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Wo Schönheit mehr zählt als Innovation

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Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Es gibt keine exakten Kriterien, um die Eleganz eines Automobils zu bewerten. Anders gesagt: Über Geschmack lässt sich nicht streiten – und wie!

Neben dem Genfer Automobilsalon, der 1905 seine Premiere feierte, kann die Schweiz auf eine Tradition zurückblicken, die heute fast in Vergessenheit geraten ist: die «Schönheitskonkurrenzen für Automobile», den Concours d’Elégance.

Die heute immer noch verwendete Bezeichnung «Concours d’Elégance» für solche Veranstaltungen hat ihre Wurzeln in Frankreich. Im Bois de Boulogne bei Paris begannen in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts die Automobilhersteller und Karossiers, ihre Schöpfungen einer Fachjury und dem interessierten Publikum zu präsentieren.

Dabei wurden die Automobile in verschiedene Klassen eingeteilt, so zum Beispiel in Serienfahrzeuge und Spezial-Karosserien. Innerhalb dieser Kategorien wurde zusätzlich nach Fahrzeugwert und Aufbau (Cabriolet, Coupé etc.) unterschieden. Eine «goldene Auszeichnung», der Titel «Grand Prix d’Honneur», verhalf dem Karossier und dem Hersteller zu einem hervorragenden Ruf und Publizität. Vielfach wurden diese Einzelstücke von den Auftraggebern präsentiert.

Charmante und damals auch berühmte Damen mit grosser Ausstrahlung unterstützten dabei mit ihren massgeschneiderten Gewändern durch elegantes Ein- und Aussteigen die Präsentation und wurden bei einigen Veranstaltungen in die Bewertung mit einbezogen. Sehr oft kamen auch elegante Hunde zum Einsatz.

Harmonie der Materialien

In der Schweiz fand eine der ersten Internationalen Schönheitskonkurrenzen für Automobile am 11. August 1928 in Luzern statt. Daneben gab es hierzulande weitere Schönheitskonkurrenzen für Automobile. So zum Beispiel in St. Moritz (ab 1929), Zürich (ab 1932), Montreux (ab 1934), Lausanne (1947) und Genf, organisiert von der jeweiligen kantonalen Sektion des Automobil Clubs der Schweiz (ACS).

Im Gegensatz zu den heutigen Concours d’Elégance stellten sich damals neue Fahrzeuge in unterschiedlichen Klassen der Bewertung durch ein besonderes Preisrichterkollegium. Dabei wurde besonders die Eleganz im Gesamteindruck, die Harmonie der Farben und verwendeten Materialien bewertet.

In der Berichterstattung von der IV. Internationalen Schönheitskonkurrenz im Jahr 1948 können wir in der ACS-Clubzeitschrift Folgendes nachlesen: «Da der Begriff schön immer subjektiv ausgelegt wird, ist es unvermeidlich, dass bei einer Schönheitskonkurrenz mit genauer Klassierung die Meinungen der Teilnehmer und Zuschauer nicht immer mit denjenigen des Preisgerichts übereinstimmen.

Es kommt hinzu, dass die Zuschauer – und dazu zählen in diesem Fall auch die Konkurrenten – meist nur Form und Farbe einzelner Fahrzeuge – und dies meist nur flüchtig – beurteilen, während die Preisrichter von Lackierung und Innenausstattung, die Sichtverhältnisse, die Anordnung der Instrumente und der Bedienungsorgane, die Zulänglichkeit von Motor, Batterie und Übertragungsorganen, die Unterbringung von Gepäck und Reservereifen und die Bequemlichkeit (Einstieg und Sitzanordnung) beurteilen.»

Luzern war einer der Austragungsorte, der auch nach 1945 die lange Tradition des Concours d’Elégance bis 1955 weiterführte. Doch wurde es für die Karossiers immer schwieriger, Fahrgestelle und Chassis für Aufbauten zu finden. Der immer grösser und attraktiver werdende Genfer Automobilsalon trug auch seinen Anteil dazu bei, dass vom 20. bis 22. Mai 1955 in Luzern dort die siebte und letzte Schönheitskonkurrenz für Automobile durchgeführt wurde.

Sechzig Jahre nach dieser letzten Durchführung wurde da selbst, in Erinnerung an die Tradition, am 16. Mai 2015 am Nationalquai ein Concours d’Excellence als Prolog mit Erfolg durchgeführt. Am 17. September 2016 werden erneut historische Fahrzeuge am Nationalquai präsentiert und können aus nächster Nähe besichtigt werden.

Wiederbelebte Tradition

Bemerkenswert ist, dass in den Jahren 1928-1955 jeweils fabrikneue Fahrzeuge in verschiedenen Klassen in einem für alle gleichen Wettbewerb präsentiert wurden. Wenn nun in Erinnerung an die Internationale Schönheitskonkurrenz in Luzern historische Fahrzeuge präsentiert werden, so soll bei der Bewertung durch die Fachjury nicht, wie heute sonst üblich, der Zustand im Vordergrund stehen, sondern in erster Linie die Kriterien wie damals: Eleganz der äusseren Erscheinung und inneren Ausführung, Harmonie der Farben sowie konstruktive Gesichtspunkte wie Anordnung der Instrumente und Bequemlichkeit.

Rund vierzig Automobile werden sich der Fachjury stellen, die pro Klasse den Sieger des Concours d’Excellence International Luzern 2016 bestimmen werden. Aus den jeweiligen Klassensiegern wird ein Gesamtsieger mit dem Grand Prix d’Excellence Luzern 2016 ausgezeichnet.

Aber auch die Teilnehmer werden Gelegenheit haben, einem Automobil aus allen Klassen – ausser dem eigenen – eine Stimme zu geben und so die Entrants Trophy Luzern 2016 für das Automobil mit den meisten Punkten zu küren. Traditionsgemäss wird auch, wie einst, das Publikum Gelegenheit haben, seinem Favoriten eine Stimme zu geben.