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Gesundheit wird immer teurer

Die seit Jahrzehnten ohne Unterbruch  steigenden Kosten des Gesundheitswesens sind das wohl hartnäckigste wirtschaftspolitische Problem der Schweiz. Daran hat sich auch 2017 nichts geändert. Gemäss den neuen, noch provisorischen Zahlen des Bundesamts für Statistik stiegen die gesamten Ausgaben für das Gesundheitswesen 2,6% auf 82,5 Mrd. Fr.

Damit ist das Wachstum leicht niedriger ausgefallen als im Schnitt der vergangen fünf Jahre von 3,4%. Das ist allerdings ein schwacher Trost: Die Gesundheitsausgaben stiegen immer noch deutlich stärker als das Bruttoinlandprodukt, das 1,2% zunahm. Der Anteil am BIP hat sich damit von 12,2 auf 12,3% erhöht.

Pro Kopf der Bevölkerung wurden monatlich 814 Fr. für die Gesundheit ausgegeben. Da wirken die 32 Fr. des Jahres 1960 schon fast idyllisch. 1990 erreichten die Ausgaben bereits 440 Fr. pro Kopf – immer noch nur wenig mehr als die Hälfte des vergangenen Jahres. Die gesamten Kosten des Gesundheitswesens beliefen sich 1960 auf gut 2,1 Mrd. Fr. und 1995 auf 37,4 Mrd. Fr. Gemessen am BIP stieg der Anteil von 4,7 über 9,2 auf die schon erwähnten aktuellen 12,3%.

Diese Entwicklung stellt der Politik ein deprimierendes Zeugnis aus. Trotz steten Bemühungen und wiederkehrenden Monsterdebatten im Parlament ist es bisher nicht gelungen, die Kostensteigerungen in den Griff zu bekommen. Immerhin muss eingeräumt werden, dass sich zwei wesentliche Kostentreiber im Gesundheitswesen, die stetig steigende Lebenserwartung sowie der medizinische Fortschritt, durch politische Massnahmen kaum beeinflussen lassen.

Dennoch leidet das Gesundheitswesen an Systemfehlern, es bestehen praktisch keine Anreize zum Sparen, die Zeichen sind auf allen Stufen auf Expansion gestellt. Pflästerlipolitik, die an Detailfragen ansetzt, oder Umverteilung der Kosten, wie sie von zwei Volksinitiativen angestrebt wird, lösen die Probleme nicht. Ein Kernproblem besteht darin, dass das Gesundheitswesen durchsetzt ist von starken Interessengruppen (Ärzten, Spitälern, Krankenkassen, Kantonen, Patienten etc.). Sie verstehen es bestens, sich zu organisieren, wenn durch allfällige Gesetzesänderungen ihre Partikularinteressen tangiert werden.

Auf diesen Umstand weist auch eine neue Studie der Beratungsunternehmen Polynomics und Markus Saurer Industrieökonomie hin. Sie zeigt am Beispiel des Kontrahierungszwangs, wie die Ärzte die gesundheitspolitisch zentrale Aufhebung des Vertragszwangs zwischen Leistungserbringern und Krankenkassen immer wieder hintertreiben konnten. Ähnliches gilt für die Rolle der Kantone betreffend den fälligen Übergang zu einer monistischen (einheitlichen) Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen.

Solange sich die Politik immer wieder in den Dienst der verschiedenen Interessengruppen stellt, so lange wird sich am Trend des überdurchschnittlichen Wachstums der Gesundheitskosten nichts ändern. Oder anders ausgedrückt: Der Leidensdruck ist offenbar immer noch nicht schmerzhaft genug.

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