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Schöne neue Energiewelt?

Die Protagonisten der Energiestrategie 2050 malen ein rosiges Bild der Zukunft: Bis dann wird die Schweiz ein atomenergiefreies Land sein, die Wasserkraft wird ausgebaut, Sonne und Wind ersetzen den verpönten Atomstrom, der Energieverbrauch wird massiv geringer sein als heute und fossile Energie wird nur noch marginal im Einsatz sein – und das alles gleichsam zum Nulltarif. Die schöne neue Energiewelt ist also nicht mehr fern.

Nur wird sich die Realität auch in diesem Fall nicht an den schönen Traum halten. Das zeigte der vom Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen und Electrosuisse organisierte Stromkongress in Bern. Zwar wurde klar, dass die Energiewende global im Gang ist, erst recht nach dem Klimagipfel in Paris. Allerdings führt diese Wende nicht in dieselbe Richtung wie die schweizerische: Die globalen Schwergewichte verschieben sich weg von Kohle und Öl hin zu Gas und zu erneuerbaren Energien.

Karl Rose, ehemaliger Chefstratege von Royal Dutch Shell und heute unter anderem Professor für strategisches Management in Graz, zeigte auf, dass diese Wende nicht ganz so einfach ist, wie es zunächst scheinen könnte. Er ortet wichtige offene Fragen: Das massiv unterschätzte Problem der Volatilität in den Stromnetzen, wenn immer mehr Erzeuger dezentral ihren Strom einspeisen. Da die Stabilität zu garantieren, ist ein äusserst heikles Problem – eines, das hierzulande sträflich vernachlässigt wird.

Weiter sei unklar, wie die Energieeffizienz weiter gesteigert werden könne. Da weiss die bundesrätliche Energiestrategie Rat: Sie visiert das Ziel primär über massive staatliche Eingriffe an. Das allerdings hielt Energieministerin Doris Leuthard nicht davon ab, in ihrem Referat zu behaupten, die Schweiz schaffe «kein Regulierungsmonster».

Weiter wies Rose auf die Probleme der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft sowie auf die Wirkungen der Wende auf das Wachstum hin sowie auf die Frage, wie lange wir uns Subventionen noch leisten könnten. Das führte ihn zum Statement, dass die erneuerbaren Energien nicht weiter gefördert werden sollten; sie würden sich, wenn sie tauglich seien, so oder so durchsetzen. Die Mittel seien eher in die Infrastruktur sowie die Netzstabilität zu investieren. Als weitere offene Frage wäre noch diejenige nach der Speicherung der Elektrizität anzufügen.

Allein diese Fragen lassen es als völlig unklar erscheinen, wo die Energiewende hinführen wird. Dessen ungeachtet machen die Schweiz und auch Deutschland detaillierte Pläne, wie die Energielandschaft in 35 Jahren aussehen wird – und sie richten ihre Politik danach aus. Das ist nichts anderes als eine Anmassung von Wissen, die mit der Realität nicht viel bis gar nichts zu tun hat. So plädierte Rose denn auch für weniger Ideologie in der Debatte. Auf die Schweiz übertragen hiesse das etwa, dass die Energiepolitik technologieneutral und ergebnisoffen an den Realitäten statt an schönen Träumen auszurichten wäre. Die Planwirtschaft hat genug Unheil angerichtet und schon längst abgedankt.