Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Was macht eigentlich...

Silvio Borner vor seiner Emeritierung im Jahr 2004. Noch heute ist er an der Universität Basel aktiv.

Er gilt als einer der Väter der neoliberalen Wirtschaftswissenschaft in der Schweiz und als kritischer, unabhängiger Geist: Silvio Borner, emeritierter Professor an der Universität Basel. Der bekennende Marktliberale ist einer der führenden Vertreter der politischen Ökonomie im Lande und denkt auch mit bald achtundsiebzig Jahren nicht ans Aufhören, wie er im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» erzählt. Bis heute trifft man Borner in der Basler Wirtschaftsfakultät, die er ab 1988 zeitweise als Gründungsdekan führte. In einem Eckbüro mit Blick auf das Gleisbett des Hauptbahnhofs arbeitet Borner noch als Präsident des Beratergremiums der von ihm gegründeten Summer School. Darin geben Professoren der Universitäten Washington, New York und Yale kostenlose Kurse für die Basler Studierenden.

Neben der Familie ist die Uni Borners Lebensmittelpunkt. Schliesslich wurde er auch einst auf Lebenszeit ernannt, sagt der gebürtige Berner. Lehre, Forschung und politische Wirkung, diesen Dreiklang muss ein Wirtschaftsprofessor seiner Meinung nach anschlagen. So hatte Borner vor allem auch Wirkung als Ausbilder. Aus seiner Schule sind mit die bekanntesten zeitgenössischen Schweizer Ökonomen hervorgegangen: Aymo Brunetti, Beatrice Weder di Mauro, Thomas Straubhaar, Rolf Weder oder der Politologe Dieter Freiburghaus. Mit ihnen führte Borner viele Forschungsprojekte, aus denen auch einige Bücher mit direkten politischen Reformvorschlägen entstanden. Als eines seiner einflussreichsten Werke gilt «Schweiz AG: Vom Sonderfall zum Sanierungsfall?». Das Buch erschien Anfang der Neunzigerjahre und attestierte dem Land fehlende Innovation, mangelnde Öffnung gegen aussen und zu wenig Wettbewerb im Innern. In den folgenden Jahren kam es dann zu internationaler Öffnung und zum Abbau innerer Regulierungen. Die Situation von heute erinnert ihn leider wieder an diese ungewisse Phase.

Sein jüngstes wissenschaftliches Werk «Über Schulden und Überschuldung» erschien 2014. Es war wohl, wie er sagt, sein letztes. Doch in Sammelbänden, Sachbüchern und Medienbeiträgen äussert sich Borner nach wie vor kritisch zu politökonomischen Themen. Sei es zur Energie-, Gesundheits-, Geld- oder Europapolitik. Zurzeit überlegt er in einem Kreis zusammen mit Konrad Hummler und Tito Tettamanti, wie sich die Schweiz neu international orientieren könnte, sollte das Rahmenabkommen mit der EU zustande kommen oder nicht. Borner selbst steht dem Vertragswerk kritisch gegenüber. «Dabei geht es nicht um Lohnschutz oder fremde Richter, sondern um politische Souveränität und direkte Demokratie», sagt Borner.

Auch die Energiestrategie des Bundes kritisiert Borner. Zuletzt gab er mit dem Ex-Chef der ETH-Konjunkturforschungsstelle Kof, Bernd Schips, die Studie «Versorgungssicherheit – Vom politischen Kurzschluss zum Blackout» heraus. Die Stimme der Ökonomen werde immer leiser, bedauert Borner. Dabei könnten gerade die Wirtschaftsprofessoren die Unabhängigkeit der Universitäten dazu nutzen, auch unbequem zu sein. Vor diesem Hintergrund schlug Borner selbst einmal ein gut dotiertes Angebot der Credit Suisse aus, deren Chefökonom zu werden. Dankend erklärte er Rainer  E. Gut: «Assistent war ich schon einmal.»