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Wie Implenia & Co. die Gotthard-Aufträge kompensieren

Der Gotthard-Tunnel hat mit seiner hochmodernen Ausstattung vielen Schweizer Unternehmen zu stattlichen Aufträgen verholfen.

Mit Pauken und Trompeten wird  das Jahrhundertbauwerk Neat am Gotthard eröffnet. In der Tat: Mit einer Länge von 57 Kilometern ist es der längste Eisenbahntunnel der Welt. Er wurde in siebzehn Jahren Bauzeit mit Gesamtkosten von 12,2 Mrd. Fr. gebaut. Der fahrplanmässige Betrieb wird am 11. Dezember aufgenommen. Ein Makel bleibt: Die Neat weist erhebliche Lücken auf, die Vollendung des gesamten Projekts lässt noch Jahre auf sich warten.

Ein schöner Teil der Baukosten ist an Schweizer Unternehmen geflossen. Zuvorderst steht der führende Baukonzern Implenia. Er hat (nach der Fusion mit Batigroup 2006) drei der fünf Baulose am Gotthard geführt – Sedrun, Faido und Bodio. Inklusive der Vorarbeiten ab 1996 hat Implenia ein Umsatzvolumen von knapp 2 Mrd. Fr. abgewickelt. So stattlich die Summe erscheinen mag, ergibt dies über die Dauer von zwanzig Jahren einen Betrag von nur 100 Mio. Fr. pro Jahr, gemessen am Umsatz von 2015 lediglich 3%.

Ein ähnliches Volumen hat der Energieversorger Alpiq mit der elektrischen Ausrüstung abgewickelt. Über neun Jahre hinweg ergab dies pro Jahr einen Betrag von durchschnittlich 210 Mio. Fr., gemessen am (geschrumpften) Umsatz 2015 auch rund 3%. Der Elektroinstallateur Burkhalter kam in einem Joint Venture mit Alpiq zur elektrischen Ausrüstung des Tunnels zum Zug. Auf Burkhalter entfiel ein Betrag von 250 Mio. Fr. über neun Jahre. Der jährliche Durchschnittsbetrag machte 5% des Umsatzes von 2015 aus.

Impulse für Implenia

Von geringerer Bedeutung war die Neat für LafargeHolcim und Sika. Der Zementkonzern wird (inklusive Ceneri-Tunnel) 2,3 Mio. Kubikmeter Transportbeton sowie 1 Mio. Tonnen Zement geliefert haben. Angaben zum Umsatz wollte das Unternehmen keine machen. Gemessen am Konzernumsatz von fast 30 Mrd. Fr. 2015 handelt es sich jedoch um eine vernachlässigbare Grössenordnung. Sika lieferte Abdichtungsbahnen und Betonzusatzmittel im Wert von rund 200 Mio. Fr. In Relation zum Umsatz von 2013 (damals liefen die Aufträge von Sika aus) fiel der jährliche Betrag mit weniger als einem Umsatzprozent gering aus. Zur Kompensation der auslaufenden Gotthard-Aufträge dient zunächst der Umstand, dass die Neat noch unvollendet ist.

Im Bau befinden sich der Monte-Ceneri-Tunnel sowie der Ausbau der Transitachse auf eine Eckhöhe von 4 Metern, damit grosse Lastwagen auf der ganzen Strecke verladen werden können. Beide Bauwerke sollten 2020 in Betrieb gehen. Noch gar nicht im Projektstadium ist die Querung des Lago di Lugano. Der alte Damm von Melide ist nicht tauglich für Hochgeschwindigkeitszüge. Im Sachplan Schiene ist eine Unterquerung des Sees vorgesehen. Das Projekt ist allerdings weder beschlossen noch finanziert – es wird mehrere Milliarden Franken kosten.

Kompensation liefern weitere grosse Infrastrukturprojekte auf Schiene und Strasse. Da ist etwa auf die dritte Tunnelröhre am Belchen zu verweisen, die im Bau ist. Zudem hat das Volk den Bau eines zweiten Strassentunnels am Gotthard bewilligt. Zur Debatte steht, neben anderen, auch ein neuer Bahntunnel am Albula. Angesichts dieser unvollständigen Liste kann die Aussage von Marco Syfrig, CEO von Burkhalter, stellvertretend für alle gelten, wonach «das Ende des Gotthard-Projekts zurzeit keinen wesentlichen Einfluss auf die Burkhalter-Gruppe hat».

Davon hebt sich allenfalls Implenia ab. Gemäss CEO Anton Affentranger hat das Unternehmen «sehr früh nach neuen Märkten Ausschau gehalten» – und sie im Ausland gefunden. Das Auslaufen der Neat war ein Treiber für die Auslandexpansion. Es ist gelungen, grosse Lose für den Bau des Semmering-Tunnels in Österreich an Land zu ziehen oder für den Albvorland-Tunnel der Deutschen Bahn.

Die Attraktivität von Implenia hat für den Anleger als Folge der Neat eher zugenommen. Das Unternehmen ist breiter abgestützt und seit der Übernahme der Bilfinger Construction auch im Ausland in der Lage, Grossprojekte zu realisieren.

Nicht neu beurteilen

Das Auslaufen der Neat führt aus Anlegersicht nicht zu einer Neubeurteilung. Implenia und Burkhalter bleiben attraktiv. Das gälte auch für Sika, wäre da nicht die Unsicherheit wegen des Übernahmekampfs mit der französischen Saint-Gobain.

Der Energiekonzern Alpiq leidet unter den durch die Energiestrategie 2050 mitverursachten Turbulenzen auf dem Strommarkt. Der Zementproduzent LafargeHolcim kämpft mit Fusionsproblemen, da spielt das Auslaufen der Neat-Gotthard keine grosse Rolle.

Der Gotthard-Tunnel hat mit seiner hochmodernen Ausstattung vielen Schweizer Unternehmen zu stattlichen Aufträgen verholfen.

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