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Bange Blicke auf den Pazifik

Das Verhältnis zwischen Washington und Peking wird das 21. Jahrhundert prägen. Die beiden mächtigsten Volkswirtschaften der Welt sind in Waren- und Kapitalströmen eng ineinander verflochten – und gleichzeitig stehen sie sich auf militärisch-geopolitischer Bühne als potenzielle Rivalen gegenüber.

Diese Beziehung war in den vergangenen vier Jahrzehnten, seit dem historischen Treffen von Richard Nixon mit Mao Zedong in Peking 1972, stets fragil und delikat. In den Jahren nach dem Zerfall der Sowjetunion von 1991 musste jeder US-Präsident eine Krise im Verhältnis mit China bestehen. 1995 kam es unter Bill Clinton zu einem bedrohlichen Zwist um Taiwan: Taiwans Präsident Lee Teng-hui erhielt von Washington die Erlaubnis, seine Alma Mater, die Cornell University, zu besuchen. Peking reagierte mit Raketentests in der Strasse von Taiwan.

Im Frühjahr 2001, kurz nach der Amtsübernahme von George W. Bush, kollidierte ein US-Aufklärungsflugzeug unweit der Insel Hainan mit einem Jäger der Volksbefreiungsarmee und musste notlanden. Die 24-köpfige Besatzung wurde zehn Tage lang in China festgehalten.

Als Barack Obama 2009 ins Weisse Haus einzog, wählte er Peking als Destination seiner ersten Auslandreise. Er wurde von Chinas Staatspräsident Hu Jintao allerdings äusserst kühl empfangen. Der Besuch, von Obama als grosse Geste der Annäherung geplant, geriet zum Fiasko und läutete eine mehrjährige Phase der abermaligen Entfremdung ein. Im November 2013 führte China über der Ostchinesischen See eine «Identifikations-Flugzone» ein. Obama quittierte den Beschluss, indem er zwei B-52-Bomber durch den Luftraum schickte.

Nun sitzt Donald Trump im Weissen Haus, während in China mit Xi Jinping der mächtigste Parteichef seit Deng Xiaoping das Sagen hat. Das Verhältnis der beiden Männer wird die Weltgeschichte in den kommenden vier Jahren beeinflussen. Trump hat bereits öffentlich geäussert, für ihn sei die «One China»-Politik verhandelbar. Doch für Peking ist diese seit den Siebzigerjahren gültige US-Doktrin, die Taiwan als Teil Chinas anerkennt, vor allem eines: unverhandelbar. Mit seinen Aussagen macht Trump die Insel zu einem potenziell gefährlichen Spielball.

Auch Trumps Ernennung mehrerer betont chinakritischer Berater in Wirtschafts- und Handelsfragen wird registriert. Bislang blieben in Peking scharfe Reaktionen aus, Xi Jinping konnte sich vielmehr – welche Ironie der Geschichte! – diese Woche am Weltwirtschaftsforum in Davos als Hüter des Freihandels in Szene setzen. Doch Peking wird Trump nicht walten lassen. Früher oder später wird China den neuen US-Präsidenten testen. Er wird eine Krise zu meistern haben. Und es bleibt zu sehen, wie staatsmännisch und besonnen – oder eben nicht – Trump darauf reagieren wird.