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Weatherford ist in Rücklage

2008 beschloss Weatherford, ihren Hauptsitz und ihren juristischen Sitz in die Schweiz zu verlegen.

Weatherford International geht es schlecht. Der Turnaround des in über neunzig Ländern mit 28 450 Mitarbeitern aktiven Ölfelddienstleisters mit Wurzeln in den USA und Hauptsitz in der Schweiz zieht sich hin. Nachdem auch das am Montag publizierte Ergebnis für das dritte Quartal 2018 keine schnelle Besserung anzeigte, fielen die Aktien 22%. Am Tag darauf gaben sie nochmals 18% nach. Andere Ölfelddienstleister wie Schlumberger und Halliburton stehen besser da.

Zur Erinnerung: 2008 beschloss Weatherford, ihren Hauptsitz und ihren juristischen Sitz zu vereinheitlichen und von Houston bzw. Bermuda in die Schweiz zu verlegen. Die Sitzverlegung nach Baar und der Bezug von Büroräumlichkeiten in Genf wurde am 26. Februar 2009 bzw. im Verlauf des ersten Quartals 2009 vollzogen. Damit verbunden war die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft nach schweizerischem Recht. Am 17. November 2010 folgte zusätzlich zum Handel an der New York Stock Exchange die Kotierung an der Schweizer Börse SIX.

Kurzes Gastspiel

Doch die Präsenz an der SIX war von kurzer Dauer. Im April 2014 kündigte Weatherford an, sich im Laufe des Jahres von der Schweizer Börse dekotieren zu lassen und den Firmensitz von der Schweiz nach Irland zu verlegen. Die Eintragung ins Handelsregister erfolgte am 17. Juni 2014 und die Dekotierung an der SIX folgte zwei Tage später. Seitdem ist Weatherford eine Aktiengesellschaft irischen Rechts und wird ausschliesslich an der New York Stock Exchange gehandelt. Das Steuerdomizil und der Hauptsitz wurden aber in der Schweiz belassen.

Gebracht hat die Sitzverlegung – wohl, um Kosten zu senken – nichts. Seit dem Ölpreiszerfall Mitte 2014, der die Ölunternehmen veranlasste, Betriebs- und Investitionsausgaben zu reduzieren, kämpft Weatherford mit Verlusten. Im April 2017 kam ein neuer CEO, Mark McCollum. Er versuchte sofort, das Ruder herumzureissen, und lancierte ein sogenanntes Transformationsprogramm. Nicht zum Kerngeschäft gehörende Aktivitäten sollten verkauft, das operative Ergebnis sollte bis Ende 2019 um 1 Mrd. $ verbessert und die langfristigen Schulden sollten um die Hälfte reduziert werden. Fragen der «Finanz und Wirtschaft» zum Transformationsprogramm und dessen Auswirkungen auf den Schweizer Hauptsitz beantwortete Weatherford nicht.

Trotz des Transformationsprogramms stagniert der Umsatz, und die Verluste schwanken, ohne dass eine klare Tendenz sichtbar wäre. Die langfristigen Schulden stehen per Ende September auf 7,6 Mrd. $ – 400 Mio. $ höher als beim Amtsantritt von McCollum. Für die Anleger das Fass zum Überlaufen brachte das am Montag publizierte Resultat für das dritte Quartal 2018. Der Umsatz reduzierte sich gegenüber der Vorjahresperiode leicht um 1% auf 1,44 Mrd. $. Erneut resultierte ein Verlust – diesmal von 199 Mio. $. Das war immerhin weniger als das Minus von 256 Mio. $ in der Vorjahresperiode. Weatherford verfehlte aber das Ziel, Cashflow-positiv zu werden: Noch immer verbrannte das Unternehmen im dritten Quartal operativ Geld – netto waren es 32 Mio. $. Für das vierte Quartal sagte der Konzern voraus, dass das Betriebsergebnis (Ebitda) im Vergleich zum dritten Quartal leicht abnehmen werde. Zudem gab Weatherford das Ziel auf, in diesem Jahr für 500 Mio. $ Aktiva zu verkaufen.

Den Anlegern goutierten das nicht und verkauften massiv Aktien. Der Kurs sank innerhalb von zwei Tagen 36%. Seit Anfang Jahr haben die Weatherford-Titel 68% verloren. Auch die Anleihen gaben deutlich nach – die 2023er-Bonds etwa handeln nun zu 73 Cents.

Gewiss: Das Marktumfeld für Ölfelddienstleister, die Unternehmen beim Suchen und Fördern von Öl mit Personal, Material und Diensten unterstützen, ist nach wie vor anspruchsvoll. Die Ölgesellschaften stehen seit dem Ölpreiscrash Mitte 2014 auf der Ausgabenbremse. Und in den USA behindern Infrastrukturengpässe und Personalmangel das weitere Wachstum der noch bis vor kurzem boomenden Schieferölförderung.

Doch mit diesem Marktumfeld müssen auch Weatherfords Konkurrenten zurechtkommen. Und sie tun das viel besser: Schlumberger erzielte im dritten Quartal 2018 auf einen Umsatz von 8,5 Mrd. $ (+8% im Vergleich zur Vorjahresperiode) einen Gewinn von 644 Mio. $ (+11%). Halliburton erwirtschafte einen Ertrag von 6,2 Mrd. $ (+13%) und einen Überschuss von 435 Mio. $ (+19%). Die Aktien von Schlumberger haben denn auch seit Anfang Jahr «nur» 23% nachgegeben, die Titel von Halliburton verloren 29%. Auch auf diesen Valoren lastet die hohe Verschuldung in der Branche.

Aktivist tritt auf

Der Mangel an Fortschritten von Weatherford hat einen aktivistischen Investor auf den Plan gerufen. Der Hedge Fund Q Investments bezeichnete im Juni in einem Brief die Massnahmen, die bis dato ergriffen worden seien, um den Turnaround zu schaffen, als ungenügend. Sollte CEO McCollums Transformationsplan nicht aufgehen, werde er den Verwaltungsrat auffordern, alle strategischen Optionen zu prüfen, darunter auch einen Verkauf des Unternehmens.

Anleger, die in Ölfelddienstleister investieren wollen, halten sich am besten an Schlumberger oder Halliburton. Analysten sehen bei ihnen dank eines sich aufhellenden Marktumfelds steigende Gewinne voraus. Zudem zahlen die beiden Branchenführer Dividenden. Ein Engagement in Weatherford dagegen ist nach wie vor zu riskant.

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