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«Xing behauptet sich als Platzhirsch»

Xing-Chef Thomas Vollmoeller war lange bei Valora, er kennt die Schweiz. Jetzt will er sie für das soziale Netz erobern.

Das soziale Netz für berufliche Kontakte Xing plant eine Offensive im hiesigen Markt. «Wir wollen Xing in der Schweiz ausbauen: mehr Aktivität, mehr Durchdringung, mehr Kooperationen. Dafür haben wir René Maeder und sein Team an Bord geholt», erklärte Xing-CEO Thomas Vollmoeller im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft». Maeder ist seit Herbst vergangenen Jahres offiziell als Schweiz-Chef von Xing an Bord. Er rekrutiert aktuell Personal. «Spätestens im Mai beziehen wir die erste Xing-Niederlassung der Schweiz in Zürich», sagte Maeder. Die Anstrengungen kommen nicht ohne Grund: Der globale Rivale LinkedIn führt in der Schweiz mit grossem Abstand.

Wer sich mit seinen Freunden verbinden will, geht auf Facebook; wer einen Job sucht oder mit Arbeitskollegen Kontakt halten will, besucht LinkedIn – oder im deutschsprachigen Raum Xing. Die beruflichen Netze verdienen an Mitgliedern, die mehr wollen als ein reines Profil im Netz, sowie an Unternehmen und Personalagenturen auf der Suche nach Mitarbeitern. So weit die Gemeinsamkeiten. Bei Vorlage der Bilanz zum dritten Quartal Ende Oktober vermeldete das LinkedIn-Management 400 Mio. Mitglieder. Xing veröffentlichte einige Tage später die Marke von 9 Mio. angemeldeten Nutzern. Das kleinere Netz konzentrierte sich allein auf den deutschsprachigen Raum.

Beide Netze verzeichnen Wachstum: Zu LinkedIn kamen 20% mehr Mitglieder, zu Xing 42%. In der Schweiz, Deutschland und Österreich läuft es für das Unternehmen mit Sitz in Hamburg. Lange war die Rede, LinkedIn würde dort schneller wachsen – das ist nicht mehr der Fall. «Im deutschsprachigen Raum haben wir den Abstand zur Nummer zwei im vergangenen Jahr ausgebaut», erklärt Xing-CEO Vollmoeller. «Wir behaupten uns als Platzhirsch.» LinkedIn kommt in der DACH-Region auf 7 Mio. Mitglieder.

LinkedIn weit vorne

Allein mit Blick auf die Schweiz wandelt sich das Bild wieder. Das US-Unternehmen weist einzelne Regionen nicht aus. Der Blog LinkedInsider hat sich aber die Mühe gemacht, Daten im LinkedIn-AdPlanner auszuwerten. Dem Marketingwerkzeug des Konzerns zufolge erreicht LinkedIn in der Schweiz 1,8 Mio. Mitglieder – und damit mehr als doppelt so viele wie Xing. Landesgeschäftsführer Maeder relativiert dennoch: «Nur bezogen auf unseren Kernmarkt, die Deutschschweiz, liegen wir gleichauf mit LinkedIn.» Hier haben sich 750 000 der geschätzt 3 Mio. Arbeitnehmer bei Xing angemeldet.

Das Geschäft in der Deutschschweiz will Maeder gezielt stärken. «Uns geht es jetzt darum, Inhalte, die auch für die Schweiz bislang vorwiegend aus Hamburg kamen, lokal umzusetzen», sagt er. Und auch CEO Vollmoeller bekennt kritisch, Xing habe verstanden, «dass wir die Schweiz zuletzt zu sehr von Hamburg aus bearbeitet haben». Er weiss, wovon er spricht: Von 2008 bis 2012 führte er den Handelskonzern Valora. Schon damals pendelte der Wahl-Hamburger jedoch zwischen Valora-Hauptsitz Muttenz und dem Wohnort seiner Familie an der Elbe.

