 am meisten gestreamten Songs weltweit. Dieses Repertoire ist das wichtigste Argument für die Majors in der Preisverhandlung mit Spotify. Darum darf es sich Spotify mit keinem Label verscherzen. Denn eine Lücke kann sich Spotify nicht leisten, sitzen doch dem Primus mit Apple und Amazon zwei IT-Konzerne im Nacken, für welche die Profitabilität ihres Streaminggeschäfts nicht oberste Priorität hat.

Und auch sonst schläft die Konkurrenz nicht. Zwar plant Tencent Music den US-Börsengang offenbar zu verschieben, doch Sirius, der Betreiber von Radiostationen, hat Ende September die Übernahme vom US-Streaminganbieter Pandora für 3,5 Mrd. $ bekannt gegeben. Attraktiv sind für Investoren die Aktien von Vivendi. Der französische Konzern besitzt das Plattenlaben Universal. Eine Alternative sind aber auch Spotify, sofern das Unternehmen den Streit mit den Majors abwenden und den Wachstumskurs der vergangenen Jahre fortsetzen kann.

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