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Was macht eigentlich…

Peter Forstmoser hat sein Leben lang erfolgreich den Spagat zwischen Theorie und Praxis gemeistert.

Es gibt Leute, die mit 65 in Pension gehen. Und es gibt Peter Forstmoser. Der 75-Jährige ist seit Jahrzehnten einer der führenden Aktienrechtler der Schweiz, Partner der renommierten Kanzlei Niederer Kraft & Frey (NKF) sowie Multiverwaltungsrat. Vor allem seine Präsidentschaft von Swiss Re (2000 bis 2009) bleibt im Gedächtnis.

Vollgas gibt Forstmoser allerdings nicht mehr. Seine Gremientätigkeit hat der Zürcher zurückgefahren. Er sitzt noch im Verwaltungsrat eines kotierten Unternehmens, der Immobiliengesellschaft PSP. «Eine Publikumsgesellschaft würde mittlerweile Minuspunkte von Aktionärsberatern bekommen, wenn sie mich aufstellen würde», sagt Forstmoser zu FuW.

Aufgrund der Altersguillotine musste er im Frühjahr auch seine Lehrtätigkeit an der Uni Luzern aufgeben. «Ich hätte gerne weitergemacht», sagt Forstmoser. 1971 begann er in Zürich zu dozieren, galt stets als einer der beliebtesten Professoren. Auf die Lehre hat die juristische Kapazität aber weiterhin Einfluss. Bald wird sein Standardwerk «Schweizerisches Gesellschaftsrecht» in zwölfter Auflage erscheinen.

Bis letztes Jahr war er zudem am Aufbau des digitalen Vermögensverwalters Flynt beteiligt, der wegen fehlender Finanzierung die Segel strich. Ins Leben gerufen wurde Flynt von Jan Schoch, Gründer und Ex-Chef von Leonteq. Dort war Forstmoser bis 2016 Präsident. Sein Nachfolger wurde Pierin Vincenz, Ex-Chef von Raiffeisen, gegen den eine Strafuntersuchung läuft. Wegen Vincenz kam Forstmoser kürzlich wieder in die Schlagzeilen.

Zuhanden Raiffeisens erstellte er 2009 ein Gutachten. Darin bewertete er die Beteiligungsnahme von Vincenz an der Gesellschaft Comtrain. Diese wurde später von Aduno gekauft, wo Vincenz Präsident war. Vincenz legte damals seine Beteiligung nicht offen, sass heimlich an beiden Seiten des Verhandlungstisches.

Forstmoser kommt im Gutachten zum Schluss: Vincenz hat gegen die Prinzipien der guten Unternehmensführung verstossen. Eine Verletzung der Interessenswahrungs- und Sorgfaltspflicht liege allerdings nicht vor, denn das Geschäft sei für Aduno und ihre Anteilseignerin Raiffeisen vorteilhaft gewesen. Den Vorwurf eines Gefälligkeitsgutachtens weist Forstmoser zurück. «Ich kannte Herrn Vincenz damals gar nicht.» Auf Weisung der Staatsanwaltschaft hält Raiffeisen das Gutachten unter Verschluss. «Ich hoffe, es wird irgendwann einmal öffentlich», sagt Forstmoser.

Er habe immer seine Unabhängigkeit bewiesen, sei der erste gewesen, der sich in der Schweiz für ein strafrechtliches Insiderrecht ausgesprochen habe. Sich als Verwaltungsrat an Gesellschaften zu beteiligen, die später vom eigenen Unternehmen begünstigt wurden, galt in jenen Tagen noch als Kavaliersdelikt.

«Ich will schon lange mein Pensum reduzieren», sagt Forstmoser. Für Hobbys bleibe kaum Zeit. Seit Jahrzehnten begleitet er allerdings Schulprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern. So hat er eine Schule im kolumbianischen Cartagena finanziert und unterstützt ein Alphabetisierungsprogramm in Westafrika. Regelmässig besucht er die Projekte.

Auch wenn Forstmoser fast so weitermacht wie vor zehn Jahren, ist er gegenüber Neuem offengeblieben: Jahrzehnte war das Diktiergerät sein erstes Arbeitsutensil, mittlerweile hat sich ein Tablet dazugesellt. «Als Nächstes steht dann wohl doch noch ein Laptop an.»