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Bröckelnde Fassade in Grossbritannien

Lange haben die Briten bei den Irrungen und Wirrungen des Brexit mitgespielt. Oppositionsführer Jeremy Corbyn zum Beispiel, der seine Abgeordneten bei der Abstimmung zum Brexit-Gesetzt aufforderte, geschlossen hinter der Regierung von Theresa May zu stehen. Oder die einst flamboyanten Befürworter eines Verbleibs in Europa, die in den vergangenen Wochen verstummt sind.

Wer sich aber anmasste, sich gegen den plötzlichen Mainstream aufzulehnen, wurde geächtet. Besonders deutlich erlebte dies Fondsmanagerin Gina Miller, welche die Brexit-Euphorie von Theresa May etwas bremsen wollte. Sie sorgte mit ihrer Klage gegen die Regierung dafür, dass das Parlament über das Brexit-Gesetz debattieren durfte – und sie erntete dafür abschätzige Kommentare und gar Morddrohungen.

Und doch kommen hinter der idyllischen Brexit-Fassade, die ein zukünftiges «Global Britain» verspricht, immer mehr Zweifel an der eingeschlagenen Richtung zum Vorschein. Am deutlichsten zeigt sich die Unzufriedenheit in Schottland. Das nördlichste aller Länder im Vereinigten Königreich sieht seine Bedürfnisse bei den Brexit-Gesprächen übergangen. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon beklagt, dass die britische Regierung ihren Forderungen nicht einen Zentimeter entgegengekommen sei. Nun versucht Sturgeon, mit der Ankündigung eines erneuten Unabhängigkeitsreferendums Druck zu machen. Auch wenn diese Drohkulisse auf ziemlich schwachem Fundament gebaut ist.

Bereits 2014, als Schottland zum ersten Mal über eine Abspaltung von Grossbritannien befinden durfte, hielten Sorgen über die künftige wirtschaftliche Entwicklung die Mehrheit der Stimmberechtigten davon ab, aus dem Verbund auszutreten. In der Tat hinkt das Wirtschaftswachstum Schottlands stark hinter jenem von Grossbritannien hinterher. Mit Rohöl, dem hauptsächlichen Exportgut der Schotten, lässt sich ein unabhängiger Staat kaum finanzieren, vor allem nicht zum aktuellen Ölpreis.

Aber auch wenn sich das schottische Manöver nur als temporäres Störfeuer entpuppen sollte, gibt es noch immer genügend Reibungspunkte. In diesen Tagen  verglich ein Politiker in einer Talk-Sendung der BBC den Austritt Grönlands aus der EU Mitte der 80er-Jahre mit dem Brexit. «Damals», sagte er, «dauerten die Verhandlungen ganze drei Jahre, und es ging lediglich um Fische. Wie sollen wir, die viel mehr als Fische zu bieten haben, dies in zwei Jahren erledigt haben?»

Und selbst wenn diese Hürde gemeistert werden sollte, steht danach noch eine letzte und entscheidende bevor: Die unzähligen Freihandelsverträge, die Grossbritannien von den USA bis nach Asien abschliessen will. Noch immer fehlen den Briten Spezialisten, die solche Verhandlungen mit anderen Nationen führen können. Es komme ihm so vor, sagte jüngst ein Abgeordneter, als würde Grossbritannien ein Fussballspiel mit neun Spielern beginnen, während die fehlenden zwei Spieler erst noch auf dem Transfermarkt gesucht würden.