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Zu Gast bei Marchesa Frescobaldi

Das 1989 von Frescobaldi erworbene Castel Giocondo ist ein Paradies: Der Weinberg erstreckt sich über Hügel nach Hügel, die alle von optimaler Sonnenbescheinung profitieren.

Seit dreissig Generationen produzieren die Frescobaldi erstklassige Crus. Schon in den Anfängen lieferten sie ihre Weine etwa an den englischen Hof von Heinrich VIII. Ihre Gewächse waren in Flandern begehrt, ebenso im Vatikan und bei Renaissance-Architekten, Bildhauern und Künstlern wie Donatello, Michelozzo oder Brunelleschi.

Wein und Kunst seien seit je eng mit dem Haus verbunden, sagt Marchesa Tiziana Frescobaldi, Initiantin des Projekts Artisti per Frescobaldi. «Wie andere sehr alte Familien pflegten auch die Frescobaldi eine lange Tradition der Nähe zu Künstlern, die oft mit der Familie lebten oder von ihr Kunstaufträge erhielten. Das war damals ganz normal.»

Die Geschichte der Toskana, wo seit Urzeiten Olivenöl und Wein produziert werden, ist eng mit dieser Familiendynastie verknüpft. Gemäss Urkunden liessen sich die ersten Frescobaldi um das Jahr 1000 in Florenz nieder. Sie beauftragten Mitte des 15. Jahrhunderts Filippo Brunelleschi mit dem Bau der Basilika Santo Spirito und liessen später den Palazzo Frescobaldi errichten.

Unter den Ahnen befinden sich Literaten, Forscher, Musiker, Bankiers, Bischöfe und Politiker. Die Familie betrieb Handel mit Wolle und Seide, stellte den offiziellen Schatzmeister am englischen Hof unter Edward II. und war stets eng mit Boden und Weinbau verbunden. Im Lauf ihrer langen Geschichte bewies die noble Dynastie einen ausgeprägten Sinn für Dynamik und Innovation und wusste Tradition und Modernität zu verbinden.

In jüngerer Vergangenheit, in den Sechzigerjahren beispielsweise, wurden das Unternehmen und der Weinbau modernisiert. Seit 1980 kaufen die Brüder Vittorio, Ferdinando und Leonardo Frescobaldi Rebberge und Weinbetriebe mit System, unter anderem das 2017 übernommene Weingut Perano, das den Chianti Classico produziert.

2011 erwarben sie das önologische Bijou Ornellaia und machten aus der Kellerei eine ultramoderne Anlage. Dafür verantwortlich war der Architekt Piero Sartogo, der eng mit den Winzern zusammenarbeitete, um optimale Bedingungen für die Vinifizierung zu schaffen.

2011 erwarb die Familie das Weingut Ornellaia – und baute ein modernes Weinlager.

Von ihrem ältesten Gut, der Tenuta Castiglioni, wo im 11. Jahrhundert die Familienleidenschaft für den Wein begann, bis zu den modernen Chais verfügen die Marchese de’ Frescobaldi heute in der Toskana über neun Weingüter, die sich über 4000 Hektar, davon 1200 Hektar Weinberge, erstrecken. Die florierende Gruppe exportiert ihre Weine in 90 Länder, die Hauptmärkte sind Italien, Amerika, Deutschland und die Schweiz.

Tiziana Frescobaldi: «Die Verwandlung von Trauben in Wein ist ein geheimnisvoller Vorgang, der mit dem kreativen Prozess eng verwandt ist.»

Fünf Flaschen

Die Gemeinde Montalcino mit ihren in den sanften Hügeln gelegenen Olivenhainen und Rebbergen produziert einen der weltweit begehrtesten Weine, den Brunello di Montalcino. Verglichen mit der tausendjährigen Geschichte der italienischen Weine ist der Brunello ein verhältnismässig junger Cru, der erste Jahrgang stammt offiziell aus dem Jahr 1888, von dem es heute noch fünf Flaschen gibt.

Man fährt ab Florenz Richtung Süden und Siena durch die Chianti-Region mit etwa 600 Produzenten und gelangt nach zwei Stunden in die liebliche Landschaft des Brunello. Unter den 250 Produzenten ist die Familie Frescobaldi einer der wichtigsten.

Das historische Gebäude von Castel Giocondo.

Das 1989 erworbene Castel Giocondo ist ein Paradies: Der Weinberg erstreckt sich über Hügel nach Hügel, die alle von optimaler Sonnenbescheinung profitieren. Mit 800 Hektar, davon 150 Hektar Brunello-Lage, ist die gepflegte Domäne die grösste der Region und vielleicht die mit dem besten Ruf. Ein Weg führt zum mittelalterlichen Weiler mit dem Castel Giocondo, einer ehemaligen Befestigungsanlage, wo seit einigen Monaten in einer Dependance Zimmer Gästen zur Verfügung stehen.

Eines der sieben Zimmer von Castel Giocondo, dem Anwesen im Herzen der Weinberge.

Wie in anderen fürs Publikum geöffneten Gütern der Frescobaldi ist man auch hier gastfreundlich, stets in Verbindung mit Wein, versteht sich: Degustationen, Besichtigung der Keller und der Weinberge, vom Chefkoch der Familie zubereitete Mahlzeiten. Es gibt sieben elegante, weitläufige, im schicken Country Style eingerichtete Zimmer mit Baldachinbetten, sie alle bieten Blick auf die Rebberge und zudem Zugang zum Spa in freier Natur.

Auf dem Programm stehen neben den traditionellen Wein- und Olivenölverkostungen auch Führungen durch die Sammlung zeitgenössischer Kunst der Familie, deren Werke in verschiedenen Gebäuden des Guts ausgestellt sind ( siehe Text unten ).

Artisti per Frescobaldi

Marchesa Tiziana Frescobaldi repräsentiert die 32. Generation der Dynastie und hat 2012 das Kunstevent Artisti per Frescobaldi gegründet, das alle zwei Jahre stattfindet und bildende Kunst mit Wein verbindet.

Es werden jeweils drei Künstler eingeladen, ein Italiener sowie zwei Kunstschaffende eines bestimmten Landes.

Dieses Mal durften Francesco Arena und die beiden Schweizerinnen Sonia Kacem und Claudia Comte ein von Castel Giocondo inspiriertes Projekt präsentierten. Die Jury mit dem Schweizer Kurator und Direktor der Serpentine Gallery in London, Hans-Ulrich Obrist, Elena Filipovic, Direktorin der Kunsthalle Basel, sowie Andrea Viliani, Direktor des Museo Madre Neapel, wird den drei Künstlern anlässlich der Vernissage der Ausstellung in Mailand einen Preis übergeben, die Künstler gestalten ausserdem die Etiketten für die limitierte Magnum-Edition Castel Giocondo Brunello di Montalcino 2013.

Die Familie Frescobaldi, die seit der Renaissance eng mit der Kunst verbunden ist, will damit ihre jahrhundertealte Tradition des Mäzenatentums weiterführen und stärken.

Die Schweizer Künstlerin Sonia Kacem und die Marchesa Tiziana Frescobaldi.