Wenn Maeder und Vollmoeller von der Schweiz sprechen, meinen sie nicht das ganze Land, sondern bisher lediglich den deutschsprachigen Teil. «Ich wäre natürlich gern in Genf und Lausanne, aber ich kenne die Schweiz: Es gibt eher wenige Kontakte von der Romandie oder auch vom Tessin in unseren Kernmarkt, die Deutschschweiz», sagt der deutsche CEO Vollmoeller. Den gebürtigen Schweizer Maeder zieht es erkennbar mehr in die italienisch- und die französischsprachigen Landesteile, aber auch er erklärt: «Bis auf weiteres zielen wir auf die Deutschschweiz.»

Die Scheu vor der Sprachgrenze hat historische Gründe. Noch unter Xing-Gründer Lars Hinrichs hat sich das soziale Netz 2007 in Spanien und 2008 in der Türkei durch Zukäufe gestärkt – und die Finger verbrannt. Hinrichs-Nachfolger Stefan Gross-Selbeck erklärte zur Bilanzvorlage 2011 «eine Wertberichtigung der internationalen Marktzugänge Türkei und Spanien in voller Höhe». Xing wies damals einen Verlust aus. Ein Jahr später musste Gross-Selbeck den Platz räumen.

Mehr lokale Inhalte

Vollmoeller amtiert nun als dritter CEO des Unternehmens, das 2003 als Open-BC und Nachahmer der nur wenig älteren LinkedIn gegründet wurde. «Ich habe immer gesagt, wir bleiben mit Xing im deutschsprachigen Raum», sagt er. «Es gibt ein lokales, auch ein globales Spiel – aber kein multilokales.» Mit Blick auf die Zahlen scheine der Weg der richtige zu sein. Und, wirklich, der Leistungsausweis kann sich sehen lassen ( vgl. Aktienbox unten ). Akquisitionen interessieren nur noch, um die Produktentwicklung zu verkürzen.

Auf dem Weg zu Zuwachs will Vollmoeller nicht nur neue Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz gewinnen, sondern bestehende mit besseren Angeboten enger an die Plattform binden. So gibt es seit vergangenem Jahr das Internetportal Spielraum, das sich mit Themen rund ums Arbeiten beschäftigt, den Xing-Stellenmarkt oder das Angebot Klartext, auf dem mehr oder minder Prominente Stellung beziehen in Beiträgen, die zur Diskussion anregen sollen. Solche Angebote werden künftig verstärkt Schweizer Inhalte bekommen. Den Stellenmarkt mit knapp 70 000 Einträgen gibt es schon. Er war das erste lokalisierte Produkt, denn Maeder kommt vom Verlagshaus Ringier, hat dort zuletzt Jobscout24 verantwortet. Dieses Web-Portal gehört inzwischen zu Tamedia, in der auch die FuW erscheint.

Mit ProJobs, einem Angebot für Jobsuchende, hat Xing Ende 2014 das erste für Mitglieder gebührenpflichtige Angebot neben der Premiummitgliedschaft gestartet. Vor wenigen Tagen ist ProCoach hinzugekommen, zugeschnitten speziell auf Trainer «auf der grössten Coaching-Plattform im deutschsprachigen Raum». Vollmoeller erklärt zur Strategie: «Wir experimentieren mit weiteren Bezahlservices.»

Für dieses Jahr rechnet der Xing-CEO weiter mit einem Umsatz von annähernd 150 Mio. €. Kurz nach seinem Amtsantritt vor drei Jahren hatte er in einem Interview als Ziel ausgegeben, den Erlös von 2012 bis zum Jahr 2016 zu verdoppeln. «Wir gehen für das laufende Jahr davon aus, dass wir weiter ungebremst wachsen», sagte Vollmoeller. Noch in den nächsten Monaten will er sich dazu äussern, «wie es danach weitergeht».

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