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Schweizer Aktien brauchen viel Geduld

Schweizer Aktien bieten Chancen, aber keine Performancegarantie

Aktien sind riskant. Das haben die Turbulenzen an den Börsen in den vergangenen Wochen wieder gezeigt. Der schweizerische Leitindex SMI hat seit dem 23. Januar fast 7% verloren. Doch trotz aller Risiken bieten Aktien auch in der Schweiz die Chance auf grosse Gewinne – und Verluste können fast sicher aufgeholt werden.

Der Vermögensverwalter Pictet hat Daten seit 1925 für den schweizerischen Aktienmarkt gesammelt, um die langfristige Performance messen zu können. Sie sind auf Jahresbasis verfügbar.  Diese Suche nach historischen Daten ist nötig, denn der SMI mit seiner leicht verfügbaren Datenbasis besteht erst seit 1988.

Egal, in welchem Jahr man eingestiegen ist – als Anleger hat man sich höchstens dreizehn Jahre in der Verlustzone befunden. Die untenstehende Grafik zeigt alle Verläufe einer Aktienanlage über vierzehn Jahre – also wie die Performance ausgesehen hätte, wäre man am Anfang eines bestimmten Jahres zwischen 1925 und 2004 in den Aktienmarkt eingestiegen. Die grünen Punkte zeigen jeweils den höchsten Performancestand in jedem Jahr, die roten Punkte die minimal erreichte Rendite.

Im Durchschnitt erreichte man über vierzehn Jahre eine Gesamtperformance von 231% (blaue, gestrichelte Linie). Diese Zahlen sind nominal – sind also nicht inflationsadjustiert. Auf die maximale Gesamtrendite von 689% kam man, wenn man Anfang 1984 investiert hatte (grüne Linie). Die niedrigste Performance mussten Anleger einstecken, die 1928 in Aktien investiert hatten – damals erzielte man nur 22% über vierzehn Jahre (rote Linie).

Dass es auch mit einem langen Anlagezeitraum heftig bergabgehen kann, zeigt der Einbruch der Technologieblase Anfang 2000. Von 1990 bis Ende 1999 konnte man die beste Zehnjahresperformance verbuchen: 528% (schwarze Linie). Doch nach vierzehn Jahren lag man mit dem Portfolio nur noch im oberen Mittelfeld.

Real – also nach Abzug der Teuerung – sieht die Rendite deutlich anders aus. Kaufkraftbereinigt verloren Aktien über vierzehn Jahre bis zu ein Drittel – wenn man ab 1961 im Markt investiert war. Besonders die hohe Inflation Anfang der Siebzigerjahre im Zuge der Ölkrise hat die Rendite nach unten gezogen.

Zieht man die Inflation ab, lag die durchschnittliche Performance über vierzehn Jahre 100 Prozentpunkte niedriger. Immerhin in einem von zehn aller Fälle mussten Aktionäre über vierzehn Jahre einen Kaufkraftverlust einstecken.

Verlustrisiko nicht zu unterschätzen

Wer seine Aktienposition nicht vierzehn Jahre halten wollte, musste auch nominal gerechnet ein nicht zu unterschätzendes Risiko verkraften, den ursprünglichen Einsatz nicht zu erreichen. Nach einem Jahr mussten Anleger in über 30% aller Fälle einen Verlust einstreichen. Nach sechs Jahren lag die Wahrscheinlichkeit immerhin noch bei über einem Zehntel.

Nach Abzug der Inflationsrate ist die Wahrscheinlichkeit eines Verlusts über alle Investitionszeiträume deutlich höher. Überraschend: Das zusätzliche Jahr bei einem von dreizehn auf vierzehn Jahre verlängerten Investitionshorizont erhöht gar die Wahrscheinlichkeit, im Minus zu schliessen.

Jahresbasis verschleiert Schwankungen

Da die Zahlen von Pictet weit zurückgehen, sind sie nur auf Jahresbasis erhoben worden. Doch eine Auswertung von Kursdaten innerhalb eines Jahres könnte andere Muster erkennen lassen. Ein Szenario: Innerhalb eines Jahres ziehen die Kurse enorm an. Man steigt zu einem hohen Preis ein. Doch zum Jahresende hin gehen die Kurse nach unten. Betrachtet man nur Beginn und Ende des Jahres, wird diese Bewegung nicht berücksichtigt – obwohl der Anleger möglicherweise einen hohen Verlust erlitten hat.

