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Glaubenssache Ypsomed

Ypsomed lässt ein schwaches Jahr hinter sich: Willy Michel, Patron von Ypsomed.

Kapitalengagements sind immer eine Glaubenssache, im Fall des auf Diabetes-Patienten spezialisierten Medizinaltechnik-Unternehmens Ypsomed gilt das ganz besonders.

Anleger müssen hier vor allem auf das Geschick des VR-Präsidenten, Konzernchefs und Hauptaktionärs Willy Michel vertrauen.

Der 66-Jährige, der entgegen der Ankündigung vor einem Jahr als CEO noch nicht seinem Sohn und Marketingverantwortlichen Simon Michel Platz machen will, wird nicht müde, die Trendwende im seit sieben Jahren fast permanent rückläufigen Ypsomed-Geschäft in Aussicht zu stellen. Wie der Patron an der Bilanzpressekonferenz zum Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr in Burgdorf unterstrich, soll die Wende zum Besseren in der laufenden Periode endlich gelingen.

Biosimilar-Hoffnungen

Auf Basis des 2012/13 um 2% gesunkenen Umsatzes von 244,6 Mio. Fr. wird ein Wachstum von gegen 10% budgetiert. Danach soll es weiterhin steil nach oben gehen und der ab 2006/07 erlittene Umsatzrückgang mit dem einstigen Hauptkunden, dem französischen Pharmariesen Sanofi, mehr als kompensiert werden.

Hoffnungsfroh stimmen Vater und Sohn Michel in erster Linie die erwartete markante Belebung der Nachfrage nach Insulinpen-Systemen. Nachdem Sanofi, Hersteller des weltweit absatzstärksten Insulinmedikaments Lantus, in der Produktion der Injektionssets eigene Wege gegangen ist, sollen künftige Aufträge vor allem von Pharmaunternehmen kommen, die Insulin auf Basis der sogenannten Biosimilar-Nachahmerprodukte herstellen. Diverse Insulinpräparate, darunter auch Lantus, verlieren in den kommenden Jahren den Patentschutz. Als weiteren Wachstumstreiber sieht Willy Michel, der zusammen mit seinen Kindern 76,4% des Ypsomed-Kapitals kontrolliert, eine kostengünstige und einfach bedienbare Insulinpumpe. Sie soll, wie schon länger angekündigt, in der zweiten Hälfte 2014 im Markt eingeführt werden.

Parallel zur Umsatzerholung peilt Ypsomed eine deutliche Steigerung der Ebit-Marge an. Hier ging es wegen des verlorenen Geschäfts mit Sanofi und hoher Investitionen in den Aufbau eines breiten Portefeuilles von Medizinaltechnik-Produkten für Diabetiker ebenfalls rasant nach unten – von über 20% im Geschäftsjahr 2006/07 auf zuletzt 2%. Dank der 2013/14 vom Unternehmen anvisierten Beinahe-Verdoppelung des Betriebsgewinns und auf Basis der erwarteten Umsatzsteigerung sollte die Marge zunächst auf 3,5% zu stehen kommen. Längerfristig strebt Michel eine Rückkehr auf 15% an. Dabei helfen soll die neue Insulinpumpe: «Sie ist Ebit-mässig ein interessantes Geschäft», sagte Michel.

Nicht mehr länger will Ypsomed im Handelsgeschäft aktiv sein. DiaExpert, die im deutschen Diabetes-Fachhandel gemäss Ypsomed «mit Abstand» führend ist, steht zum Verkauf. Von «Finanz und Wirtschaft» zur Grösse dieses Bereichs und zum angestrebten Verkaufserlös befragt, wollten sich Willy und Simon Michel konkret nicht äussern. Doch verrieten sie immerhin, dass der Umsatz im zweistelligen Millionenbereich liege (Simon Michel), die Ebit-Marge dagegen nur im mittleren einstelligen Prozentbereich, was die Ertragskraft auf Konzernstufe «massiv» (Willy Michel) verwässert habe.

Finanzgewinn zu erwarten

Wegen des aus dem Verkauf gelösten Finanzgewinns, den Ypsomed «auf jeden Fall» erwartet, sollte die Ertragsrechnung auch auf dieser Basis positiv beeinflusst werden. Im zurückliegenden Geschäftsjahr brach der Gewinn per saldo von 8,5 auf 1,6 Mio. Fr. oder 0.13 Fr. pro Aktie ein, nachdem wegen unerwarteter Forderungen im Ausland ein höherer Steueraufwand resultiert hatte und nicht mehr wie im Vorjahr ein a. o. Finanzgewinn (2011/12 von 5,1 Mio. Fr.) verbucht werden konnte.

FuW rechnet neu für 2013/14 vorsichtig mit einem Überschuss von 0.80 Fr. je Aktie (bisher 0.90 Fr.) und einer von 20 auf 30 Rp. erhöhten Dividende. Auf dieser Basis werden die Ypsomed-Papiere mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 68 bzw. einer Dividendenrendite von 0,6% bewertet, was den unveränderten Turnaround-Charakter von Ypsomed-Anlagen signalisiert.

Glaubensgenossen hat Patron Willy Michel an der Börse bisher kaum gefunden. Der Aktienkurs dümpelt seit über eineinhalb Jahren auf dem Niveau von 55 Fr. Zu den besten Zeiten 2006 waren die Titel mehr als 200 Fr. wert gewesen. Um das Vertrauen der Anleger zurückzuerobern, muss Ypsomed erst beweisen, dass sich die umfangreichen Investitionen der vergangenen Jahre tatsächlich in bedeutenden Mehreinnahmen auszahlen. Hilfreich wäre auch eine Erhöhung des gegenwärtig klar unzureichenden Streubesitzes (Free Float).

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