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Weshalb es die Opec+ braucht

Das Treffen der Organisation der erdölexportierenden Länder (Opec) am 6. und 7. Dezember war so schwierig wie schon lange nicht mehr. Der Ölpreis hat seit seinem Höhenflug Anfang Oktober, wo er fast 86 $ pro Fass erreicht hatte, rund 30% eingebüsst. Dies brachte die Opec in eine Zwickmühle: Die Organisation hat sich die ausgeglichene Versorgung der Märkte mit dem Rohstoff auf die Fahnen geschrieben, was die Situation vergangene Woche nicht einfach machte. Einerseits sehen Experten für das erste Quartal ein Überangebot von 1,3 Mio. Fass pro Tag (b/d) bis 1,6 Mio. b/d voraus, was gemäss Mandat einer Produktionsdrosselung bedürfte. Andererseits hat sich der US-Präsident in letzter Zeit des Öfteren per Twitter und auch anderswo für einen niedrigen Ölpreis ausgesprochen.

Saudi-Arabien ist bei weitem das wichtigste Opec-Mitglied, aber auch ein enger Verbündeter der USA. Dem muss aus geopolitischen Gründen Rechenschaft getragen werden. Es ging also darum, erstens die Zustimmung aller Opec-Länder, von denen sich einige Ausnahmen erhofften, zu gewinnen, um die Erdölproduktion einzuschränken, denn es war für die wirtschaftliche Lage und die Budgets in einigen Opec-Mitgliedstaaten wichtig, dass die Preise wieder steigen. Es war auch ebenso wichtig, sich nicht dem Zorn des US-Präsidenten auszusetzen. Es ist immer schwierig, den goldenen Mittelweg zu finden – was in diesem Fall besonders zutraf.

Die USA hatten eine nicht geringe Schuld an dem Überangebot. So hatte Donald Trump im Mai angekündigt, er trete aus dem Nuklearabkommen mit dem Iran aus. Anfang November traten Sanktionen gegen Irans Ölexporte in Kraft. Im Mai betrugen diese rund 2,5 Mio. b/d. In Erwartung der Sanktionen konnte der Iran bis November 1 Mio. b/d weniger exportieren. Die meisten Produzenten drehten den Hahn auf, weil sie davon ausgingen, dass mit einer weiteren Reduktion von 1,5 Mio. b/d zu rechnen sei. Dem war aber nicht so, weil das amerikanische Aussenministerium den acht wichtigsten Importeuren Ausnahmebewilligungen zugestand (es ist unklar, wie gross die Mengen und wie lang die Dauer dieser Ausnahmebedingungen sind).

Gegengewicht zum grossen Produzenten USA

Die Opec und zehn verbündete Nationen, die von Russland angeführt werden, bilden zusammen die sogenannte Opec+. Nach langem Ringen entschlossen sich die Verbündeten, ihre Produktion um 1,2 Mio. b/d im Verhältnis zwei zu eins von Opec und Nicht-Opec zu kürzen.

Gleich nach Vorlage des Pressecommuniqués stieg der Ölpreis rund 4%, kam aber übers Wochenende herunter. Das Manöver warf vor allem die Frage auf, um wie viel die Produktion gekürzt werden müsste, um eine nachhaltige Wirkung zu zeigen. Diese Frage ist schwer zu beantworten, da noch zu grosse Unklarheit über die Menge und die Dauer der Sanktionen besteht. Der zukünftige Verlauf der verschiedenen Handelsstreitigkeiten ist ein weiterer Faktor. Handelskriege würden zu geringerem Wirtschaftswachstum und damit zu weniger Nachfrage nach Öl führen.

Das Treffen in Wien hat aber eines eindeutig gezeigt: Es war klug von der Opec, mit den Alliierten zusammenzuspannen. Dieses Jahr sind die USA mit 16,5 Mio. b/d zum grössten Erdölproduzenten der Welt avanciert. Vergangene Woche wurden sie auch erstmals in 75 Jahren wieder zum Nettoexporteur des Rohstoffs. Die Produktion der Opec allein würde mit 32,5 Mio. b/d nicht ein genügend grosses Gegengewicht zur neuen starken Nation darstellen.

Vernünftige Bandbreite gesucht

Die Frage ist berechtigt, wieso man den Märkten nicht einfach freien Lauf lassen sollte. Das Ölgeschäft ist äusserst kapitalintensiv und langzyklisch. Ein Dollar, der heute investiert wird, erzeugt im konventionellen Bereich in vier bis zehn Jahren ein Fass. Es ist deshalb für die Ölgesellschaften schwierig, die nötigen Investitionen vorzunehmen, wenn die Preise zu erratisch sind. Der niedrige Ölpreis von 2014 bis 2016 hat zum Beispiel dazu geführt, dass rund 1 Bio. $ an geplanten Investitionen gestrichen oder auf später verschoben wurde. Der CEO von BP, Bob Dudley, spricht sich seit Jahren dafür aus, dass sich der Ölpreis in einer vernünftigen Bandbreite bewegen sollte.

Planungssicherheit ist auch für Konsumenten wichtig. Kerosin zum Beispiel ist ein bedeutender Kostenfaktor. Wenn der Kerosinpreis innerhalb kürzester Zeit von 30% der operationellen Kosten auf 70% steigt, um nachher herunterzurasseln, wird es nahezu unmöglich, sich abzusichern.

So sehr wir alle die marktwirtschaftliche Prinzipien schätzen, so sehr brauchen die Unternehmen ein gewisses Mass an Planungssicherheit, um profitabel wirtschaften zu können. Deshalb ist es von Vorteil, dass die nationalen Ölgesellschaften der Opec+ über ungenutzte Kapazitäten verfügen, um die Volatilität von Angebot und Nachfrage etwas ausgleichen zu können – eben für einen Marktausgleich zu sorgen.