Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Schweiz verschärft Kapitalanforderung für Banken

Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf hat den Kapitalanforderungsentwurf vorgelegt, der den Vorschlägen der Too-big-to-fail-Kommission von Aymo Brunetti folgt.

Die Schweiz wird, wenn es nach dem Willen des Bundesrats geht, betreffend Eigenmittelausstattung ihrer systemrelevanten Banken wieder zur Musterschülerin. Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf hat den Kapitalanforderungsentwurf vorgelegt, der den Vorschlägen der Too-big-to-fail-Kommission von Aymo Brunetti folgt.

Künftig gibt es eine Grundanforderung für alle derzeit fünf systemrelevanten Banken sowie eine zusätzliche Komponente je nach Grad der Systemrelevanz. Die Leverage Ratio, das Verhältnis von Eigenkapital zur ungewichteten Bilanz, soll für die Grossbanken UBS und Credit Suisse neu 5% betragen. Die Mindestkapitalanforderung im Verhältnis zu den risikogewichteten Aktiven steht neu bei 14,3%. Für die Zürcher Kantonalbank (ZKB) und PostFinance liegt die Anforderung neu bei 4,5% (Leverage Ratio) und 12,9% (risikogewichtet). Für Raiffeisen gelten eigene Werte, nämlich 4,6 und 13,2%.

Der internationale Minimalstandard Basel III liegt bei einer Leverage Ratio von 3%. In den USA werden 5% gefordert, in Grossbritannien zwischen 4 und 5%. Von Schweizer Banken wurden bisher 3,1% verlangt, die Mindestanforderung bei risikogewichteten Aktiven waren 13%.

Neue Zusammensetzung

3,5% der neuen Leverage Ratio müssen in Form von hartem Kernkapital (Common Equity Tier 1) gehalten werden. Dieses CET1-Kapital umfasst Aktienkapital und Gewinnreserven. Die restlichen 1,5% dürfen aus Tier-1-Instrumenten bestehen. Tier-1-Instrumente, auch Coco Bonds (Contingent Convertibles, bedingte Pflichtwandelanleihen) genannt, sind nachrangige Schuldverschreibungen mit festem Coupon.

Bei Bedarf werden sie von Fremd- in Eigenkapital umgewandelt. Fremdkapitalgeber werden so zu haftenden Aktionären. Zugelassen sind nur Coco mit hohem Trigger, also einer CET1-Kapitalquote von 7%. Der Trigger Event ist der Auslöser, ab dem ein Tier-1-Instrument gewandelt wird.

Laut Finanzmarktaufsicht Finma beträgt die Leverage Ratio der UBS gegenwärtig 3,6% und die der Credit Suisse 3,7%. Die Analysten von Morgan Stanley gehen davon aus, dass UBS rund 10 Mrd. Fr. und CS rund 9 Mrd. Fr. an Hoch-Trigger-Tier-1-Anleihen ausgeben muss. Dies würde allerdings durch die Ablösung früherer Anleihen geschehen, was die Zahlen relativiert.

UBS teilte am Mittwoch mit, dass sie das «weltweit anspruchsvollste Regime» bis 2019 erfüllen werde. Die 3,5%-CET1-Anforderung will sie durch Gewinnrücklagen erreichen, während sie gleichzeitig die Dividendenausschüttung von mindestens 50% des Gewinns aufrechterhalten will. Die neuen Anforderungen brächten allerdings «substanzielle Kosten» mit sich, die an anderer Stelle eingespart werden müssten.

Credit Suisse schrieb, sie unterstütze die «sehr anspruchsvollen Anpassungen». Die gleichentags bekannt gegebene Neuausrichtung der CS und die angekündigte Kapitalerhöhung stellten die Einhaltung der neuen Regeln sicher. PostFinance-Sprecherin Sabine Zeilinger sagte gegenüber FuW: «Wir sind bereits heute gut kapitalisiert und gehen davon aus, dass wir die neuen Vorschriften fristgerecht erfüllen können.» Raiffeisen-Sprecherin Simone Isermann schrieb, dass ihr Institut «bereits heute schon die geforderten Quoten komfortabel erfüllt». Gleiches gilt laut Sprecher Patrick Friedli auch für die ZKB.

Doch damit nicht genug. Die Schweiz wird wohl das erste Land, das sogenannte Gone-Concern-Anforderungen einführt. Während Going Concern (Mindestkapitalanforderungen) das Ziel verfolgen, den Fortbestand einer Bank während eines Krisenfalls zu gewährleisten, stehen bei Gone-Concern-Ansätzen die Sanierung oder die Abwicklung im Krisenfall ohne öffentliche Mittel im Vordergrund.

Mehr Krisenfall-Kapital

Neu müssen dazu international tätige systemrelevante Banken zusätzliches verlustabsorbierendes Kapital (Bail-in) halten. Das Financial Stability Board (FSB) hat den globalen Grossbanken im vergangenen Jahr ein Minimum an verlustabsorbierendem Kapital von 16 bis 20% ab frühestens 2019 vorgeschrieben.

Die Schweiz schreibt UBS und CS nun vor, Bail-in-Kapital von 5% zusätzlich zur Leverage-Ratio-Anforderung zu halten, womit sich das gesamte verlusttragende Kapital insgesamt auf 10% der Bilanzsumme und 28,6% der risikogewichteten Aktiven summiert. Bail-in-Instrumente sind Anleihen, deren Wandlung im Ernstfall durch die Aufsichtsbehörden ausgelöst wird.

Aktien-Alert

Von ABB bis Züblin – erhalten Sie sofort eine E‑Mail, sobald ein neuer Artikel zum Unternehmen Ihrer Wahl erscheint.

Um diesen Service zu nutzen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.