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Was macht eigentlich…

Es sind Politiker oder Sportler, die mit Ereignissen verbunden werden und im öffentlichen Gedächtnis bleiben. Beatrice Tschanz ist bisher die einzige Pressesprecherin, der das in der Schweiz gelungen ist. Am 2. September 1998 stürzt Swissair-Flug 111 nahe der kanadischen Stadt Halifax ins Meer, 229 Menschen kommen ums Leben. Das Drama löst in der Schweizer Wirtschaft eine kleine Revolution aus. Zum ersten Mal kommuniziert ein Unternehmen offen, ehrlich und umfassend über ein Ereignis.

Gesicht und Stimme von Swissair ist dabei nicht der spröde CEO Philippe Bruggisser, sondern seine Kommunikationschefin Beatrice Tschanz. In einer Zeit, in der Unternehmen alles rosarot zeichnen und nur nach Salamitaktik Fehler zugeben, ist die empathische Zürcherin mit der festen, aber mitfühlenden Stimme eine ehrliche Maklerin. «In der Krise gibt es nur einen Weg», sagt Tschanz, «lückenlose Aufklärung und offensive Kommunikation». Jeder gesicherte Fakt wird sofort rausgegeben. «Das war das Neue. Nicht die Tschanz, die das verkündet hat», sagt die heute 74-Jährige.

Dennoch, die neue Offenheit wird mit  Tschanz verknüpft, sie wird zum Medienliebling. «Eine Frau führt die Swissair-Chefs», «Madame Swissair» und «Das Herz der Swissair», sind die Schlagzeilen, die sie auf den Sockel heben. Sie fühlt sich geschmeichelt, doch die Bodenhaftung verliert Tschanz nicht. «Ich wusste immer, wer hochgejubelt wird, wird auch wieder runtergeholt», sagt Tschanz. Ihr Vorleben als Journalistin hat ihr da «ein gutes Senkblei» mitgegeben.

Von 1971 bis 1987 arbeitet sie als Journalistin bei Ringier, ist Vize-Chefin von «Blick» und «Sonntagsblick». Und jedes Mal, wenn der Chef geht, wird ihr ein anderer Kerl vor die Nase gesetzt. «Ihr seid einfach kein Laden für Frauen», sagt sie zu Verleger Michael Ringier, der sie daraufhin zur Kommunikationschefin macht. Nach Stationen bei Jelmoli und Swissair sitzt Tschanz dann 2001 endlich in der Chefetage als Geschäftsleitungsmitglied beim Medtech-Unternehmen Sulzer Medica.

Doch nur bis 2003, dann wird das Unternehmen an den US-Konzern Zimmer verkauft und Tschanz kassiert für ihr Intermezzo Millionen. Plötzlich ist es aus mit «Bea national». «Abzockerin» urteilen die Medien. Tschanz lässt das kalt. «Ich, eine Abzockerin? Ich habe ein Drittel weniger als meine männlichen Kollegen bekommen», lacht Tschanz. Und ausserdem: «Das Steueramt Zumikon war auch sehr glücklich.» Heute arbeiten bei Zimmer in Winterthur ein Drittel mehr Leute als vor der Übernahme.

Um Tschanz, die mit ihrem Mann Herbert Kramel in Kempraten bei Rapperswil lebt, ist es ruhiger geworden. Aktiv ist sie noch als Mitglied der Kommission für Weltraumfragen. Diese dokumentiert die Beiträge von Wissenschaft und Industrie zur Raumfahrt und gibt Empfehlungen, auf denen der Bundesrat seine Weltraumpolitik und seine Rolle in der Europäischen Weltraumagentur definiert.

Und Chefin ist Tschanz bis heute. Als Präsidentin führt sie Oase, ein Unternehmen, das moderne Seniorenwohnungen baut und betreibt. Vier Immobilien verwaltet Oase, drei sind im Bau. Finanziert wird das Unternehmen von zehn vermögenden Familien, die bisher rund 30 Mio. Fr. investiert haben.

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