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Der Bedarf an Stromimporten steigt

Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation sowie das zuständige Bundesamt für Energie gehen kritischen Fragen nach der Sicherheit der Versorgung mit Strom vorzugsweise aus dem Weg. Oder aber sie behaupten, in schon fast rührender Naivität, die Versorgungssicherheit sei gewährleistet. Ein Eingeständnis von Problemen würde bedeuten, dass dem Volk in der Energiestrategie 2050 nicht reiner Wein eingeschenkt worden ist.

Die unabhängige Aufsichtsbehörde im Energiebereich, die Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom, geht unbefangener an das Problem heran. Sie sprach an ihrer Jahresmedienkonferenz in Bern Klartext: Die Schweiz dürfte schon bald mit Versorgungsproblemen konfrontiert sein, weil die Exportfähigkeit der wichtigsten Lieferantenländer Deutschland und Frankreich sehr bald erheblich abnehmen dürfte.

Kommissionspräsident Carlo Schmid-Sutter erläuterte dies am Beispiel von Deutschland. Bis Ende 2022 gehen die noch verbleibenden sieben Kernkraftwerke vom Netz. Zugleich will das Land auch aus der Stromerzeugung aus Kohle aussteigen. In dieser Situation dürfte Deutschland gemäss Schmid-Sutter sich in erster Linie auf sich selbst konzentrieren.

Das ist für die Schweiz fatal: Seit Jahren muss das Land im Winterhalbjahr Strom importieren. Die gesamte Jahresbilanz war 2018 nur knapp positiv, in den zwei Jahren zuvor war die Schweiz gar ein Nettoimporteur. Die Importe werden in den kommenden Jahren in der Tendenz zunehmen, der Stromverbrauch wächst – Stichworte sind etwa der vermehrte Einsatz von Wärmepumpen oder Elektroautos. Umgekehrt sinkt die herkömmliche Produktion, Ende 2019 geht mit Mühleberg das erste Schweizer Kernkraftwerk vom Netz.

Immerhin hat der Bundesrat, wohl eher zur allgemeinen Beruhigung, vorgeschlagen, eine sogenannte strategische Reserve zu schaffen, die im Bedarfsfall rasch abgerufen werden kann. Bloss: Diese Reserve kann nur punktuell helfen, gleichsam als Pflästerli in der Not. Das strukturelle Problem zu geringer Produktionskapazitäten kann damit nicht gelöst werden.

Für die ElCom ist klar: Die Schweiz muss Zusatzkapazitäten aufbauen, um die Importabhängigkeit besonders im Winter deutlich zu reduzieren. Da stellen sich zwei Fragen: Welcher Art können diese Kapazitäten sein? Gemäss geltender Rechtslage ist der Bau eines neuen Kernkraftwerks ausgeschlossen. Wind- und Photovoltaikanlagen helfen im Winter nicht weiter, zumal sie zusätzlichen Bedarf nach Backup-Anlagen schaffen. Weil das Potenzial der Wasserkraft weitgehend ausgeschöpft ist, kommt fast nur noch der Bau von Gaskraftwerken in Frage.

Die zweite Frage schliesst sich gleich an: Reicht die Zeit bis Ende 2022, um diese Kapazitäten bereitzustellen? Gemäss Schmid-Sutter wird die Zeit «sehr knapp». Bundesrat und Politik sind gefordert, rasch Anreize zu schaffen, damit die nötigen Kapazitäten in nützlicher Frist bereitgestellt werden können. Allerdings sind derartige Bemühungen bis heute nicht einmal im Ansatz erkennbar. Die Versorgung der Schweiz mit Strom ist schon in der mittleren Frist nicht mehr gewährleistet – das sind düstere Perspektiven.