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Wenn Sektorpräferenzen rotieren

Bis Ende des dritten Quartals hat der MSCI Welt rund 4% zugelegt. Mit einem Plus von 14% steht Information Technology ganz vorne. Doch hat gerade dieser Sektor im zurückliegenden Quartal Momentum verloren. Seinem Plus von 6% stehen +12% von Healthcare gegenüber, dessen Performance bis Mitte Jahr lediglich +0,3% betragen hatte. Den ganzen Zugewinn gab es im dritten Vierteljahr. Damit sind wir beim Thema Sektorrotation.

Die Verschiebung von Präferenzen zwischen den Sektoren stellt das Gegengift zu einer engen Marktbreite dar. Doch zunächst: Warum soll eine schmale Marktbreite negativ sein? Das lässt sich am besten am S&P 500 erläutern. Lediglich hundert Aktien dieses Indexes bringen wegen ihrer Grösse ein Gewicht von 80% auf die Waage. Die restlichen 20% verteilen sich auf vierhundert Aktien.

Informant Marktbreite

Eine niedrige und während längerer Zeit schrumpfende Marktbreite weist darauf hin, dass gewisse Populationen, die spezifische Strategien verfolgen, mit Kaufgeboten zurückhaltend sind. Meistens sind es Value-Investoren, die nicht bereit sind, davongaloppierenden Preisen nachzurennen. Da diese Kreise gerne Aktien mittlerer und kleinerer Unternehmen kaufen, finden Titel dieser Kategorien Käufer erst zu immer niedrigeren Kursen. Institutionelle dürfen hingegen eine vorgegebene Aktienquote nicht unterschreiten. Diese erfüllen sie meist mit Indexanlagen, was einen gewissen Schutz für grosskapitalisierte Werte bietet. Eine allfällig aktive Quote fliesst zumeist auch in die grosskapitalisierten Werte, weil kleinere zu wenig Liquidität aufweisen.

Somit ist eine schrumpfende Marktbreite eine Indikation dafür, dass eine kritische Masse der Marktteilnehmenden die Bewertungen als zu hoch empfindet. Statt aufgrund des eigenen, beschränkten Wissens ein Urteil darüber zu fällen, ob ein Markt zu hoch bewertet ist oder nicht, überlässt man auf diesem Wege die Beurteilung, was zu hoch ist, um noch akzeptabel zu sein, dem Markt selbst.

Informant Sektorrotation

Wenn niedrige Marktbreite nicht nach Kapitalisierung unterscheidet, sondern zu rotierenden Sektorpräferenzen führt, ist das Narrativ jedoch ein ganz anderes. Es ist jenes von Populationen, die sich durchaus auch mit Bewertungen und Perspektiven auseinandersetzen. Man ist aber vor allem mit Fragen konfrontiert, deren Beantwortung nicht auf der Zunge liegt, wie etwa jene, welche Konsequenzen sich aus der US-Handelspolitik ergeben werden. Dass zu einer Zeit, als genau diese Handelspolitik und die Reaktionen der Handelspartner besonders prominent verhandelt wurden, die Verschiebung der relativen Trends zulasten von Industrials und zugunsten von Healthcare stattfand, ist einer der vielen Hinweise auf eben diese Auseinandersetzung.

Solange kritische Wahlverfahren die Attraktivität zurückgebliebener Sektoren entdecken und in diese zu Lasten anderer Sektoren investiert, ist die Gefahr von plötzlichen Bärenmärkten äusserst gering. MIT-Professor Andrew Lo schreibt in seinem Buch «Adaptive Marktes», dass «das Umfeld und die Populationendynamik der Marktteilnehmenden zu kennen» wichtiger sein könne «als jedes einzelne Faktorenmodell». Das aufzudecken sehe ich als Funktion einer vernetzenden technischen Analyse an, die nicht auf die Annahme wiederkehrender Muster aufbaut, sondern die Geschichte aufdeckt, die der Markt mit seinen codierten Informanten, den Preisen, erzählt.