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Applaus für das Federal Reserve

US-Notenbankchefin Janet Yellen macht Ernst.

Seit der Finanzkrise wurde das Federal Reserve von den Märkten am Gängelband geführt. Mit dem Beschluss vom Mittwoch hat die US-Notenbank einen wichtigen Schritt zur Rehabilitierung ihrer Eigenständigkeit gemacht.

Das Fed hebt das Zielband für den US-Leitzins um einen weiteren Viertelprozentpunkt auf 0,75 bis 1% an. Es ist damit bereits die zweite Straffung der Geldpolitik in drei Monaten. Das, nachdem die Währungshüter zuvor ein ganzes Jahr nichts unternommen hatten. Insgesamt haben sie die Zinsen seit Ende 2015 nun drei Mal erhöht.

«Der heutige Entscheid reflektiert unsere Ansicht, dass wir wohl irgendwann in der Zukunft die Zinsen plötzlich rapid anheben müssten, wenn wir zu lange mit der Normalisierung der Geldpolitik warten», sagte Fed-Chefin Janet Yellen während der Pressekonferenz. «Das wiederum könnte die Finanzmärkte erschüttern und die Wirtschaft in eine Rezession drücken.»

Wallstreet reagiert freundlich

Die wohl grösste Überraschung ist, wie freundlich die New Yorker Börsen auf die Zinserhöhung reagiert haben. Der US-Leitindex S&P 500 schloss am Mittwoch auf 2385,26, was einem Plus von 0,8% entspricht. Von Energiewerten über Industrieaktien bis hin zu Pharmavaloren erstreckten sich die Kursgewinne über fast alle Sektoren. Schwächer tendierten lediglich Finanztitel.

Noch Ende Februar hatten nur wenige Investoren mit einer Zinserhöhung im März gerechnet. Das änderte sich schlagartig, als plötzlich Signale für eine baldige Straffung aus der Notenbank kamen. Während einer Rede in Chicago machte Yellen den Zinsschritt dann de facto zur beschlossenen Sache.

In seiner Prognose zur Zinsentwicklung signalisiert das Fed für dieses Jahr nach wie vor insgesamt drei Schritte. Das heisst zwei weitere bis Ende Jahr. Auch für 2018 deutet die US-Notenbank wie bisher drei Zinserhöhungen von je einem Viertelprozentpunkt an. Kaum verändert hat sich ebenso der Ausblick zum Konjunkturverlauf.

«Alles in allem ist das deshalb keine Zinserhöhung mit einem scharfen Unterton», denken die Devisenspezialisten der Privatbank Brown Brothers Harriman & Co. «Die Finanzmärkte schliessen daraus, dass die Chance auf eine weitere Straffung im Juni nun etwas weniger gross ist.»

Vor diesem Hintergrund ist die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen am Mittwoch neun Basispunkte auf 2,51% abgesackt. Im Vergleich zu den wichtigsten Währungen gab auch der Dollar deutlich nach. Zum Franken notierte er erstmals seit Mitte Februar unter der Paritätsgrenze. Der Goldpreis stieg derweil um 1,4% auf 1219.30 $ pro Unze.

Wann kommt der nächste Schritt?

Der Fokus wird sich nun auf das Treffen der US-Währungshüter vom 13. und 14. Juni richten. An der Chicagoer Terminbörse CME, wo Futures-Kontrakte auf den US-Leitzins gehandelt werden, schätzen Investoren die Wahrscheinlichkeit aktuell auf knapp 50%, dass es dann zu einer weiteren Erhöhung kommt. Am Dienstag belief sich die Chance auf nahezu 60%.

Bis zum Sommer könnte sich auch klarer herauskristallisieren, was aus Washington in Sachen Steuerkürzungen und Investitionen in die Infrastruktur zu erwarten ist. «Wir erkennen, dass mit Blick auf mögliche Veränderungen in der Wirtschaftspolitik grosse Unsicherheit zu Timing, Umfang und Charakter besteht», meinte Fed-Chefin Yellen dazu an der Pressekonferenz.

«Der Arbeitsmarkt hat weiter an Stärke gewonnen, und die Wirtschaft expandiert mit respektablem Tempo», hält die Notenbank in ihrem Statement zum Zinsentscheid fest. Auch habe die Inflation in den vergangenen Quartalen angezogen und rücke dem Ziel von 2% näher. Wie im letzten Communiqué von Anfang Februar wird das Verhältnis positiver und negativer Risiken als mehr oder weniger ausgewogen beurteilt.

Den Entscheid, die Geldpolitik zu straffen, haben fast alle stimmberechtigten Mitglieder im Fed-Gremium befürwortet. Die einzige Ausnahme war Neel Kashkari, Chef des Notenbankdistrikts Minneapolis, der abwarten wollte. Den nächsten wichtigen Anhaltspunkt zur Zinsentwicklung in den USA wird das Protokoll zur Fed-Sitzung geben, das in drei Wochen veröffentlicht wird. Das nächste Treffen folgt Anfang Mai.