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Aufgefallen in… London

Wie viele grosse Musikkarrieren haben in London begonnen! Die legendären Beatles wurden zwar in Hamburg und im Liverpooler «Cavern Club» entdeckt, den grossen Durchbruch feierten die Fab Four allerdings in Britanniens Hauptstadt. Noch heute lassen sich Tausende von Leuten auf dem berühmten Fussgängerstreifen auf der Abbey Road ablichten.

Die Rolling Stones wurden ebenfalls in London entdeckt – in einem kleinen, unscheinbaren Pub namens «Half Moon» in Putney, am südlichen Ufer der Themse. Amy Winehouse wiederum trat regelmässig im «Lock Tavern» in Camden Town auf, in jenem Hippiequartier, in welchem sie aufgewachsen ist. Camden war auch jenes Viertel, wo Coldplay ihre ersten Konzerte spielten, damals noch als Nobodies.

Kein Wunder also, dass London jedes Jahr unzählige Musiker aus aller Welt anzieht, die hier entdeckt werden wollen – unter ihnen auch immer wieder Schweizerinnen und Schweizer. Wer aber hier auf sich aufmerksam machen will, muss es auf die harte Tour versuchen. Von Pub zu Pub, von Musikclub zu Musikclub tingeln, ohne dafür ein Honorar zu erhalten, ist ein Knochenjob. Nur wer sich bereits einen Namen in London gemacht hat, darf auf Zuspruch und ein volles Haus hoffen – wie jüngst Sophie Hunger. Als die Schweizer Singer-Songwriterin kürzlich im Musikpub «Oslo» im Londoner Viertel Hackney auftrat, drängten sich über dreihundert Leute im proppenvollen Saal – unter ihnen wohl auch einige Heimwehschweizer. Ihr kommt dabei auch zugute, dass sich ihr Stil im Laufe der Zeit gewandelt hat. Derzeit setzt sie auf elektronischen Folk. Dies kommt in der britischen Metropole gut an, zudem hat sie von früheren Auftritten her bereits eine Fanbasis.

Vor solch vollen Clubs in London zu spielen, davon können andere Schweizer Musikerinnen und Musiker nur träumen. Zum Beispiel der Popsänger Crimer: Mit seinem Eighties-Sound und schrägen Tanzbewegungen wäre er prädestiniert, in London gefeiert zu werden. In dieser Stadt werden schrille Figuren in der Regel besonders geliebt. Doch auch er musste bei seinem Auftritt in London untendurch. Er eröffnete kurz nach 18 Uhr den vier Bands umfassenden Konzertabend und erhielt gerade mal einen 20-Minuten-Slot. Crimer spielte vor leeren Reihen – in der Schweiz wurde er Anfang Jahr an den Swiss Music Awards als «Best Talent» ausgezeichnet.

Solche Szenen kennt auch Marius Bear, ein weiterer aufstrebender Schweizer Musiker. In diesem Sommer tingelte er in der Stadt herum und spielte fast überall, wo man ihn spielen liess. «Man muss froh sein, wenn man überhaupt hier auftreten kann. Die Konkurrenz ist sehr gross», sagt Marius Bear. Er wurde wegen seiner rauchigen Stimme dieses Jahr vom Schweizer Radio SRF 3 als Schweizer Joe Cocker bezeichnet und im Juni als «Best Talent» des Monats gefeiert.

Der Appenzeller, der mit bürgerlichem Namen Marius Hügli heisst, startete seine Karriere zuerst mit dem Künstlernamen Marius Bär. Weil die Angelsachsen mit dem Umlaut ihre Mühe haben, änderte er diesen in das englische Pendant Bear um. Er hofft, dass er mit möglichst vielen Auftritten irgendwann entdeckt wird. Denn wer es in London schafft, dem steht das Tor in die grosse, weite Welt offen.

Allerdings kämpfen Marius Bear & Co. hier mit dem Problem, dass immer mehr Musikpubs und -clubs ihre Türen für immer schliessen. Die Besitzer sehen sich mit immer höheren Steuern für Kleinbetriebe konfrontiert. Oftmals ist es lohnender, umgebaute Pubs als Wohnungen zu vermieten. Um ein Haar hätten sowohl das «Half Moon» wie auch das «Lock Tavern» ein ähnliches Schicksal erlitten. Ersteres wurde 2010 mit vielen Unterschriften und einer Geldsammelaktion über Facebook gerettet, letzteres konnte diesen Herbst dank einer Geldspritze erhalten werden. Ausgerechnet hier konnte Marius Bear bei einem Konzert im Sommer erstmals einen Saal füllen. Wenn das kein gutes Omen ist.