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Anleihenkäufer wollen EZB zuvorkommen

Sitz der Europäischen Zentralbank in Frankfurt.

Der Auftritt des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, vor einer Woche hat den Markt für Unternehmensanleihen in Bewegung gebracht.

Draghi hatte nach der geldpolitischen Sitzung der EZB die Ausweitung des Kaufprogramms (Quantitative Easing, QE) angekündigt. Daraufhin sind die Risikoaufschläge (Credit Spreads) von Unternehmensobligationen mit Anlagequalität (Investment Grade) gegenüber Staatsanleihen von knapp 180 Basispunkten (Bp) unmittelbar vor dem EZB-Treffen auf weniger als 160 Bp gesunken:

Quelle: Bloomberg

Auch die Prämien für Kreditversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) haben deutlich nachgegeben. Mit solchen Kontrakten sichern sich Investoren gegen einen Zahlungsausfall (Default) ab. Die CDS-Prämien für fünf Jahre Laufzeit haben sich seit dem Jahreshöchst im Februar zwischenzeitlich fast halbiert:

Quelle: Bloomberg

Draghi hatte erklärt, dass die EZB die monatlichen Anleihenkäufe ab April von 60 auf 80 Mrd. € aufstocken werde. Neu stehen auch Unternehmensanleihen auf dem Einkaufszettel. Einige Eckdaten hat die EZB bereits vorgegeben: Die Bonds müssen in Euro denominiert sein, von Unternehmen in der Eurozone emittiert werden und eine hohe Bonität aufweisen (Investment Grade). Zudem sollen nur Obligationen von Nicht-Banken berücksichtigt werden.

Welche Unternehmensanleihen kauft die EZB?

Zahlreiche Fragen bleiben damit aber offen und schaffen Raum für Spekulationen. Wird die EZB lediglich am Sekundärmarkt aktiv werden – wie beim Kauf von Staatsanleihen, die bereits Teil des QE sind – oder auch am Primärmarkt kaufen? Wird sie Limiten festlegen, um eine zu hohe Konzentration in einzelnen Emissionen zu verhindern? Wird es Richtlinien zur Berücksichtigung von Sektoren oder Ländern geben?

Von besonderem Interesse wird sein, wie die EZB die Kategorie «Nicht-Banken» definiert. Im Fokus stehen dabei Versicherer, aber auch Autohersteller, die teilweise eine Banklizenz haben, um Konsumkredite vergeben zu können. Wäre das ein Ausschlussgrund, würden etwa BMW und Daimler – zwei der grössten Emittenten im europäischen Anleihenmarkt – von der Kaufliste gestrichen.

Die Analysten von Barclays schätzen das ausstehende Volumen der Anleihen, die die bereits bekannten EZB-Kriterien erfüllen, auf rund 700 Mrd. €. Weitere Einschränkungen dürften das Anlageuniversum aber auf deutlich unter 600 Mrd. € drücken, meinen die Strategen. Sie erachten monatliche Käufe im Umfang von 10 Mrd. € als realistisch.

Gut für Schuldner, schlecht für Investoren

Gegen Ende des zweiten Quartals will die Notenbank ihre Einkaufstour im Corporate-Bond-Markt beginnen. Bis Ende Jahr würde sie in diesem Fall europäische Anleihen im Umfang von 60 Mrd. € erwerben – das entspricht einem Marktanteil von mehr als 10%.

Von den Massnahmen der EZB profitieren Unternehmen mit Anlagequalität: Sie können durchschnittlich zu günstigeren Konditionen Geld aufnehmen. Für Investoren auf der Suche nach Rendite wird die Luft allerdings zunehmend dünn.

«Anleger sind gezwungen, höhere Risiken einzugehen», heisst es in der Analyse von Barclays. «Wir erwarten, dass die Ausweitung des QE-Programms Investoren aus hochqualitativen Bonds in spekulative Unternehmensanleihen drängen wird.»