Und trotzdem sind diese – möglicherweise dramatisch – unterschiedlichen Performancezahlen auszuwerten. Dazu hat «Finanz und Wirtschaft» sich einer anderen Datenquelle bedient. Der Datenanbieter Datastream berechnet einen Index auf schweizerische Aktien zwar nicht seit dem Jahr 1925, aber immerhin seit 1973. Von 1973 bis Februar 2018 gibt es so fast 12’000 Handelstage als Grundlage der Analyse. Ein Jahr hat etwa 260 Handelstage.

Experiment mit hundert Zeitreihen

Für die Berechnung aller möglichen Performanceverläufe über vierzehn Jahre müssen über 8000 Handelstage als Anfangspunkte einer Aktieninvestition berücksichtigt werden. Zum Vergleich: Für die Jahreszahlen auf Basis der Pictet-Daten gab es nur 79 mögliche Anfangspunkte.

Um eine Übersicht über solch eine Datenfülle trotzdem grafisch zu präsentieren, werden in der untenstehenden Grafik hundert zufällig ausgewählte Verläufe dargestellt. Solch ein «Experiment» hat auch die «Süddeutsche Zeitung» anhand des deutschen Leitindex Dax durchgeführt.

Das Ergebnis: Der beste der hundert zufällig ausgewählten Zeiträume hat eine – nicht kaufkraftbereinigte – Performance von 720% erreicht. So viel hätte man verdient, wäre man im Februar 1985 eingestiegen. Die durchschnittliche Gesamtrendite von 253% ist ähnlich der Performance, die anhand der Pictet-Daten berechnet wurde.

Dagegen hat die «Dreizehnjahresregel» der Pictet-Studie nicht absolut gegolten: Wäre man im April 1998 eingestiegen, hätte man über dreizehn Jahre einen Verlust von 2% einstecken müssen.

Interessant ist auch der Verlauf anhand der Tagesdaten, um zwischenzeitliche Hochpunkte herauszustreichen. So hatte eine Investition im September 1984 nach fast vierzehn Jahren eine Rendite von über 900% eingebracht – nur um in den nächsten Wochen über ein Fünftel einzustürzen.

Analyse über tausende Verläufe

Doch wie sieht der Verlauf aus, wenn man tatsächlich alle möglichen 8100 Verläufe berechnet? Das Ergebnis – Maximum, Minimum und Durchschnitt – ist in der untenstehenden Grafik aufgezeigt. Die Zahlen sind deutlich extremer, als es die jährlichen Zahlen nahelegen.

Der bestmögliche Verlauf über vierzehn Jahre bescherte eine Performance von 925%. Der schlechteste Verlauf ergab einen Verlust von 15%, wenn man im Juli 1998 eingestiegen war. Die durchschnittliche Performance lag bei 255% – also ähnlich wie beim «Experiment» mit zufällig ausgewählten Zeitreihen.

Aktien bieten keine Garantie

Trotz des Verlusts von 15% im schlechtesten Fall ergibt auch die Auswertung anhand der Tagesdaten eine geringe Wahrscheinlichkeit, mit Aktien langfristig im Minus zu landen. Nur in 1,5% der Fälle lag man nach vierzehn Jahren unter der Anfangsinvestition.

Je länger man seine Aktienposition gehalten hat, desto grösser war die Wahrscheinlichkeit, eine positive Performance zu erreichen. Aber auch relativ lange Zeiträume bringen keine Garantie: Noch nach elf Jahren musste man in acht von hundert Fällen mit einer negativen Gesamtrendite rechnen.

Tagesdaten verdeutlichen Unsicherheit

250% Performance über vierzehn Jahre? Dieser Durchschnittswert hört sich zu gut an, als dass man sich darauf verlassen sollte. Auch die Regel, dass keine Verlustphase länger als dreizehn Jahre dauert, gilt absolut nur bei der Berücksichtigung von Jahresdaten. Tagesdaten sprechen dafür, dass es im schlimmsten Fall noch länger dauern kann. Auch im jetzigen Börsenumfeld mit hohen Bewertungen sind Aktien wohl die beste Anlageform. Doch garantiert ist an der Börse nichts.