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Orchester-Chef und Botschafter

Zimmermann kannte das Uhrengeschäft aus seiner Tätigkeit für IWC. Im Schaffhauser Uhrenunternehmen war er Direktor Marketing und Kommunikation international.

Am Hauptsitz von Baume & Mercier in Bellevue ist Alain Zimmermann selten anzutreffen. 40 bis 50% seiner Arbeitszeit ist er auf Reisen. «Ich bin so viel unterwegs, um Botschafter für die Uhrenmarke zu sein und um einen Koffer voll Anregungen heimzubringen», begründet er die intensive Reisetätigkeit.

An beidem hatte es der zweitältesten Marke des Richemont-Konzerns gefehlt, als der Marketingspezialist vor fünfeinhalb Jahren die CEO-Position übernahm. Das Traditionshaus Baume & Mercier, gegründet 1830, hatte sich verzettelt und liess eine klare Sprache vermissen.

Zimmermann kannte das Uhrengeschäft aus seiner Tätigkeit für IWC. Im Schaffhauser Uhrenunternehmen war er Direktor Marketing und Kommunikation international. Ein Abstecher in die Finanzwelt, als Leiter Marketing und Kommunikation von Julius Bär, erwies sich als eine interessante Erfahrung, dennoch folgte der 47-jährige Elsässer dem Ruf aus Bellevue gerne.

Die neue Aufgabe packte Zimmermann mit viel Elan an. Das heute fokussierte Unternehmen trägt seine Handschrift, obwohl er keine einsamen Entscheide fällt. Vier von fünf Kollektionen hat der Elsässer über Bord geworfen und dafür jedes Jahr eine neue lanciert. So wurde das Markenprofil insgesamt geschärft, als dessen roten Faden Zimmermann Eleganz, Klassik und Zeitlosigkeit nennt.

Dazu kommt eine klare Preispolitik in der Bandbreite von 1500 bis 5000 Fr. Konzessionen nach unten sind ebenso wenig vorgesehen wie ein Ausbruch nach oben. Eine Ausnahme hat aber jährlich ihren festen Platz, das sogenannte Talking Piece, mit dem Baume & Mercier gemäss Zimmermann ihr Savoir-faire zur Schau stellen will. 2014 war dies ein Tourbillon als Hommage an das Baume-Uhrwerk, das 1892 in London für seine hohe Ganggenauigkeit den Kew-Observatory-Preis erhalten hatte.

Zur Restrukturierung der Marke gehörte weiter die Straffung des Vertriebs. Die Zahl der Verkaufspunkte wurde von 3400 auf 1600 reduziert. Dass der Einschnitt ohne juristische Geplänkel gelang, ist Zimmermanns Umsicht zu verdanken. Er willigte ein, Uhren von den Händlern zurückzukaufen, um ihre Beziehung mit Baume & Mercier zu beenden.

Im Unterschied zu anderen Richemont-Maisons ist das Genfer Traditionsunternehmen keine Manufaktur. Als Nachteil sieht Zimmermann das nicht. «Eigene Werke zu entwickeln, wäre zu aufwendig und wird von unseren Kunden weder verlangt noch geschätzt , solange wir eine Top-Qualität liefern», sagt er. Fünf Kernkompetenzen behält die Marke aber unter Kontrolle: Design, Produktentwicklung, Assemblage, Vertrieb und Service.

Als CEO sieht sich der von klassischer Musik begeisterte Zimmermann als Orchesterchef, der das Fachwissen seiner Mitspieler konsequent einbezieht. «Ich kann nicht alle Instrumente spielen. Die Kenntnisse, die ich in den Klangkörper einbringe, sind Marketing und Kommunikation», schildert er seinen Part.

Wie die ganze Branche, schaut auch Zimmermann gespannt auf Asien. «Wir sind dort spät eingestiegen», gesteht er ein, «doch mit unserem Joint-Venture-Partner haben wir gute Entwicklungsmöglichkeiten.» Chow Tai Fook kenne die Kundenströme und besonders die Landlords, die Vermieter, an den entscheidenden Standorten, begründet er die Wahl. Nur wenige Boutiquen führt Baume & Mercier selbst. Dass Asien aufholt, belegen die Besucherzahl an der Messe SIHH und das dort generierte Bestellvolumen, wie Zimmermann sehr zufrieden anmerkt.

Mehr Frauen als Kundinnen zu gewinnen, ist ein weiteres Anliegen Zimmermanns. Im Aufbau der Kollektionen wird darauf sorgsam geachtet, wie die jüngste, in drei Jahren entwickelte Linie Promesse zeigt. Auf externe Markenbotschafterinnen kann Baume & Mercier dabei getrost verzichten. Ein CEO als Botschafter löst den Anspruch auf Glaubwürdigkeit weit besser ein.