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Was macht eigentlich...

CVP-Nationalrat Felix Walker (Mitte) mit FDP-Kollege Franz Steinegger (rechts) 2002 in Bern.

Rund sechs Jahrzehnte ist sein Studium an der Uni St. Gallen (HSG) her. Doch noch heute zieht es Felix Walker an Abendvorlesungen seiner Alma Mater. Der 83-Jährige wohnt mit seiner Frau wenige Minuten von der HSG entfernt in einem modernen Haus im Quartier Rotmonten. Drei Kinder und sechs Enkel sind regelmässige Besucher. Sein halbes Leben ist der frühere Raiffeisen-Chef schon der Gallusstadt verbunden, war für sie politisch aktiv. Seiner alten Heimat ist der Bauernsohn dabei immer treu geblieben. Im März geht er wieder im Walliser Goms wandern, die Region schliesst an seinen Geburtsort Mörel unterhalb der Riederalp an.

Heute bezeichnet sich Walker noch als Beobachter des Zeitgeschehens. Zuletzt sitzt er bis 2012 im Präsidium der Caritas. Sein Nationalratsmandat legt er 2006 nieder. Als Präsident der Finanzkommission gehörten zu seinen grössten Vorlagen die Reform des Finanzausgleichs und die Einführung der Schuldenbremse, die das Defizit des Bundes tilgen hilft. Damals sei die politische Konsensfindung noch einfacher gewesen, sagt Walker im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft». «Heute sind die politischen Pole erstarkt, die konsensfähige Mitte ist geschrumpft.» Das Thema EU werde als Problem bewirtschaftet, dabei herrsche ein Reformstau im Lande. «Der Föderalismus muss neu organisiert werden, die Gesundheitskosten gehen durchs Dach, beim Kartellrecht sind wir noch längst nicht am Ende, und bei der Altersvorsorge laufen wir in einen Hammer», sagt Walker.

Doch mehr als den Nationalrat prägt Walker zuvor die Geschicke Raiffeisens. 1999 gibt er die Leitung an den mittlerweile in Ungnade gefallenen Pierin Vincenz ab. Der Walliser hinterlässt dem Bündner eine kraftstrotzende Finanzgruppe. Als der ehemalige Finanzchef der Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg 1979 in St. Gallen anfängt, ist das Raiffeisenreich ein Flickteppich von über tausend eigenständigen Kleinkassen, deren Marktgebiete oft nicht grösser als Dörfer sind. Geführt werden sie oft im Nebenamt vom Dorfschreiber oder von einem Treuhänder. «Sie konnten oft noch nicht einmal die eigene Gemeinde vernünftig mit Bankdienstleistungen versorgen», sagt Walker. Und wenn sie dann mal klotzten, seien oft finanzielle Schäden entstanden. Für Walker ist klar: «Raiffeisen hat nur eine Zukunft, wenn sie eine vollwertige Bank eines mittelständischen inländischen Kunden sein kann – nicht mehr und nicht weniger.»

Dafür müssen die Banken fusionieren, sich professionalisieren und digitalisieren. Verordnen kann Walker nichts. Die Banken sind seine Chefs, St. Gallen eine reine Dienstleistungseinheit. Walker geht auf Ochsentour durch die Provinz, leistet Überzeugungsarbeit, bietet Hilfe an, übt sanften Druck aus. Es funktioniert. Die Gruppe erreicht 1986 mit 1229 Banken ihre Höchstzahl – fortan fusionieren die Häuser. Bei Walkers Abgang existieren noch rund 500 Einzelbanken,  Raiffeisen ist zur drittgrössten Bank des Landes geworden, mit St. Gallen als Schaltzentrale.

Dort kauft nach Walker ein machtbewusster Vincenz für 1 Mrd. Fr. Beteiligungen. Nicht alles geht mit dem Rechten zu. Mitte Jahr erwartet Vincenz eine Anklage wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung. Walker hat neben Kritik auch Mitleid für den Nachfolger übrig. Es habe falsche Entwicklungen gegeben, die jetzt korrigiert würden. Doch die Gruppe habe sich stets prächtig entwickelt.