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«Inflation ist entscheidend»

«Sorgen über die wachsende Anfälligkeit der Finanzmärkte könnte das Fed dazu veranlassen, proaktiv Gegenmassnahmen zu ergreifen.»: Randall Kroszner.

Das Federal Reserve zieht die Zügel abermals an. An der Sitzung vom Mittwoch hat die US-Notenbank das Zielband für den Leitzins auf 1,25 bis 1,5% erhöht. Für nächstes Jahr stellt sie drei weitere Straffungen in Aussicht. Randall Kroszner, 55, Wirtschaftsprofessor an der renommierten Booth School of Business der Universität Chicago, hält das für eine realistische Vorgabe. Entscheidend sei jedoch, wie sich die Inflation entwickle. Überrascht ist er, dass der Widerstand gegen eine strengere Zinspolitik im Vorsitz des Fed wächst.

Professor Kroszner, die US-Notenbank hebt erwartungsgemäss den Leitzins an und stellt für nächstes Jahr drei weitere Straffungen in Aussicht. Gibt es am Entscheid des Federal Reserve vom Mittwoch überhaupt etwas Überraschendes? - Ich hätte nicht erwartet, dass gleich zwei Mitglieder aus dem Fed-Vorsitz gegen den Beschluss votieren, die Zinsen zu erhöhen. Dass Neel Kashkari, der Präsident der Minneapolis Fed, sich gegen eine strengere Geldpolitik ausspricht, ist zwar bekannt. Mich überrascht jedoch, dass auch Charles Evans von der Chicago Fed gegen den Zinsschritt votiert hat.

Was ist der Grund dafür? - Evans ist besorgt, dass die US-Notenbank an Glaubwürdigkeit verliert. Obschon das Fed an seinem Inflationsziel von 2% festhält, bewegt sich die Teuerung seit Jahren darunter. Das könnte an den Finanzmärkten Zweifel wecken, dass die Notenbank ihre Vorgabe wirklich ernst nimmt. Denn obwohl die Inflation um 1,5% verharrt und derzeit sogar leicht nach unten tendiert, fährt sie mit der Straffung der Geldpolitik fort. Evans hätte deshalb mit einem Zinsschritt lieber gewartet.

Was denken Sie als vormaliger Gouverneur der US-Notenbank dazu? - Es ist wichtig, dass die US-Notenbank der Kurve voraus bleibt. Deshalb hätte ich mich für die Zinserhöhung ausgesprochen. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass die amerikanische Wirtschaft nächstes Jahr anzieht. Das, weil die Konjunktur bereits in den letzten sechs Monaten an Schwung gewonnen hat und den Republikanern wohl eine Steuerreform gelingt, die zusätzlichen Schub geben wird. Zudem bewegt sich die Arbeitslosenrate mit 4,1% auf sehr tiefem Niveau. Das Fed muss einem möglichen Inflationsdruck daher vorgreifen. Sonst läuft es Gefahr, hinterherzuhinken.

An den Börsen klettern die Kurse immer weiter. Inwiefern spielt das für das Fed eine Rolle? - In den USA, in Europa und fast überall in der Welt herrscht unter Investoren viel Optimismus. Sorgen über die wachsende Anfälligkeit der Finanzmärkte für eine Korrektur könnten das Fed deshalb dazu veranlassen, proaktiv Gegenmassnahmen zu ergreifen. Ein solcher Eingriff wird auch von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich gefordert. Fed-Chefin Janet Yellen hat während der Pressekonferenz allerdings gesagt, dass sie keine unmittelbaren Risiken an den Bond- oder den Aktienmärkten sehe. Oft sind sie aber erst im Nachhinein erkennbar.

Sind drei weitere Zinserhöhungen für 2018 demnach realistisch? - Das hängt in erster Linie von der Inflation ab. Wenn das Wirtschaftswachstum robust bleibt, die Teuerung sich jedoch seitwärts bewegt oder sinkt, dann wäre es unklug, auf einem solchen Zinspfad weiterzugehen. Zieht die Inflation aber an, sollte das Fed seinen Vorgaben entsprechend handeln.

Anfang Februar tritt mit Jerome Powell ein neuer Fed-Chef an. Zudem kann Präsident Donald Trump drei weitere Posten im Fed-Gremium besetzen. Was heisst das für die US-Geldpolitik? - Das ist ein Unsicherheitsfaktor. Ich denke aber nicht, dass sich das Federal Reserve gravierend verändern wird. Mit Blick auf weitere Zinserhöhungen wird die Notenbank zwar möglicherweise eine etwas strengere Haltung vertreten. Präsident Trump hat jedoch klargemacht, dass er den Ansatz von Fed-Chefin Yellen mochte. Auch seine Wahl von Powell für ihre Nachfolge suggeriert, dass er den bisherigen Kurs der Geldpolitik generell für gut hält.