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Was macht eigentlich...

Carlo De Benedetti kaufte und verkaufte Aktienpakete von Firmen wie Olivetti, Buitoni und der skandalumwitterten Bank Ambrosiano.

Er prägte drei Jahrzehnte die Wirtschaftsgeschichte Italiens: Carlo De Benedetti zählte zu den umstrittensten, zugleich  auch vielseitigsten und interessantesten Protagonisten des italienischen «Familienkapitalismus». In jener Phase, als die Industriepatriarchen der ersten Generation abtraten und ihre Erben ans Ruder liessen, zugleich jedoch von neuen ehrgeizigen Finanzhaien bedrängt wurden.

Die bekanntesten Protagonisten dieses Generationenwechsels waren De Benedetti und Silvio Berlusconi. Zwei Charaktere, die verschiedener nicht sein könnten. De Benedetti, Jahrgang 1934, aus gutem Hause, Schulkollege des Fiat-Erben Umberto Agnelli. Berlusconi, zwei Jahre jünger, ein Parvenu ohne Kontakte zum inneren Zirkel der traditionsreichen Familien. Nur eines eint sie: Beide sind extrovertiert, und beide investieren aggressiv.

De Benedetti übernimmt 1978 den angeschlagenen Hersteller von Büromaschinen Olivetti, mit dem Segen der norditalienischen Hochfinanz sowie Roms. Während Berlusconi für seine Baupläne in Mailand Gelder aus unklaren Quellen besorgen muss, vermutlich der Mafia. Ab 1990 wetzen die Antagonisten die Messer um den Verlag Mondadori. Der Premierminister soll persönlich darauf hingewirkt haben, dass keiner der beiden zu viel Medienmacht erhält. De Benedetti fällt der Verlag Espresso zu, der die linksliberale Zeitung «La Repubblica» herausgibt, deren Gründung er 1976 mitfinanziert hatte.

Als in den Neunzigerjahren das klientelistische System zusammenbricht und die Staatsanwälte reihenweise Manager und Firmenchefs vor Gericht zitieren, stellt sich De Benedetti als einziger bekannter Name freiwillig. Um die Post mit Computern auszurüsten, habe Olivetti Schmiergelder bezahlt, lautet sein «mea culpa».

Heute ist der 84-Jährige Privatier. Vor zehn Jahren hat er nach eigenen Angaben seine Nachfolge geregelt. Die Kontrolle über die Familienholding Cofide-CIR übertrug er seinen drei Söhnen. Er blieb Präsident des Verwaltungsrats des Verlagshauses  Gruppo Espresso. Als dieses 2017 mit der in Turin herausgegebenen Tageszeitung «La Stampa» fusioniert, reicht der Firmenpatriarch seinen Rücktritt ein. Er wird Ehrenpräsident der in Gedi umbenannten Verlagsgruppe.

Vor zehn Jahren hat De Benedetti die Schweizer Staatsangehörigkeit erhalten. Das Land habe ihm und seiner Familie bereits während des Faschismus und später in den bleiernen Zeiten des Terrorismus einen sicheren Hort geboten, betont er. Die Schweiz sei deshalb für ihn eine zweite Heimat. Residiert wird in einem  Anwesen in St. Moritz-Suvretta. Vorwürfen in den italienischen Medien, er suche vor allem steuerliche Vorteile, widerspricht er prompt und wie für ihn typisch mit einer öffentlichen Erklärung. Tatsächlich hat er seinen Hauptwohnsitz bis zum Jahr 2015 in der für seinen Wein bekannten piemontesischen Region Langhe. Erst dann wechselt er in die Schweiz.

De Benedetti ist weiterhin öffentlich präsent. In Interviews und Auftritten tritt er für ein aufgeklärtes liberales und sozial engagiertes Italien ein. Gleichzeitig sind seine Anwälte intensiv damit beschäftigt, ihren berühmten Klienten gegen Anklagen der Justiz oder gegen vermeintliche Verleumdungen zu verteidigen. Das erinnert an seinen Widersacher Berlusconi, mit dem er bis heute eine tiefe gegenseitige Abneigung teilt.