Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Jerome Powell: Der stille Macher im Hintergrund

Der eher unscheinbare amtierende Gouverneur der US-Notenbank ist kein Mann der vielen Worte.

Jerome Powell heisst der neue Chef des Federal Reserve. Ab Anfang Februar wird er die Geschicke der weltweit einflussreichsten Notenbank leiten und damit seine Vorgängerin Janet Yellen ablösen. Für die erste Frau an der Fed-Spitze endet die Karriere als Notenbankchefin damit bereits nach vier Jahren.

Der 64-jährige Republikaner hat sich in den vergangenen Wochen zwar als Kronfavorit herauskristallisiert. Dennoch ist seine Ernennung eine kleine Überraschung. Sein Name tauchte erst Ende September an den Wettbörsen auf, als das Rennen um den Fed-Posten bereits in vollem Gang war.

«Für Investoren ist Powell eine solide und stabile Wahl, die an den Finanzmärkten keine Turbulenzen auslösen dürfte», meinen die Strategen von Capital Alpha. «Obwohl Trump die Wahl als Reality-Spektakel aufgezogen hat, entscheidet er sich nun für den sicheren und konventionellen Kandidaten.»

Der eher unscheinbare amtierende Gouverneur der US-Notenbank ist kein Mann der vielen Worte. Er hat im Vergleich zu seinen Kollegen nur wenige öffentliche Auftritte absolviert. Anders als John Taylor oder Kevin Warsh, beide Anwärter auf den Fed-Chefposten, ist er zudem nicht für kontroverse Positionen bekannt.

Doch Powell hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in der Politik und an Wallstreet ein einflussreiches Netzwerk aufgebaut.

Garant für Kontinuität

2012 wurde Powell vom damaligen Präsidenten Barack Obama zum Gouverneur des Fed ernannt. Der ausgebildete Jurist ist daher bestens vertraut mit den internen Vorgängen. Ein Bruch mit der aktuellen Geldpolitik ist von ihm nicht zu erwarten: Powell hat in seiner Funktion jeden geldpolitischen Entscheid des Offenmarktausschusses unterstützt. Seine Nomination steht daher für Kontinuität der amerikanischen Geldpolitik.

Im Gegensatz zu Yellen zeigt sich der zukünftige Fed-Chef aber eher offen für eine Diskussion über regulatorische Fragen. So hat er sich für die Lockerung der Auflagen für kleine und mittlere Finanzinstitute ausgesprochen. Zudem plädiert er für die Vereinfachung der Volcker-Regel, die den Eigenhandel der Banken verbietet. Allerdings hat sich Powell in Bezug auf die Deregulierungspläne der Regierung Trump kritisch geäussert. Er erklärte im Juni vor dem Bankenausschuss des Senats, dass er einige der Vorschläge nicht unterstützen würde.

Verhandler hinter den Kulissen

Mit Powell steht erstmals seit 1979 kein studierter Ökonom an der Fed-Spitze. Er graduierte an der Princeton-Universität in Politikwissenschaften und erhielt den Doktor in Rechtswissenschaften an der Georgetown-Universität. Einen Grossteil seiner beruflichen Karriere hat er in der Finanzbranche verbracht. Bei der Investmentbank Dillon Read stieg er zum Vizepräsidenten auf. Von 1997 bis 2005 war er Partner bei der Private-Equity-Gesellschaft Carlyle Group. In dieser Zeit hat er ein Vermögen gemacht: Es beläuft sich gemäss Angaben aus dem Jahr 2016 auf 55 Mio. $. Damit ist Powell das bestsituierte Mitglied des Fed-Gremiums.

Unter Präsident George W. Bush diente Powell zu Beginn der Neunzigerjahre im Schatzamt. Er machte sich damals mit Ermittlungen gegen die Investmentbank Salomon Brothers einen Namen, die mit falschen Geboten Treasury-Bond-Auktionen manipuliert hatte. In dieser Zeit knüpfte er Kontakte zur republikanischen Basis, die ihm Jahre später zugutekamen. So wirkte er 2011 hinter den Kulissen in Washington, um die Abgeordneten dazu zu bewegen, die Schuldenobergrenze anzuheben und einen Staatsbankrott der Vereinigten Staaten zu vermeiden. Er war erfolgreich und gewann damit die Aufmerksamkeit von Obama, der ihn als Fed-Gouverneur nominierte.

Powell kann auf Kontakte auf höchster Regierungsebene zählen. Als einer seiner grössten Unterstützer gilt etwa Finanzminister Steven Mnuchin. Kollegen beschreiben den frisch gekürten Fed-Chef als pragmatisch, gewissenhaft und besonnen. «Er hat Aufgaben übernommen, die andere Gouverneure nicht machen wollten», sagte Richard Fisher, ehemaliger Chef der Distriktnotenbank Dallas, einst über Powell. «Er versteht die Materie deshalb ganz genau.»

In einem nächsten Schritt muss Powell vom Senat bestätigt werden. Sobald er sein Amt antritt, sind die Tage im Hintergrund vorbei: Powell wird eine der meistbeachteten Figuren an den Finanzmärkten sein.