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Wie die Aktienmärkte frühere Zinsanstiege bewältigt haben

Für Aktienanleger sind steigende Zinsen üblicherweise Gift: Ein Händler an der New York Stock Exchange.

Was passiert an den Aktienmärkten, wenn die Zinsen steigen? Diese Frage beschäftigt die Anleger, da die Renditen der wichtigsten Staatsanleihen derzeit unentwegt in die Höhe klettern. Denn die Zinsen sind neben den Unternehmensgewinnen die wichtigsten Triebkräfte der Kursentwicklung von Aktien.

Die Frage nach den Zinsen hat in den letzten Jahren an Brisanz gewonnen, weil die Renditen auf ein extrem niedriges Niveau gefallen sind. In der Schweiz oder Deutschland resultierten bei Staatsanleihen zeitweise gar Negativrenditen. Die Befürchtung, der Abwärtstrend sei nun ausgereizt, geht deshalb schon lange um.

Aktienanleger fürchten steigende Zinsen, weil diese üblicherweise Gift für Aktien sind. Sie signalisieren, dass Geld rarer und damit teurer wird. Es fliesst entsprechend weniger bereitwillig in Aktien und andere Sachwerte.

Jetzt, da die Zinsen binnen kurzer Zeit deutlich gestiegen sind und die Aktienkurse bereits mit höheren Schwankungen reagiert haben, kann ein Blick zurück auf ähnliche Phasen in der Vergangenheit Orientierung geben, welche Rückwirkungen ein Zinsanstieg auf die Aktien haben könnte.

Dabei sind die US-Bond- und -Aktienmärkte als Impulsgeber für die Finanzmärkte der übrigen Industrieländer nach wie vor massgebend. Wenn in den USA die Renditen steigen, dann findet das auch in Europa Beachtung und wirkt sich auf die lokalen Aktienmärkte aus.

Das berühmteste Beispiel ist der Oktober-Crash von 1987, der von Wallstreet ausging und unmittelbar auf die meisten anderen Börsen übersprang. Als wichtigster Auslöser für den Kurssturz gilt der vorangegangene Renditeanstieg.

Parallelen zu 1987

Es gibt heute durchaus Parallelen zur damaligen Zeit. Die Renditen stiegen, weil sich das Wirtschaftswachstum – wie heute – beschleunigte und das Federal Reserve die Zinsen erhöhte.

1987 war der US-Aktienmarkt allerdings deutlich niedriger bewertet als heute. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) – basierend auf den Gewinnen der letzten vier Quartale – für den S&P 500 betrug etwa 20. Doch die Bondrenditen standen ungleich viel höher – sie erreichten unmittelbar vor dem Crash 10%. Die Kurskorrektur begann allerdings schon im August 1987, als die Renditen über 8,5% stiegen.

Das Beispiel von 1987 zeigt, dass die Börsen einen Zinsanstieg längere Zeit wegstecken können, wenn die wirtschaftlichen Perspektiven günstig sind. Schliesslich ist das Fass dann aber doch übergelaufen. Ein Grund dafür war wohl auch das Ausmass des vorangegangenen Kursanstiegs. Der S&P 500 kletterte zwischen Januar und August 1987 um stolze 40%.

Etwas anders war die Reaktion des Aktienmarktes auf den Renditeanstieg in den Sechzigerjahren. Damals startete der grosse Bärenmarkt bei Staatsanleihen, der von Renditen um 3% bis weit über 10% Anfang der Achtzigerjahre führte.

Interessant ist, dass der erste Renditeschub von etwa 4,2 auf 5,2% im Jahr 1966 an der Börse gleich eine heftige Korrektur auslöste. Doch danach stiegen Aktien und Renditen parallel. Erst als die Zinsen Ende 1968 den Wert von 6% übertrafen, gaben die Aktien wieder deutlich nach.

Die Zinswende in den Sechzigerjahren war nachhaltig und hinterliess an den Aktienbörsen tiefe Spuren. Die Höchstnotierungen von 1968 wurden bis 1982 kaum mehr übertroffen. Die Hochinflationsphase der Siebzigerjahre und die Rezession von 1973/1974 prägten die Finanzmärkte in dieser Zeit. Das KGV fiel von 18 im Jahr 1965 auf rund 8 Anfang der Achtzigerjahre.

Anders 1987. Der Crash stellte sich im Nachhinein als Momentereignis heraus, als blosse Korrektur eines zu schnellen und zu steilen Kursanstiegs. Weil die Konjunktur robust blieb, wurde das Hoch von 1987 schon 1989 übertroffen.

Optimismus als Warnlampe

Die heutige Situation ist wieder eine andere: Die Renditen sind zwar etwas gestiegen, doch im historischen Vergleich sind sie immer noch sehr niedrig. Das KGV von 24 wirkt zwar hoch, doch in Relation zum Zinsniveau ist es vertretbar. Dazu ist das Gewinnwachstum mit rund 15% hoch.

Eine Parallele zu 1987 gibt es in Bezug auf den Optimismus der Anleger. Der Anteil der Investoren, die weiter steigende Aktienkurse erwarten, beträgt gemäss dem US-Researchanbieter Investors Intelligence rund 66% und erreicht damit erstmals wieder das Niveau von 1987.

Alles hängt nun davon ab, wie stark der laufende Renditeanstieg in den USA ausfällt. Immerhin befindet sich die Weltwirtschaft im Aufschwung, und Inflationsdruck existiert kaum. So gesehen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ein zinsbedingter Kursrückschlag an den Börsen eher dem Muster von 1987 folgt und also eine blosse Episode bleibt.