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Wo sind die Gold-Bullen?

Die Medien sind voll der Retrospektive auf den Kollaps der Lehman Bank vor zehn Jahren. Wie hatte sich Gold, der weit verbreitet angenommene Schutz vor monetären Katastrophen, damals in Szene gesetzt? Von seiner Kursspitze vor dem Zusammenbruch von Lehman am 17. März 2008 bis zum 24. Oktober des gleichen Jahres verlor der Goldpreis 34%. In der gleichen Zeit gab der S&P 500 31,3% nach und der Nasdaq 100 fiel 28,7%. Seither ist Gold 75% gestiegen, der S&P 500 231% und der Nasdaq 100 satte 510%.

Ganz fair ist der Vergleich nicht, doch Gold wird mystifiziert. Das birgt die Gefahr, dass es anders behandelt wird als andere Anlagen, mit der Folge, dass man Baissephasen aussitzt und sich in Sicherheit wiegt für den Fall, dass eine Katastrophe eintritt.

Mythos ohne Boden

Wie in einer im Vergleich zu jeder anderen Epoche enorm vertieften Arbeitsteilung die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten, Energie usw. im Falle eines Währungskollapses sichergestellt würde, bleibt dabei schleierhaft. Davon abgesehen kann aus der Vergangenheit kaum abgeleitet werden, wie Gold sich in einer existenziellen Krise entwickeln würde. Sollte Gold zum Katalysator werden, der die Krise verschärft, wäre wohl damit zu rechnen, dass, wie im vorigen Jahrhundert, der Privatbesitz von Gold verboten werden würde.

Somit sollte es so behandelt werden wie jede andere Anlage auch. Die letzten sieben Jahre waren für Gold keine gute Zeit. Nach einem Verlust seit dem historischen Höchst Ende August 2011 bis Dezember 2015 von bis zu 45% notiert die Unze derzeit immerhin noch 38% unter dem Stand von vor sieben Jahren. Seit Ende Januar 2018 ist ein Rückschlag von 11% eingetreten.

Parteien neutralisieren sich - - Auf diesem Niveau lässt der Abgabedruck nach. Eine grössere Erholung zeichnet sich jedoch nicht ab. Bestenfalls flammen Strohfeuer auf, deren Ursache ein Impuls von aussen (etwa eine relevante Nachricht) ist oder der von innen (endogen) erfolgen müsste.

Zum endogenen Impuls kann ich etwas darlegen, was ich vor Wochenfrist nicht hätte tun können. Ich besuchte ab letztem Donnerstag die Neurofinance Conference in Vitznau. Zwei Neuro-Wissenschaftlicher stellten Experimente mit Teilnehmern vor, die keine Erfahrung mit Börsen aufwiesen, und denen die technische Analyse nicht bekannt war.

Die Probanden hatten die Aufgabe, anhand von Kurscharts ihrer Erwartung hinsichtlich der weiteren Entwicklung Ausdruck zu verleihen. Gleichzeitig waren sie an ein fMRI angeschlossen, damit die Durchblutungsareale im Gehirn beobachtet werden konnten. Charts mit positivem neuesten Kursverlauf regten das Belohnungszentrum an, jene mit zuletzt negativer Entwicklung lösten eine stärkere Durchblutung des mit emotionalen Reaktionen, einschliesslich Stress, Angst und Aggression, assoziierten Mandelkerns aus. Fast alle Probanden sagten, sie erwarteten eine Fortsetzung der jüngsten Kursentwicklung.

Gold befindet sich in einem Seitwärtstrend zwischen 1190 und 1350 $. Aus den technischen Daten, ohne Zugang zu den Gehirnen der Akteure, lässt sich vorerst nur eine Fortsetzung des Seitwärtstrends im bisherigen Rahmen annehmen. Für etwas Grosses in die eine oder andere Richtung bedarf es höchstwahrscheinlich externer Stimuli ,um die ausgeglichene Stärke zwischen der Partei der Bullen und jener der Bären aufzubrechen.