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Wo geht's hier Richtung Fintech?

Die Schweizerische Bankiervereinigung will ihr Know-how im Bereich Fintech ausbauen.

Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) schreibt sich die Digitalisierung des Banking auf die Fahne. «Fintech muss die höchste Priorität haben», sagte Claude-Alain Margelisch, Vorsitzender der Geschäftsleitung, am Dienstag an einer Veranstaltung der SBVg in Bern. Die Branche stehe wegen der Möglichkeiten der Finanztechnologie vor einer kompletten Umwandlung. Die Kunden würden bald immer und überall, einfach und sicher, via mobile Lösung Banking betreiben wollen. Beispiele aus den USA oder Grossbritannien hätten dies gezeigt.

Die SBVg will deshalb ihr Know-how in diesem Bereich ausbauen. Über zusätzliche Ressourcen dafür müsse allerdings erst der Verwaltungsrat entscheiden, wie Thomas Sutter, SBVg-Sprecher, im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» sagte. Als Branchenvertretung und Lobby-Organisation wolle die SBVg auf geeignete Rahmenbedingungen hinarbeiten. Was damit gemeint ist, wurde am Dienstag nicht wirklich klar. Erst müsse man Wissen in diesem Bereich aufbauen und intern diskutieren, wie man sich konkret positionieren wolle.

Alle wollen eine Strategie

Das Thema Fintech, die Digitalisierung in der Bankbranche, ist derzeit in aller Munde. Beinahe jede Bank hat sich eine Digitalisierungsstrategie gegeben und hofft im Zug Richtung Zukunft zu sitzen oder zumindest auf dem richtigen Perron zu stehen. Doch ob die Branche das wirklich tut, wird wohl erst in fünf bis zehn Jahren sichtbar werden.

Da gibt es einmal die Grossbanken, die beispielsweise ihr Private Banking digitalisieren und nach Einschätzung von Finanzprofessor Andreas Dietrich von der Hochschule Luzern damit zur Weltspitze gehören. Dann gibt es die Unscheinbaren wie die Glarner Kantonalbank (GLKB), die als digitalste Bank der Schweiz gilt. Mit ihrem Hypomaten könne der Kunde binnen Sekunden online eine Hypothek abschliessen, sagt GLKB-CEO Hanspeter Ryhner. Ein anderes Beispiel ist die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB), die seit einigen Wochen mit einer Crowdfunding-Plattform am Start ist.

Bloss ein Werkzeug?

Doch: «In London kann man innerhalb von Minuten ein Online-Konto eröffnen», sagt Margelisch. In der Schweiz muss man dafür immer noch in eine Filiale gehen und eine Unterschrift leisten. Dabei ist die Technologie auch hierzulande vorhanden. Die Schweiz müsse dieser Entwicklung gerecht werden.

Viele Schweizer Banken betonen dagegen nach wie vor die Face-to-Face-Beziehung zwischen Kunde und Berater. Sie sehen Fintech-Lösungen schlicht als weiteren Vertriebskanal, setzen primär aber auf die Filiale. Raiffeisen glaubt beispielsweise, auch noch in zehn Jahren das dichteste Filialnetz der Schweiz zu haben, wie Michael Auer, Leiter Privat- und Anlagekunden, am Dienstag sagte. 800 bis 900 der heute über 1050 Filialen sollen dann noch bestehen, obschon eine Mehrheit der Generation der «Digital Natives», der Eingeborenen der digitalen Welt, sich es nicht mehr vorstellen kann, überhaupt noch eine Filiale zu betreten, um Banking zu betreiben.

«Fintech ist bloss ein Werkzeug», sagte auch Michel Juvet, Partner bei Bordier & Cie. In der Vermögensverwaltung werden die Entscheide immer noch von Menschen getroffen, nicht von Maschinen, so der Privatbankier. Dabei werden bereits heute in den USA Milliarden von Dollar von digitalen Vermögensverwaltern, sogenannte Robo-Advisern, gemanagt.

Suche nach der Uber des Banking

Die Fintech-Szene strotzt angesichts dieser Auf- und Umbruchstimmung vor Selbstbewusstsein. Das Management der Kundenbeziehung, das die Banken so sehr in der Filiale sehen wollen, könnte in zehn Jahren von Fintech-Unternehmen gemacht werden, die sich viel besser auf die Nutzung der neuen digitalen Möglichkeiten verstehen, sagte Christina Kehl vom Start-up Knip.

Die Rede war von einer Uber des Banking, einem Player, der sich zwischen Kunden und Bank schiebt, so wie dies Uber zwischen Fahrgästen und Taxis oder iTunes zwischen Musikfan und -industrie vorexerziert hat. Kehl und ihr Team machen dies gerade im Versicherungsbereich, wo sich Knip als digitaler Broker zwischen Versicherungsnehmern und -agenturen positioniert.

Die Finma steht auf der Bremse

Die gesamte Fintech-Szene, auch die Banken, befindet sich zurzeit im Spannungsfeld zwischen Kooperation und Wettbewerb. Welche Strategie erfolgreicher ist, wird sich zeigen. Start-ups setzen auf Kooperationen mit den etablierten Playern, vor allem weil die momentanen Regulierungen die Geldhäuser schützen, so Kehl. Um dem Thema Fintech wirklichen Schub zu verleihen, müsse sich die Finanzmarktaufsicht (Finma) ähnlich wie ihr Pendant in London dem Thema öffnen.

Viele Teilnehmer machten in Bern vor allem den Regulator als Bremser in diesem Bereich aus. Als «unterirdisch» bezeichnete Christina Kehl den Registrierungsprozess der Finma für Finanz-Start-ups. Es bestehe noch nicht einmal Gesprächsinteresse. «Das ist traurig», so Kehl, «das tut dem Finanzplatz Schweiz sehr weh.» Ohne Weichenstellung in diesem Bereich ist es fraglich, ob der Schweizer Fintech-Zug auf dem richtigen Gleis den Bahnhof verlassen kann.

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