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Wo Klingelnberg Wachstumschancen sieht

In den letzten drei Jahren ist Klingelnberg durchschnittlich 6,4% pro Jahr auf 257 Mio.€ gewachsen.

Das den Börsengang planende Maschinenbauunternehmen Klingelnberg sieht sich vor wachstumsstarken Jahren. An einer Präsentation am Mittwochmorgen am Sitz in Zürich-Oerlikon hat CEO Jan Klingelnberg den Börsengang seines Unternehmens angekündigt (vgl. Kasten) und dabei die gute Marktposition der Gesellschaft sowie die günstigen Wachstumsaussichten herausgestrichen.

Im Markt für Maschinen, auf denen kegelförmige Zahnräder hergestellt werden können (Kegelradtechnik), hält Klingelnberg mit einem Marktanteil von 52% die Führerschaft. Im zweiten Bereich, in den Maschinen zur Herstellung von geraden Zahnrädern (Stirnradtechnik), wird mit rund 30% die zweite Position besetzt.

Mittelfristig bietet das Stirnradgeschäft für Klingelnberg die grössten Wachstumschancen. Denn hier hat das Unternehmen in den letzten Jahren kräftig investiert. Nun will es in neue Marktsegmente vordringen.

Krise als Innovationstreiber

Zu den Stirnradmaschinen kam Klingelnberg 2012 durch den Kauf des entsprechenden Geschäftsbereichs der deutschen Höfler. Höfler hatte sich auf Zahnradmaschinen mit Scheibenschleiftechnik spezialisiert, die es ermöglichen, besonders grosse Zahnräder herzustellen, wie sie in Spezialbaumaschinen, für die Windkraftindustrie und im Bergbau verwendet werden. Doch die ab 2013 sinkenden Rohstoffpreise machten dem neuen Besitzer einen Strich durch die Rechnung. Die Nachfrage nach diesen hoch spezialisierten Maschinen ging markant zurück. Klingelnberg musste Stellen streichen und für die Höfler-Technologie neue Anwendungsgebiete suchen.

Mit einem Investitionsaufwand von rund 50 Mio. € und fünf Jahren Entwicklungszeit wurden vier neue Maschinentypen entwickelt, die jetzt marktreif sind. Sie basieren auf dem Wälzschleifverfahren, was viel schnellere Durchlaufzeiten und damit viel grössere Stückzahlen sowie eine höhere Produktivität erlaubt als die auf grosse Zahnräder ausgerichtete Scheibenschleiftechnik.

In neue Märkte vorstossen

Mit diesen Maschinen kann Klingelnberg in bisher von Höfler nicht bearbeitete Märkte wie den Automobil- und den Nutzfahrzeugbau vordringen. Sie sind potenziell ein Vielfaches grösser als der herkömmliche Markt und auch klar grösser als der Kegelzahnradmarkt.

Mit den neuen Maschinen geht Klingelnberg direkt in Konkurrenz zu der in Wallisellen ansässigen Reishauer Group, die sich auf Wälzschleifmaschinen spezialisiert hat und mit 312 Mio. Fr. Umsatz (2016) ähnlich dimensioniert ist wie Klingelnberg. Die Aktien von Reishauer werden ausserbörslich gehandelt.

Als Konkurrenzvorteil streicht Klingelnberg ihr Close-Loop-Verfahren heraus. Damit ist ein integrierter Messprozess gemeint, in dem die gefrästen oder geschliffenen Produkte oder Werkzeuge mit eigens entwickelten Messgeräten nachvermessen werden. Die ermittelten Daten werden dann automatisch zur Nachbearbeitung des Werkstücks zurück in die Maschine eingespeist.

Über ein solches System verfügt kein Wettbewerber im Markt. Die Messtechnik hat denn auch hohen Status bei Klingelnberg und ist in einem eigenen Bereich organisiert. Auch hier hat man mit 39% Anteil eine führende Marktposition inne.

«Nicht nahe am Zyklushoch»

In den letzten drei Jahren ist Klingelnberg durchschnittlich 6,4% pro Jahr auf 257 Mio. € gewachsen. Die Betriebsgewinnmarge hat sich in dieser Zeit von 7,5 auf 8,9% erhöht. Gemäss CEO Jan Klingelnberg liegt die Marge in guten Jahren klar über 10%. Klingelnberg sieht sich denn auch nicht nahe der Spitze eines Marktzyklus.

Der Markt sei 2011 grösser gewesen als 2017. Bis zum Jahr 2022 sei mit einem durchschnittlichen jährlichen Marktwachstum von 3,2% zu rechnen. Klingelnberg will selbstredend höhere Raten erreichen. Dabei soll auch der hohe Forschungs- und Entwicklungsaufwand helfen, der rund 9% des Umsatzes ausmacht und sicherstellt, dass die Innovation einen hohen Stellenwert hat.

Der Markt für Zahnradmaschinen, wie Klingelnberg sie heute anbietet, ist mit einem Volumen von etwa 1 Mrd. € klein. Die darin engagierten Unternehmen befinden sich meist in Familienbesitz und sind sehr verschwiegen.

Neben Klingelnberg und der erwähnten Reishauer sind die amerikanische Gleason Corporation, die deutsche Kapp Niles und die ebenfalls deutsche (aber zur Hälfte in chinesischem Besitz befindliche) Emag wichtige Zahnradmaschinenhersteller. Umsatz- und Gewinnzahlen sind kaum zu finden.

Schweizer untergegangen

Einstige Schweizer Grössen wie Maag, Oerlikon-Bührle oder Mikron sind aus dem Zahnradmaschinengeschäft verschwunden, meist indem sie in andere Hände übergingen, wie im Fall Oerlikon-Bührle/Klingelnberg – und auch Mikron: Die Mikron-Technologie landete bei Gleason, die den Schweizer Standort gut pflegt, heute in Studen bei Biel rund 120 Leute beschäftigt und vor wenigen Wochen ein neues Produktionswerk eingeweiht hat, das die Kapazität 60% erhöht. Maag dagegen hat den Werkzeugmaschinenbau vor dreissig Jahren aufgegeben.

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