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Was macht eigentlich...

Lange war Marc Faber gesuchter Redner – wie 2003 im Zürcher Kongresshaus. Für viele ist er nun aber Persona non grata.

Marc Faber macht gegenwärtig eigentlich meistens das, was er schon immer gemacht hat. So ist er – wie meist, wenn er an seinem Hauptwohnsitz Chiang Mai weilt – am frühen Abend in der Linda Bar anzutreffen. Mit freier Aussicht auf Strasse und Theke verfolgt der legendäre Börsenkenner das Geschehen auf der Amüsiermeile der nordthailändischen Stadt.

Faber, der massive wirtschaftliche Verwerfungen wie den Börsencrash von 1987 oder auch die Asiatische Finanzkrise korrekt vorausgesagt hat, verbindet seinen Apéro auch mit dem Aufspüren von Markttrends. Unvergessen bleibt seine Aussage, die Preisschwankungen in den Rotlichtmilieus seien recht zuverlässige Frühindikatoren für fallende und steigende Aktienkurse.

Solche und ähnlich provokative Aussagen haben den Pionier des Anlegens in jungen Wachstumsmärkten lange zum gesuchten Redner an Konferenzen globaler Grossbanken und Interviewpartner internationaler Medien gemacht. Doch um den an der Universität Zürich promovierten Schweizer Ökonomen ist es ruhiger geworden. Mit seinen Äusserungen überschritt Faber oft Grenzen. Mit den 2017 in seinem Newsletter «Gloom, Boom & Doom Report» sowie Interviews gemachten Äusserungen über den Kolonialismus, die Armut Afrikas oder die US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton überschritt Faber dann offensichtlich eine Grenze zu viel.

Für die meisten Medienorganisationen und besonders den US-Finanzdatendienstleister Bloomberg, der ihn lange hochgejubelt hatte, ist Faber seither Persona non grata. Auch kosteten ihn seine Aussagen, die in die Zeit des amerikanischen Wahlkampfs fielen, die Verwaltungsratsmandate namhafter nordamerikanischer Unternehmen.

Faber, mit einer Thailänderin verheiratet, weist den Vorwurf des Rassismus und der Frauenfeindlichkeit zurück. Mit dem Verweis auf «historische Tatsachen und die Meinungsfreiheit» will er die Bemerkungen auch nicht zurücknehmen.

Seine Beziehung zu den USA ist aber nicht abgebrochen, im Gegenteil. Nach seinem frühabendlichen Drink in der Linda Bar kehrt er für gewöhnlich nach Hause zurück, schläft eine Stunde, um dann ab zwanzig Uhr aus seinem mit asiatischer Kunst geschmückten Büro heraus während der halben Nacht das Geschehen auf dem New Yorker Finanzplatz zu verfolgen. «Alles dreht sich um den S&P 500, alles in der Welt korreliert mit Amerika.»

Faber sagt, er sei eigentlich ganz froh, dass der Rummel um ihn abgenommen habe und er jetzt vor allem nicht mehr acht Mal im Jahr wegen Verwaltungsratsmandaten um die Welt fliegen müsse. Immerhin sei er jetzt schon über siebzig Jahre alt. Jetzt hätte er mehr Zeit für sein Kerngeschäft, das Schreiben seines Newsletters und vor allem die Verwaltung seines eigenen Vermögens und das seiner Kunden.

Vermehrt denkt er darüber nach, ein Buchprojekt über die Anlagemärkte und die sich wiederholenden Krisen zu schreiben. Und das – wie es von ihm zu erwarten ist – nicht als trockene Abhandlung, sondern aus persönlicher Sicht.

«Kommendes Jahr arbeite ich seit einem halben Jahrhundert in der Finanzindustrie und habe viele Höhen und Tiefen hautnah miterlebt.» Der Börsenguru prognostiziert schon einmal, dass sein grosser Erfahrungsschatz auf Interesse stossen dürfte.