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Mehr Offenheit und Wettbewerb nötig

Die Bruttoinvestitionsquote sank von über 35% Mitte der Sechzigerjahre auf noch 23% im Jahr 2013.

Die Diagnose ist bekannt: Seit langer Zeit wächst die Arbeitsproduktivität in der Schweiz im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich. Darauf hat zu Monatsbeginn auch die OECD in ihrem Länderbericht zur Schweiz hingewiesen. Das steht nicht im Widerspruch zur im Übrigen sehr guten Performance der Schweizer Wirtschaft, sie liegt in vielen Bereichen international an der Spitze. Der Wirtschaft geht es insgesamt gut, die Wachstumsdynamik aber ist relativ gering. Das gibt Anlass zur Sorge.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hat darum sechs Studien in Auftrag gegeben, die den Ursachen der schwachen Produktivitätsentwicklung auf den Grund gehen sollten. Die am Montag präsentierten, in ihrer Relevanz sehr unterschiedlichen Studien vermögen das Problem nicht abschliessend zu klären, liefern aber wichtige Hinweise.

Sinkende Investitionsquote

Ein zentraler Bestimmungsfaktor der Arbeitsproduktivität liegt in der Investitionsentwicklung. Eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung und der Universität St.Gallen zeigt, dass der Anteil der Investitionen am Bruttoinlandprodukt seit rund vier Jahrzehnten rückläufig ist. Die Bruttoinvestitionsquote sank von über 35% Mitte der Sechzigerjahre auf noch 23% im Jahr 2013. Damit weist die Schweiz immer noch ein hohes Niveau auf. Berücksichtigt man aber die Nettoinvestitionen, also nach Abschreibungen, steht die Schweiz wesentlich schlechter da.

Für den Rückgang der Investitionsquote werden drei wesentliche Ursachen genannt: die Tertiarisierung der Wirtschaft, d. h. die Entwicklung hin zur Dienstleistungsgesellschaft. Das spiegelt sich im Anteil der Beschäftigten im Dienstleistungssektor. Er ist von 45% Ende der Sechzigerjahre auf über 74% gestiegen. Weil die Kapitalintensität in den Dienstleistungssektoren niedriger ist als in der Realwirtschaft, führt das zu einer geringeren Investitionsquote.

Eine Rolle spielt auch die Alterung der Bevölkerung. Je kleiner der Anteil der Erwerbstätigen wird, desto geringer werden das Potenzialwachstum und die Sparneigung. Schliesslich dürfte auch der starke Franken die Investitionsquote gedrückt haben. Kaum einen Einfluss auf die Investitionstätigkeit haben dagegen die Zinsen. Darum ist es ein falscher Ansatz, über eine Tiefzinspolitik die Investitionen beflügeln zu wollen. Gemäss der Studie kann die Schrumpfung der Investitionsquote etwa die Hälfte des Rückgangs der Arbeitsproduktivität erklären.

Wirtschaft weiter öffnen

Eine zweite Studie von denselben Instituten hat den Einfluss der Offenheit der Wirtschaft auf die Arbeitsproduktivität untersucht. Sie kommt zum Schluss, dass die Schweizer Wirtschaft in Bezug auf die Realwirtschaft sehr offen ist. Das gilt jedoch weniger im Dienstleistungsbereich.

Die Offenheit der Wirtschaft wirkt sich über drei Kanäle auf die Produktivität aus: durch verstärkten Wettbewerb, höhere Kapitalakkumulation sowie einen regen Technologietransfer. Vor allem im Dienstleistungssektor hat die Schweiz da erhebliches Nachholpotenzial.

Leider ist keine Studie dem Einfluss der Personenfreizügigkeit auf die Arbeitsproduktivität gewidmet. Gemäss dem St. Galler Professor Reto Föllmi dürfte die Zuwanderung die Arbeitsproduktivität steigern, sofern mehrheitlich gut qualifizierte Arbeitskräfte einwandern. Der Nettoeffekt der Zuwanderung der vergangenen Jahre dürfte schwer zu eruieren sein. Es trifft jedoch nicht zu, dass die Zuwanderung die Hauptursache der schwachen Produktivitätsentwicklung ist.

Ein erstes Fazit lautet, dass die Schweizer Wirtschaft mehr Offenheit und Wettbewerb braucht. Das wirkt sich stimulierend auf die Investitionstätigkeit und damit auf die Arbeitsproduktivität aus.